von PETER WINNEMÖLLER
Kommunismus ist eigentlich eine gute Idee. Alles gehört allen. Jeder bekommt, was er braucht. So weit die Theorie. Die Urgemeinde wollte das auch (vgl. Apg 4,32ff.). Geht die Formel Christentum gleich Kommunismus mit Bibelstunde auf? Befreiungstheologen dachten das. Am Ende hat es nicht funktioniert. Der Ostblock hat gezeigt, dass der Kommunismus nur eine Gewaltherrschaft sein kann und am Ende scheitert.
Antwort kann die katholische Soziallehre geben. Ausgehend von Rerum novarum bis heute wird immer wieder betont, es gibt ein Recht auf Eigentum. Aber jegliches Eigentum trägt in sich die Verpflichtung zur Nächstenliebe. Dem absoluten Gewinnstreben ist ein Riegel vorgeschoben. Geiz ist nicht geil, sondern Sünde. Gewinn ist nicht böse. Gewinn ist Unternehmerlohn und dieser hat gerecht zu sein.
Eine Antwort, die die katholische Soziallehre gab, kennen wir heute als Genossenschaften. Jeder bringt seinen Teil ein, und jeder erhält seinen Anteil am Gewinn. Die Genossenschaft ist ein Unternehmen und muss konkurrenzfähig sein. Ihre Produkte müssen gut sein und sich am Markt behaupten können. Dabei verwirklicht sie die Prinzipien der Solidarität und der Subsidiarität.
Auf diesen Säulen eine ganze Volkswirtschaft aufbauen. Dies war die Soziale Marktwirtschaft, die die Bundesrepublik Deutschland groß gemacht hat. Es wirkt etwas angestaubt, aber es war die richtige Antwort zur richtigen Zeit. Heute ist die einstmals erfolgreiche Deutschland AG moralisch pleite.
Das Christentum ist auch auf dem Rückzug. Die Kirche ist der große Player in Sachen Gesundheit und Soziales. Die Caritas ist einer der größten Arbeitgeber im Land und eine echte Cashcow. Von der eigenen Soziallehre ist die Kirche als Arbeitgeber zuweilen recht weit entfernt. Kirchliches Arbeitsrecht wurde gerade reformiert. Es gibt nicht genug katholische Arbeitskräfte. Katholische Moralstandards durchzusetzen wäre illusorisch. In der Kirche unserer Tage kommt der Profit vor der Moral.
Sprudelnde Kirchensteuer macht es unnötig, sich am Niedergang zu reiben. Lieber auf einer linksbürgerlichen Welle schwimmen. Die katholische Soziallehre sollen andere pflegen. Die Kirchensteuerzahler kommen aus Milieus, die es mit dem Herz-Jesu-Marxismus nicht so haben. Man muß kein Prophet sein, um zu wissen, daß die gegenwärtige Kirchensteuerhaussee ein letztes Aufbäumen ist.
Da ist etwas, das der Glaube und die Ökonomie gemeinsam haben. Es gibt Hochphasen und Niedergänge. In der Krise findet sich oft genug der Kairos (der rechte Augenblick) für grandiose neue Ideen.
In den USA macht gerade ein Buch von sich reden, das genau das enthält: Eine richtig gute Idee. Das Buch „The Benedict Option“ von Rod Dreher kommt mit so einer Idee um die Ecke. In Deutschland kennt man das Buch durch den Blogger und Publizisten Tobias Klein.
Der Leitgedanke ist die Ähnlichkeit des Niedergangs der Antike mit unserer Zeit. Aus dieser Ähnlichkeit zieht Dreher den Schluss, es brauche ähnliche Antworten wie damals. Er hat den Heiligen Benedikt entdeckt, der diese Antwort gegeben hat und damit Europa in folgenden Jahrhunderten prägen konnte. Es war der strategische Rückzug in die monastische Klausur der Mönche. Diese hat immer mit ihrer Umwelt interagiert und sie geprägt.
Das gemeinsame Eigentum gehört zum monastischen Leben. Sucht man einen echten christlichen Gegenentwurf zum Kommunismus, so ist es die monastische Lebensform. Dreher will nicht die Klöster neu erfinden, die gibt es schon. Es geht ihm darum, daß ganz normale Menschen einen Weg suchen, wie ihn der Heilige Benedikt gezeigt hat. Rückzug aus einer moralisch, wirtschaftlich und religiös niedergehenden Welt und Aufbau kleiner Basisgemeinschaften.
Im Übergang von der Antike zum Mittelalter hat der Heilige Benedikt den europäischen Weg begründet. Im Übergang von der Postmoderne in das, was kommen wird, sind es solche und ähnliche Ideen, um den Weg Europas in die kommende Zeit zu finden. Was wir kannten, geht gerade unter. Das Neue kennen wir noch nicht. Bleibt zu hoffen, daß das Buch von Rod Dreher seinen Weg über den großen Teich findet, um hier so intensiv diskutiert werden zu können, wie in es den USA bereits der Fall ist.
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