von KLAUS KELLE
WASHINGTON – „Jedes Mal, wenn ich mit Wladimir spreche, habe ich gute Gespräche, aber dann führen sie nirgendwo hin.“ Diese Erkenntnis verkündete US-Präsident Donald Trump gestern an der Seite von NATO-Generalsekretär Mark Rutte. Und der amerikanische Finanzminister Scott gleichzeitig neue Sanktionen gegen die russischen Ölkonzerne Lukoil und Rosneft an.
Es mache alles keinen Sinn, wenn Putin nicht den Willen habe, seinen „sinnlosen Krieg in der Ukraine“ zu beenden, so Trump.
Ja, was für eine Erkenntnis, oder?
Donald Trump hat ohne Rücksicht auf seine Verbündeten auf Diplomatie gesetzt. Aber Diplomatie ergibt nur einen Sinn, wenn beide Seiten ernsthaft an einer gewaltfreien Konfliktlösung interessiert sind. Und das ist bei Wladimir Putin nun eindeutig nicht der Fall. Das Scheitern der trumpschen Diplomatie, sein Betteln um vorzeigbare „Deals“ mit dem Kreml-Chef, sein Locken und Schmeicheln in Alaska beim letzten Treffen – all diese Charme-Initiativen haben null Wirkung auf den ehemaligen KGB-Offizier Putin. Denn der will nicht Frieden, er will Eroberung und Unterwerfung.
Zweifellos ein Fall für den Psychiater
Denn Putin hat ja immer wieder bekundet, wie sehr in der Untergang der Sowjetunion geschmerzt habe. Und dass er sich nun daran machen werde, „russische Erde einzusammeln“. In der Ukraine ist das blutgetränkte Erde, in Moldau und Georgien, selbst in den baltischen NATO-Staaten schaut man ängstlich auf den fressgierigen russischen Bären.
Man darf nur hoffen, dass Donald Trump es dieses Mal wirklich begriffen hat, dass Putin überhaupt nicht interessiert an einem Frieden ist. Dem Mann sind zerstörte Städte, Hunderttausende Tote, Verkrüppelte, vergewaltige Frauen und verschleppte Kinder vollkommen egal.
Es ist ganz offensichtlich, dass Putin diesen Krieg braucht, auch im Innern seines Landes und für sich selbst. Denn Russland hat der Menschheit wenig zu bieten außer Gas, Öl und imperiales Gehabe. Hätte er sich mit gleicher Energie der Entwicklung seines Landes gewidmet, mit der er bombardieren lässt – Russland wär heute ein blühendes Land. Ist es aber nicht, es ist ein verwelkendes Land.
Der frühere ukrainische Präsident Wiktor Juschtschenko hat sich jetzt zu Wort gemeldet und seine Zweifel in Bezug auf Russlands Zukunft ausgedrückt. „Wladimir Putin führt das Land in die Katastrophe“, sagte Juschtschenko im Gespräch mit europäischen Medienvertretern in Kiew. Russland habe noch nie eine vergleichbare Tragödie durchgemacht. Putin wolle nicht nur die Ukraine unterdrücken, sondern vernachlässige und beute die 20 Teilrepubliken der russischen Föderation aus. „Völker wie die Tartaren werden seit mehr als 200 Jahren versklavt und erinnern sich daran, was ihnen angetan wurde“, sagte Juschtschenko. Die verschiedenen ethnischen Gruppen würden schon bald „ihre eigene Wahl treffen und ihre eigenen Ziele für sich festlegen“. Der Zerfall Russlands in 20 verschiedene Republiken deshalb eine logische Schlussfolgerung.
Donald Trump hat schon häufig Haken geschlagen und Kehrtwenden hingelegt.
Das ist auch jetzt nicht ausgeschlossen – leider. Immerhin hat er das angestrebte Gipfeltreffen mit dem Kriegspräsidenten aus Moskau, das in Budapest schon in Vorbereitung war, abgesagt. Vielleicht bekommt die ukrainische Arme nun auch die wichtigen Tomahawk-Marschflugkörper.
Das Totalversagen der diplomatischen Bemühungen Washingtons wird all die Kreml-Lautsprecher hierzulande nicht beeindrucken. Krone-Schmalz, Kujau und Konsorten werden sich gedanklich kurz sammeln und uns neue Lügengeschichten über die Absichten des Kremls erzählen. Und in den Netzwerken werden sie wieder raunen vom „Deep State“ und den Illuminaten. Dagegen kann man nichts tun, politisch Irre hat es zu allen Zeiten gegeben. Und sie wird es immer geben.
Nur massiver Druck kann Putin stoppen – wirtschaftlich wie militärisch. Die europäische Staatengemeinschaft ist – mit zwei Ausnahmen – dazu bereit. Wenn die USA jetzt verlässlich wieder ins Boot steigen, dann gibt es Hoffnung auf Frieden und darauf, dass das russische Volk selbst den Mann stürzt und in den Haag zur Anzugsprobe in orange überstellt, der Russland in den Untergang zu stürzen droht.
Bildquelle:
- Donald_Trump_91: depositphotos / tennessee