Verbindung zwischen dem „verschwundenen“ deutschen Milliardär Haub und Sextäter Epstein entdeckt – warum waren eigentlich FBI und CIA so schnell in Zermatt?

Das wahrschinlich letzte Foto des lebenden Karl-Erivan Haub am 18. April 2018 in Zermatt, aufgenommen von einer Übrwachungskamera

von KLAUS KELLE

ESSEN/MOSKAU/ZERMATT – Nach allem, was bis heute bekannt ist, kann es keinen begründeten Zweifel daran geben, dass der frühere Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub, der im April 2018 beim Skifahren in Zermatt „verschwunden“ ist, putzmunter in Moskau lebt.

Die Indizien und, ja, Beweise, die weitgehend von der RTL-Journalistin Liv von Boetticher in jahrelangen Recherchen zusammengetragen wurden, sind erdrückend. Das Motiv der Agentenstory ist dabei allerdings immer noch offen.

War die „Event-Managerin“ (Wander-, Ski- und Kletterausflüge) Veronika Ermilova aus St. Petersburg Haubs Geliebte? Arbeitete sie als im Rahmen einee Einflussoperation des russischen Geheimdienstes FSB (früher KGB), war es einfach die Flucht nach gewaltigen Geldverschiebungen des Tenglmann-Konzerns nach einer gescheiterten Ausdehnung mit Supermärkten in der Russischen Föderation? Oder hängt auch das alles irgendwie zusammen?

Nun, kurz vor dem Jahreswechsel, kommt wieder eine unerwartete Wendung dazu

Denn urplötzlich taucht der Name von Karl-Erivan Haub in Dokumenten der gerade freigegebenen „Epstein-Files“ auf. Danach soll es eine – allerdings faktisch bisher ziemlich dünne – Verbindung zwischen dem Sexualstraftäter und dem deutschen Milliardär geben.

Konkret soll es um drei Seiten aus den „Epstein Files“ gehen, einer umfangreichen Veröffentlichung der amerikanischen Ermittlungsakten, die einen direkten Kontakt zwischen Mark Epstein, dem Bruder von Jeffrey Epstein, und der Kantonspolizei Wallis im Jahr 2020 belegen.

Dem zufolge habe sich Mark Epstein am 2. Juni 2020 direkt per Mail und Telefon an die Polizei im schweizerischen Sion gewandt und Zweifel an der offiziellen Suizid-Version im Fall seines eigenen Bruders geäußert. Der, Jeffrey Epstein, war am Morgen des 10. August 2019 leblos in seiner Gefängniszelle im Metropolitan Correctional Center in New York aufgefunden worden. Die anschließende Obduktion ergab Suizid durch Erhängen mit einem Bettlaken, das er an seinem Etagenbett befestigt hatte.

Dennoch gibt es bis heute Zweifel an der offiziellen Version

Was allerdings in Amerika bei spektakulären Fällen, in die Prominente verwickelt sind, nahezu immer der Fall ist. So beauftragte Epsteins Familie sogar einen Pathologen, der herausfand, dass die Art einiger Knochenbrüche im Halsbereich (insbesondere des Zungenbeins) auch bei Fremdeinwirkung vorkommen.

Mark Epstein jedenfalls zog gegenüber der Polizei in der Schweiz Parallelen zwischen dem Fall seines Bruders und dem verschwunden Haub im April 2018. In beiden Fällen, so seine These, könnte es sich um Tötungsdelikt handeln.

Und jetzt wird es noch spannender

Der Grund, weshalb Mark Epstein überhaupt aktiv wurde, seien Hinweise auf eine weitere beteiligte Person, die unter dem Pseudonym „Mim Mim“ auftritt und in einem persönlichen Gespräch von einem „Mr. Haub“ gesprochen haben soll, der im Epstein-Fall irgendeine Rolle spiele.

Und da kommt das Schweizer Bundesamts für Polizei (fedpol) ins Spiel. Dort gibt es interne Korrespondenz, die – Achtung, jetzt festhalten! – Kontakte zwischen dem ominösen „Mim Mim“ und Christian Haub, dem heutigen Tengelmann-Chef und Bruder des „Vermissten“, belegen. Den Akten zufolge könnte danach „Mim Mim“ Schweigegeld vom Sicherheitschef des Tengelmann-Konzerns erhalten haben. Und dieser Sicherheitschef hatte schon im Februar 2021 ausgesagt, dass es „eine Verbindung zwischen Karl-Erivan Haub und Jeffrey Epstein gibt“.

In einer E-Mail vom 15. Juni 2020 hatte dann eine fedpol-Beamtin das amerikanische FBI um Amtshilfe gebeten. Sie bat um eine Einschätzung der Glaubwürdigkeit des Zeugen Mark Epsteins und um weitere Informationen, ob US-Behörden Erkenntnisse zu einer möglichen Verbindung zwischen Epstein und Haub hätten. Ob diese Anfrage jemals beantwortet wurde, ist aus den Akten, die jetzt vorliegen, nicht ersichtlich.

Festzuhalten bleibt, dass es neben der russischen nun immer deutlicher auch eine amerikanische Spur im Fall des Verschwindens von Karl-Erivan Haub gibt.

Die RTL-Kollegin Liv von Bottioschr hatte in ihrem Buch „Die Akte Tengelmann“ bereits verwundert festgestellt, dass schon am Tag nach Haubs Verschwinden, als die Suchmaßnahmen in Zermatt gerade anliefen, Mitarbeiter des amerikanischen FBI und der CIA vor Ort waren und schweizerische Bergretter befragten. Für einen zufällig beim Skilaufen vermissten deutschen Manager ein höchst ungewöhnlicher Vorgang…

Bildquelle:

  • Karl-Erivan_Haub_3: thegermanz

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.