Afrika ist Sorge und Chance für die Zukunft zugleich

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

beim Abendessen mit fünf Unternehmern kam das Gespräch gestern Abend schnell auf den schwarzen Kontingent. Afrika, diese Ansicht vertrat einer in unserer Runde, ist der Markt der Zukunft schlechthin. Und wenn so einer, der jedes Jahr mehrfach in Afrika geschäftlich unterwegs ist, so etwas sagt, dann hören alle aufmerksam zu, auch wenn sie unwillkürlich daran denken, dass Millionen Afrikaner zeitgleich nicht sehnlicher wünschen, als da raus und zu uns nach Europa zu kommen.

Die Masse der Leute in Afrika hat kein geregeltes Einkommen, 70 Prozent der Afrikaner, so unser Freund, haben kein Bankkonto. Wie, um alles in der Welt, soll man dort Geschäfte machen? Korrupte Herrscher, die nur am eigenen Wohlergehen, nicht an dem ihrer Bürger interessiert sind. Und jetzt auch noch China mit seinem imperialen Machtanspruch, das mit üppigen Krediten und einem großzügigen Ausbau der Infrastruktur – sprich Straßen und Schienen – „aushilft“. Und wenn es dann mal Probleme bei der Rückzahlung gibt? Da ist Peking großzügig – und nimmt dann einfach die reichlich vorhandenen Rohstoffe als Wertausgleich.

Einer aus unserer Runde schätzt, dass China inzwischen in 60 Prozent der Staaten Afrikas einen großen bis bestimmenden Einfluss hat. Und eine große Militärbasis der Chinesen gibt es auch.

Afrika ist unendlich reich, keine Frage. Und die Afrikaner sind im internationalen Vergleich unendlich arm. Statt zu beklagen, dass Millionen Schwarzafrikaner auf gepackten Koffern sitzen, wäre es angebracht, dass Europa, dass der Westen insgesamt reingeht und dem chinesischen Vormarsch etwas entgegensetzt. Je besser es den Leuten dort geht, desto deutlicher wird der Wunsch schwinden, nach Europa rüberzumachen.

Aber wie sollen die Leute die Waren, die aus Europa geliefert werden – bei Gegenlieferungen zu fairen Preisen, versteht sich -, diese Waren denn bezahlen? Ganz einfach: 70 Prozent der Afrikaner haben zwar kein Konto, aber alle Afrikaner haben ein Smartphone. Und mehr braucht man nicht, wenn man Geschäfte mit Kryptowährungen wie Bitcoin organisiert. Hat nicht gerade erst El Salvador den Bitcoin als staatliche Währung im eigenen Land anerkannt?

Die Welt verändert sich, und wer im globalen Wettbewerb nicht mithalten kann, der ist auch schnell mal raus. China hat das begriffen und Indien auch, die Amis schauen erst einmal auf sich selbst, aber wenn in Afrika Business zu machen ist, sind sie schneller da, als man sich das vorstellen kann. Nur Europa begreift nicht, dass Afrika nicht nur ein Problem ist, sondern auch eine große Chancen für uns, für Europa und den Westen sein kann.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.