Anklage im Fall Maddie: Ist der Entführer ein Deutscher?

Liebe Leserinnen und Leser,

ich muss ehrlich sagen, ich hätte nicht mehr daran geglaubt, dass die Entführung der damals dreijährigen Madeleine McCann noch aufgeklärt werden könnte. Maddie, Sie erinnern sich?

Am 3. Mai 2007 verschwand das Kind, deren Fotos mit den großen Kulleraugen die ganze Welt kennt. Vermutlich wurde sie aus dem Familienapartment in einer portugiesischen Ferienanlage entführt. Ihre Eltern saßen mit Freunden nur 50 Meter entfernt in einer Tappas-Bar beim Essen. Immer wieder gingen die Mutter und der Vater abwechselnd in die Wohnung, um nachzuschauen, ob alles in Ordnung ist. Und dann der Alptraum aller Eltern: In einer gelösten Atmosphäre, Urlaub, Sonne, Wein ist plötzlich das eigene Kind weg.

Irische Touristen sahen etwa um 22 Uhr in der Rua da Escola Primária, 460 Meter von der McCanns-Wohnung entfernt, einen Mann, der aus Richtung Ocean Club kommend mit einem Kind auf dem Arm Richtung Strand ging. Ein Phantombild wurde angefertigt, doch es gelang nicht, den Mann zu identifizieren.

Aus der Rückschau erscheinen die polizeilichen Ermittlungen chaotisch verlaufen zu sein. Selbst die Eltern gerieten zeitweise ins Visier der Ermittler, ohne dass sich dieser Verdacht jemals auch nur ansatzweise bestätigen ließ.

Und doch werden nun die Behörden in Portugal Anklage erheben. Dringend tatverdächtig ist ein 45-jähriger Deutscher, der derzeit in Niedersachsen eine mehrjährige Haftstrafe wegen der Vergewaltigung einer 72-jährigen US-Amerikanerin im Jahr 2005 im portugiesischen Praia da Luz absitzt. Genau in dem Ort, wo Maddie damals entführt wurde.

Reicht das aus für einen Prozess oder gar eine Verurteilung? Auch ohne die Beweislage gegen Christian B., der in Braunschweig gelebt hatte, zu kennen, ist das schwer vorstellbar. Anfang dieses Jahres verhörte die Polizei eine Frau, die aussagte, sie habe rund um den Tatzeitpunkt im Mai 2007 fast jeden Abend mit dem Tatverdächtigen verbracht. Ob aber die Frau auch in der Tatnacht mit diesem Mann zusammen war, daran konnte sie sich nicht erinnern.

Medienberichte legen den Verdacht nahe, dass die Anklageerhebung strategischer Natur sein könnte, weil in Portugal – anders als in Deutschland – Mord verjähren kann. Anklageerhebung bedeutet Zeitgewinn. Und ungeklärt ist immer noch, ob das Mädchen, das vergangenes Jahr volljährig geworden wäre, vielleicht sogar noch lebt. Auszuschließen ist nicht einmal das, und man will sich das auch gar nicht vorstellen, sie könnte irgendwo in einem Kellerloch noch immer gefangen gehalten werden nach 15 Jahren.

Das Schicksal der Maddie McCann – wird irgendwann aufgeklärt, was wirklich mit ihr geschehen ist und wer der Verursacher all dieses Leidens ist?

Beste Grüße,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.