D-Day 26. September: Die CDU steuert auf eine Wahlkatastrophe zu

Liebe Leserinnen und Leser,

bei der Bundestagswahl 2017 bekundeten insgesamt rund 15 Millionen Wähler den Schwesterparteien CDU und CSU mit ihren Kreuzen auf dem Stimmzettel Sympathie (Zweitstimmen). Die CDU verlor im Vergleich zur Bundestagswahl davor 7,4 und die CSU 1,2 Prozent. Für die Unionsparteien mit Bundeskanzlerin Angela Merkel an der Spitze der Bundesregierung war das Ergebnis das schlechteste für die Union bei einer Bundestagswahl seit 1949. Die Bundestagsfraktion schrumpfte um sage und schreibe 55 Abgeordnete. Sie alle Opfer einer vollkommen durchgedrehten CDU-Nomenklatura, die mit ihrem linksgrünen Anpassungskurs an den Zeitgeist den Anschein erweckt, als wolle man die stolze Partei Adenauers und Kohls bewusst und mit Vollgas vor die Wand fahren und zerstören.

Doch wir haben nicht 2017, wir haben 2021, und so wie es aussieht dürfe Kanzlerkandidat Armin Laschet die 26,8 Prozent von Merkel vor vier Jahren noch deutlich unterbieten. Inzwischen ist sogar die SPD wieder auf Augenhöhe, die man längst zu vergessen schien, bis Hanseaten-Olaf auf den Schild gehoben wurde, um mit seinem freundlichen Auftreten vergessen zu machen, dass seine Parteichefin Saskia Esken heißt und am Tag nach der Wiederauferstehung der traditionsreichen Partei wie Kai aus der Kiste springen und am Kabinettstisch Platz nehmen wird. Und sogar Annalena Baerbock, die Einzigartige, von den Grünen hat Laschet inzwischen in der Beliebtheit überholt.

Kaum einer will den Aachener wirklich, längst werden in der Bundestagsfraktion Stimmen laut, den Spitzenkandidaten jetzt noch auszuwechseln, um wenigstens das Allerschlimmste zu verhindern. Und weil die Union zu so einer Rochade fünf Wochen vor der Bundestagswahl niemals imstande sein wird und ja auch keinen unumstrittenen Ersatzmann oder eine Ersatzfrau anzubieten hat, würde ein solcher Panikwechsel definitiv nichts bringen. Die Entscheidung für Armin Laschet als Parteivorsitzender und Kanzlerkandidaten empört viele an der Basis, die sich den eloquenten Friedrich Merz gewünscht hätten. Doch die Führungskader der Union, Bundesparteitag und Präsidium, mehrheitlich Nutznießer des Machtsystems Merkel, verhinderten den Mann, der den notwendigen Kurswechsel hätte einleiten können. Das ist also vorbei, selbst Söder hat sich durch sein ständigen öffentliches Rumgenöle gegen Laschet ins Abseits geschossen. Jetzt ist egal, wer das Gesicht der unvermeidlichen Niederlage sein wird. Von mir aus kann die CDU Günther Jauch oder Kapt’n Blaubär zum Kanzlerkandidaten machen, die Leute haben die Nase gestrichen voll von dieser durchgemerkelten Union.

Gestern Abend war ich eigentlich mit einem möglichen größeren Investor zum Abendessen in Berlin verabredet. Leider wurde der Termin am Nachmittag wegen Unwohlsein des Mannes abgesagt und muss neu terminiert werden. So hatte ich plötzlich einen Abend in der Hauptstadt frei. Shocking! Was macht man als konservativer Publizist also, man telefoniert mit einem alten Freund aus der Berliner CDU, und so entstand eine Runde um einen Biertisch mit CDU-Mitgliedern, auch Funktionären und sogar einem, der selbst Kandidat ist. Und was soll ich sagen? Die haben alle die Schnauze dermaßen voll, dass es kaum zu beschreiben ist. Es wurde konkret erzählt von Stadtverbänden, die sich weigern, Laschet-Plakate zu kleben, von mies besuchten Veranstaltungen und Infoständen, die ausfallen, weil keiner aus der Ortsunion Lust hat, sich das samstags in der Fußgängerzone anzutun.

Und warum das alles? Weil eine träge Funktionskaste sich im System Merkel gemütlich eingerichtet hat. Weil man nicht den oder die Beste(n) wählt, sondern gute Leute mit anderen Ansichten als den eigenen verhindert. Und wenn es eins nicht gibt, was die Strategen im Adenauer-Haus interessiert, dann ist das, was die Basis und die Stammwähler wollen. So scheint nun die Grenze überschritten, jetzt haben sie es überzogen. Die eigene Basis und die treuesten der treuen Wähler immer wieder herablassend und mit der Arroganz der Mächtigen zu behandeln, dafür werden sie am 26. September die Quittung erhalten. Ein Ergebnis um 20 Prozent wird weitere Dutzende Mandate kosten, auch weil irgendwann die sicheren Wahlkreise zu wackeln beginnen. Schon jetzt werden Listen mit den Namen von bisherigen Bundestagsabgeordneten angefertigt, die es wahrscheinlich „beim nächsten Mal nicht mehr schaffen“. Und das ist traurig, weil es nicht nur die charakterlosen Kopfnicker und Merkel-Beifall-Klatscher trifft, sondern richtig gute Leute, Männer wie Frauen.

Millionen Wähler der Unionsparteien haben sich in den vergangenen Jahren unter Kanzlerin Merkel abgewendet, seit Merkels erster Wahl 2005 hat sich die Zustimmung nahezu halbiert. Und immer mehr Stimmen sind in der CDU zu hören, ob das alles ein Unfall der Geschichte war, ein schreckliches Missverständnis mit der Uckermärkerin und der rheinisch-katholischen CDU oder ob diese Entwicklung genau so gewollt und irgendwo von irgendwem ausgedacht wurde.

Egal, ob sich Laschet am Wahlabend mit 0,2 Prozent mehr noch über die Ziellinie rettet oder ob er gegen das Linksbündnis von Schulz verliert und mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt wird, nicht ohne vorher den Wählerinnen und Wähler noch für das Vertrauen zu danken: Am 26. September ist D-Day, für Merkel und von der Leyen, für Günther und Lachet und all die charakterlosen Nutznießer, die so schön klatschen können, während unser Land vor die Hunde geht. Aber leider eben auch für die Guten, die es versucht haben, aber abgemeiert wurden, ein ums andere Mal.

Ein CDU-Funktionär sprach vorhin am Tisch aus, was viele CDU-Anhänger in diesen Wochen denken. Rot-Rot-Grün wäre schlecht für unser Land, aber es würde auch nicht untergehen. Doch vielleicht wäre es die letzte Chance, vielleicht die allerletzte, reinen Tisch mit all dem Irrsinn der vergangenen Jahre unter Merkel und Altmaier, mit Gender-Schwachsinn und Atomausstieg, mit Afghanistan-Chaos, mit dem Auspressen des Mittelstandes, mit der chaotischen Covid-19-Bekämpfung mit harten Lockdowns, mit Gewaltkriminalität, oftmals begangen von Leuten, die kein Recht haben, in unserem Land zu sein, die wir aber alle brav alimentieren.

Ich denke, der 26. September 2021 wird ein wirklich spannender Wahltag. Und er kann den völligen Zusammenbruch der CDU bringen, wie wir sie mal kannten.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.