Das Jahr 2025 war sowas von für die Tonne…außer bei meinem kleinen Fußballclub

Das Jahr 2025 ist fast vorbei...

von KLAUS KELLE

BERLIN/POTSDAM – Wenn wir in einigen Jahren auf das Jahr 2025 zurückblicken, werden wir es vermutlich als das „Jahr der großen Zäsuren“ bezeichnen. Zumindest lässt sich konstatieren: Es war kein gutes Jahr. Es war eine Zeit, in der politische Gewissheiten zerbrachen, neue Führungspersönlichkeiten die Weltbühne betraten und die Kulturwelt von schmerzhaften Abschieden geprägt war.

Das Jahr begann mit einem Paukenschlag, als Donald Trump am 20. Januar seine zweite Amtszeit als US-Präsident antrat.

Anders als 2017 waren der Immobilienmilliardär und sein Team dieses Mal bestens vorbereitet. Ein rund 900-seitiger „Masterplan“, entwickelt von der konservativen Heritage Foundation unter Beteiligung vieler ehemaliger Trump-Mitarbeiter, diente dabei als Leitfaden.

Im Wahlkampf 2024 hatte sich Trump noch öffentlich von diesem Papier distanziert, doch die Realität seiner Amtsführung sprach eine andere Sprache.

Die Einführung neuer Zölle und die Drohung, die Unterstützung für die Ukraine drastisch zu kürzen, zwangen Europa dazu, eine lange vermisste Eigenständigkeit aus der Not heraus zu entwickeln.

In Deutschland hatte dieser äußere Druck, gepaart mit inneren Zerwürfnissen über die Schuldenbremse, bereits im Vorjahr zu einer vorgezogenen Bundestagswahl geführt. Die Union ging als deutlicher Sieger daraus hervor, zweitstärkste Kraft wurde mit massiven Zugewinnen die AfD, deren Bundestagsfraktion sich verdoppelte.

Friedrich Merz (CDU) wurde dann erst im zweiten Anlauf zum neuen Bundeskanzler gewählt – wohl auch, weil manch einer in der SPD bis heute mit dem Sauerländer fremdelt.

Die Performance von Merz als Regierungschef blieb bisher deutlich hinter den Erwartungen vieler seiner Wähler zurück.

Die von ihm selbst verordnete „Brandmauer“ lässt die SPD bei der aktuellen Sitzverteilung im Parlament als einzigen möglichen Regierungspartner erscheinen. Die bürgerlichen Wähler hatten an den Wahlurnen auf Mitte-Rechts gesetzt, bekommen haben sie jedoch eine Politik, die viele als „links“ empfinden.

Besonders deutlich wurde dies beim Thema Finanzen: Hatte Merz im Wahlkampf noch strikt an der Schuldenbremse festgehalten, legte die neue Koalition bereits vor der konstituierenden Sitzung ein massives „Sondervermögen“ auf.

Ein Taschenspielertrick, mit dem eine enorme Neuverschuldung für Verteidigung, Infrastruktur und Klima finanziert werden soll. Doch nicht einmal das verlief bisher reibungslos: Von den geplanten 500 Milliarden Euro wurden im ersten Jahr lediglich 37 Milliarden tatsächlich ausgezahlt – ausgebremst durch bürokratische Hürden und umständliche Planungsverfahren.

Kein Wunder, dass die AfD in Umfragen immer stärker abschneidet und ihre Abgeordneten im Hohen Haus vor Kraft kaum laufen können. Dennoch stößt die Wackel-Haltung der Partei in Bezug auf Russlands Krieg gegen die Ukraine bürgerliche Milieus, besonders in Westdeutschland, anscheinden ab.

So eskalierte ein Streit über deutsche Waffenlieferungen zwischen dem Thüringer Rechtsausleger Björn Höcke und dem Bundestagsabgeordneten Rüdiger Lucassen, einem früheren Bundeswehroffizier, öffentlich auf großer Bühne.
Den Tiefpunkt markierte eine Aussage von AfD-Sprecher Tino Chrupalla: Auf die Frage von Markus Lanz, ob er Putin für einen Kriegsverbrecher halte, antwortete dieser: „Mir hat Putin nichts getan.“ Es war die wohl blödeste, ok naivste, Politiker-Aussage, die ich jemals im deutschen Fernsehen gehört habe.

Zurück zu Merz: Er präsentiert sich bisher durchsetzungsschwach und wankelmütig. Ob bei Personalien wie Brosius-Gersdorf, beim Rentenpaket oder der fehlenden wirtschaftlichen Dynamik – ein echtes Gespür für die drängenden Probleme ist nicht erkennbar.

Lediglich Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) scheint seinen Job bei der Bekämpfung der Massenmigration professionell anzugehen, wenngleich auch hier die Ergebnisse noch hinter den Notwendigkeiten zurückbleiben. Parallel dazu endete die Parteikarriere des früheren Verfassungsschutzchefs Hans-Georg Maaßen mit einem Knall: Als Vorsitzender des Fördervereins der WerteUnion gestürzt, gab er auch die Führung der Partei auf. Ein weiterer Aktenordner im Archiv gescheiterter konservativer Parteigründungen, der für die Ewigkeit verstaubt.

Ein neuer Papst für eine neue Zeit

Inmitten unserer turbulenten Zeiten von Kriegen und Krisen platzte die Nachricht, dass Papst Franziskus am 21. April 2025 (Ostermontag) im Alter von 88 Jahren verstorben ist. Er erlag den Folgen eines Schlaganfalls, nur einen Tag nachdem er am Ostersonntag noch den Segen „Urbi et Orbi“ gespendet hatte.

Zur Überraschung vieler Beobachter wurde am 8. Mai dann erstmals ein US-Amerikaner zum Oberhaupt der katholischen Wltkirche gewählt: Papst Leo XIV. (bürgerlich Robert Francis Prevost). Er steht nun weltweit 1,4 Milliarden Katholiken vor. Leo XIV. besitzt neben der US-amerikanischen auch die peruanische Staatsbürgerschaft, da er zuvor 20 Jahre in Peru gelebt hatte, unter anderem als Bischof von Chiclayo. Zudem ist er der erste Augustiner-Ordensmann auf dem Stuhl Petri überhaupt.

Das Schicksal der Ukraine

Die Lage für die Ukraine hat sich im Verlauf des Jahres zugespitzt. Donald Trumps Versuch, einen „24-Stunden-Frieden“ zu erzwingen, scheiterte kläglich; offensichtlich hatte er den Kriegstreiber Putin unterschätzt. Seine Strategie, Kiew durch den Stopp von Militärhilfen an den Verhandlungstisch zu zwingen, destabilisierte lediglich die Front.

Da Russland die vollständige Kapitulation fordert und die Ukraine ohne NATO-Sicherheitsgarantien keine Gebietsabtretungen akzeptieren kann, herrscht weiter diplomatischer Stillstand. Trotz verstärkter Rüstungspakete aus Europa unter Kanzler Merz und weiterer Waffenlieferungen auch aus den USA – gegen europäische Bezahlung – kämpft die Ukraine weiterhin um ihr nacktes Überleben.

Zwischen Rezession und KI-Boom

Während die deutsche Automobilindustrie unter dem Druck der chinesischen Konkurrenz und hohen Energiepreisen ächzte, erlebte die Künstliche Intelligenz ihren endgültigen Durchbruch im Alltag. KI-Systeme übernahmen flächendeckend Aufgaben in der Verwaltung und im Gesundheitswesen. Dennoch blieb die Stimmung gedrückt: Die Kaufkraft der Mittelschicht schrumpft spürbar – ein Umstand, den selbst Rekordumsätze bei Luxusgütern nicht kaschieren können.

Der Terror bleibt eine ständige Bedrohung

Auch 2025 blieb Deutschland nicht von Gewalt verschont. Im Februar steuerte ein 24-jähriger afghanischer Asylbewerber bei einer Demonstration in München gezielt einen Pkw in die Menge; eine Mutter und ihre Tochter starben, 46 Menschen wurden verletzt. Im Mai folgte eine Messerattacke in Bielefeld, bei der ein Syrer fünf Fußballfans verletzte, die vor einer Kneipe feierten. In Mannheim raste im März ein Mann am Paradeplatz in eine Menschenmenge; hier stellten Ermittler später jedoch eine schwere psychische Erkrankung (Borderline) als Ursache fest.

Und der (Fußball-) Sport?

Sportlich stand das Jahr 2025 im Zeichen einer erwartbaren Rückkehr zur „Normalität“ – zumindest aus Sicht der bayerischen Landeshauptstadt. Nachdem Bayer Leverkusen im Vorjahr die historische Serie des FC Bayern München unterbrochen hatte, holten sich die Münchner am 4. Mai 2025 die Schale zurück. Unter großem Jubel in der Allianz Arena sicherte sich der Rekordmeister bereits am 32. Spieltag seinen 34. Meistertitel.

Doch die größte Story des deutschen Fußballs im Jahr 2025 schrieb der Drittligist Arminia Bielefeld, was mich besonders freute, gehört doch mein Fußball-Herz diesem Verein seit über 50 Jahren. Die Ostwestfalen starteten eine märchenhafte Pokalreise und warfen auf dem Weg ins Finale in Berlin gleich mehrere Bundesligisten aus dem Wettbewerb, darunter den amtierenden Meister und Pokalsieger Bayer Leverkusen. Sie erreichten als erst vierter Drittligist der Geschichte das DFB-Pokalfinale. Der Traum vom Titel endete jedoch am 24. Mai im Berliner Olympiastadion, wo sie dem VfB Stuttgart mit 2:4 unterlagen. Trotz der Niederlage wurde die Mannschaft in der Heimat frenetisch gefeiert und schaffte parallel dazu immerhin den erneuten Aufstieg in die 2. Bundesliga.


Kultur und Abschiede: Das Ende einer Ära

Im Unterhaltungsbereich markierte das Jahr das Ende einer Institution: Thomas Gottschalk verabschiedete sich mit einer emotionalen Gala endgültig vom Bildschirm. Mit ihm ging ein Stück des „Lagerfeuer-Fernsehens“. Viele spürten in diesem Moment, dass die Zeit der großen, gemeinsamen TV-Erlebnisse unwiderruflich vorbei ist – und man könnte hinzufügen: Das öffentlich-rechtliche System in seiner jetzigen Form steht ebenfalls vor dem Ende, auch wenn es noch nicht alle wahrhaben wollen.

Mit dem Tod von Brigitte Bardot verlor die Welt zudem eine Filmikone und die letzte große Muse des europäischen Kinos des 20. Jahrhunderts. Ihr Tod im Alter von 91 Jahren löste weltweit Trauer aus und schloss ein langes Kapitel der Kulturgeschichte. Leider nörgelten nach ihrem Tod am Lebenswerk der engagierten Tierschützerin, die sich im Alter dem rechten Front National angenähert hatte.

Bildquelle:

  • Jahreswechsel_Rückblick_2025: adobe.stock

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

Jetzt spenden (per PayPal)

Jetzt abonnieren

Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.