Der Inhalt und die Bedeutung der Botschaften von Fatima für die Kirche – Teil 2

The statue of the Virgin Mary is shoulder carried by faithful prior to the start of a mass at the Sanctuary of Our Lady of Fatima Saturday, May 13, 2017, in Fatima, Portugal. The pontiff will canonize on Saturday two poor, illiterate shepherd children whose visions of the Virgin Mary 100 years ago marked one of the most important events of the 20th-century Catholic Church. (AP Photo/Armando Franca)

von PETER WINNEMÖLLER

Auch 100 Jahre nach den Erscheinungen von Fatima und 28 Jahre nach dem Niedergang des Kommunismus in Russland ist die Botschaft von Fatima noch aktuell wie 1917. Maria warnte die Welt vor den Irrlehren, die Russland verbreiten würde. Am 7. November 1917 begann in Russland die Diktatur des Proletariats. Der Kommunismus hatte zunächst den großen Vielvölkerstaat im Osten Europas im Griff. Nach dem von Maria angekündigten weiteren, noch schlimmeren Krieg, beherrschte der Sowjetkommunismus direkt oder indirekt für 40 Jahre große Teile der Welt.

Auch nach dem Ende des Sowjetreiches und seines Einflusses auf die Welt sind die Irrtümer keinesfalls schon besiegt. Es kommen im Gegenteil immer neue hinzu. Linker Feminismus, Ökologismus und die Genderideologie sind nichts anderes als Ableger des Kommunismus. Es sind sozusagen die Kinder und Enkel der Irrtümer, die Russland verbreitet hat. Die Botschaft Mariens an die Welt ist also keinesfalls obsolet geworden.

In den Erscheinungen zeigt Maria den Kindern in Bildern und Worten den Weg des Glaubens für unsere Zeit. Der Kern der Botschaft von Fatima ist Gebet und Buße. Die Sünden der Menschen beleidigen Gott so sehr, daß es nötig ist, mit Gebet und Buße dagegen zu wirken. Das nennt man Sühne. Dabei verstört uns heutige Menschen der Begriff beleidigen, wenn auf Gott angewandt wird. Wie kann der Mensch den großen und absoluten Gott beleidigen? Ganz sicher ist das nicht Beleidigung im Sinne von Ehrverletzung, die Ehre Gottes kann der Mensch nicht schädigen. Von einer anderen Seite her wird es vielleicht einsichtiger. Im Wort „beleidigen“ steckt „Leid“/„leiden“. Die Sünde fügt Gott Leid zu, weil er mit den Menschen fühlt, die die Sünde schädigt. Das ist der Sünder ebenso wie das Opfer der Sünde.

Die Barmherzigkeit Gottes ist größer als wir uns das in unseren kühnsten Träumen vorstellen können. Der „beleidigte“ Gott kommt nicht etwa als Rächer über die Welt, sondern er wird als „leidender“ ein Menschen und trägt das Leiden der Menschen. Das geschieht aus unendlicher Liebe zum Geschöpf, das Gott zu erlösen trachtet. Dazu nämlich ist Gott Mensch geworden und hat unter uns gelebt und gelehrt. Am Ende hat er die Sünde selbst auf sich genommen und ist am Kreuz für uns gestorben. Deutlicher kann es eigentlich nicht werden. Maria war und ist dabei eine Hilfe Gottes. Ihr „Fiat“(=lat. es möge geschehen) hat das Wort Fleisch werden lassen. Gott wurde aus einer Frau als Mensch geboren. Aus welchem Grund sollte also Maria aufhören, an Gottes Heilswerk als Fürsprecherin der Menschen mitzuwirken.

An dieser Art zu handeln mitzuwirken, dazu fordert Maria auf. Das ist der Kern der Botschaft von Fatima. Es geht auch nicht darum, das Leid zu suchen. Es gibt genug Leid in der Welt. Das Leid, dass uns trifft, das sollen wir dem Leiden Christi, des menschgewordenen Gottes beigeben, mit ihm leiden, bei ihm leiden. Umgekehrt ist auch Christus immer bei den Leidenden. Denn das Leiden der Menschen ist vor allem das Leiden unter der Sünde. Doch Leidensmystik ist nicht der Kern. Der Kern von Fatima ist schlicht und ergreifend das Gebet. Maria empfiehlt, ja sie erbittet von den Menschen, den Rosenkranz. Sie bittet darum, sich mit ihrem Herzen zu vereinen. Das ist ein Bild, das jeder versteht. Der Herz ist der Sitz der Liebe. Sich mit der Liebe der Mutter zu ihrem Sohn verbinden. Das ist der Kern von Fatima.

Sie bittet darum, an Samstagen die Hl. Messe zu feiern, zu beichten und die Kommunion zu empfangen. Wer sich die Botschaften von Fatima genau anschaut, findet nichts, was die Kirche nicht schon vorher und nachher immer empfohlen hat: Gebet, Buße, Empfang der Sakramente. Maria zeigt den Seherkindern und durch sie der Welt, wie das in unseren Tagen gehen kann. Im Grunde sind die Erscheinungen von Fatima durchaus gemeinsam mit den Erscheinungen von Sr. Faustyna die große Gebetsschule für das 20. und 21. Jahrhundert.

Die Geheimnisse von Fatima verfolgen exakt dieses Ziel. Es ist eine Botschaft in drei Teilen. Zunächst werfen die Kinder einen Blick auf die Hölle. Niemand in der Welt ist in der Lage, die Hölle in ihrer ganzen Wirklichkeit zu sehen, darum sehen die Kinder ein Bild. Es ist ein Bild, wie es scheußlicher nicht sein kann. Es zeigt unendliches Leiden und nie endende Hoffnungslosigkeit. Wie sollte die Hölle besser zu beschreiben sein als so. In den folgenden Jahrzehnten verwenden die Menschen viel Energie darauf, die Existenz von Teufel und Hölle wegzudiskutieren. Die Warnung, die von Fatima ausgeht, ist ernst. Die Hölle ist eine realistische Option, wenn sich der Mensch dem Wirken Gottes versperrt.

Der zweite Teil zeigt einen Weg in unser Zeit sich gerade diesem Wirken Gottes nicht zu verschließen und so die Menschen zu retten. Das heißt nichts anderes als sie zu Gott zu führen. Die Irrtümer Rußlands stehen auch hier wieder exemplarisch für die Irrtümer unserer Zeit. Maria bittet darum, Rußland ihrem Herzen zu weihen. Sie zeigt den geistlichen Weg auf, den die Welt gehen kann, um Menschen zu Gott zu führen.

Der dritte Teil wurde lange unter Verschluß gehalten. Er ist sehr kryptisch. Er wirkt bedrohlich und apokalyptisch. Es geht darum, was der Papst erleiden muß. Papst Johannes Paul II. auf den am 13. Mai 1981 ein Attentat verübt wurde, bezog dies Geheimnis auf sich. Er war davon überzeugt, daß die ungewöhnliche Schußbahn des Projektils, welches ihn getroffen hat, von der Hand Mariens umgelenkt wurde. Dieses Projektil wurde in die Krone der Marienstatue in Fatima eingearbeitet.

Die Ereignisse von Fatima haben viele Menschen zum Glauben geführt, im Glauben gestärkt und ihnen die Kraft zur Sühne gegeben. Und obwohl vieles rund um die Botschaft von Fatima für Menschen unserer Tage so weltfremd wirkt, ist doch gerade die Welt der Menschen das Ziel der Botschaft. Auch 100 Jahre nach den Erscheinungen wirkt Fatima fort. Verschiedene innerkirchliche Initiativen führen sich auf Fatima zurück. Neben Lourdes ist Fatima einer der wichtigsten Marienwallfahrtsorte weltweit.

Bildquelle:

  • Portugal Pope: krone

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