Der Rosenkrieg in Washington eskaliert: Milliarden-Elon gründet eine neue Partei – so wie ein anderer 1992 auch schon mal

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

es hat was von enttäuschter Liebe, was sich seit fünf Wochen zischen US-Präsident Donald Trump und seinem einstigen besten Buddy Elon Musk abspielt. Wenn die gegenseitige Enttäuschung besonders schmerzt, dann gibt es kaum noch Grenzen.

Elon ist ein smarter Typ, einer, der unsere Welt ein kleines Stück vorangebracht hat. In Sachen internationaler Zahlungsverkehr, E-Mobilität und bei der Privatisierung der Raumfahrt. Und nebenbei ist er wohl auch noch der reichste Mann auf dem Planeten, der es sich leisten kann, Twitter/X mal eben für 44 Milliarden Dollar zu kaufen, wenn ihm nicht gefällt, dass da volksbelehrt und abweichende Meinungen geblockt werden.

Im Präsidentschaftswahlkampf 2024 hat er Trumps Kampagne mit 250 Millionen Dollar unterstützt, war nach dem Wahlerfolg bester Freund der Trumps, Dauergast in Mar-a-Lago, wichtigster Berater und Leiter der Effizienzbehörde DOGE. Und jetzt ist er raus bei Hofe. Ganz raus.

Donald Trump hat ihm noch ein paar Unflätigkeiten hinterhergerufen, was der Mann halt so macht, wenn er aufgebracht ist. Man müsse sich das Firmenkonstrukt von Musk mal genauer anschauen – „vielleicht mache ich das“ – und sollte Musk nicht sowieso lieber in seine südafrikanische Heimat zurückgehen?

Der Autobauer und Entrepreneur hat sich mit dem Präsidenten überworfen, weil der – anders als angekündigt – nicht spart und den Staatshaushalt in Ordnung bringt, sondern die Kohle nur so mit Schaufeln aus dem Fenster des Weißen Hauses wirft. Der trumpsche „Big Beautiful Bill“ ist verabschiedet worden im Kongress, der Präsident hat mal wieder gewonnen, hat es allen gezeigt – auch Elon Musk.

Doch, auch das gehört zur Wahrheit dazu, es bleiben viele Zweifel in der Grand Old Party (GOP), also bei den Republikanern, an dem 900 Seiten starken Gesetzespaket, das Amerikas Wirtschaft angeblich richtig in Schwung bringen soll. Die besten Tage Amerikas liegen noch vor uns, pflegen die Präsidenten drüben zu sagen – allerdings schon seit 1980. Und wahrscheinlich gab es auch vor Ronald Reagan Präsidenten, die diesen Satz so oder ähnlich verwendet haben.

Jetzt hat sich Elon Musk mit einer neuen politischen Bombe zu Wort gemeldet. Er hat die bevorstehende Gründung der „America Party“ also einer neuen Partei angekündigt, mit der er das in den USA tradierte Zwei-Parteien-System aufbrechen will. Trump, erkennbar angefressen und überzeugt, dass er mit seiner big beautiful Republikanischen Partei doch alles hat, was Amerika braucht, nannte Musks Ankündigung „lächerlich“. Und dann: „Es macht mich traurig mitanzusehen, wie Elon Musk völlig aus der Bahn gerät und sich in den letzten fünf Wochen im Wesentlichen zu einem Zugunglück entwickelt hat.“

Es ist an der Zeit, neues Popcorn zu holen

Entertainment können die Amis wirklich besser als alle anderen zusammen. Und trotzdem muss man es auch ernst nehmen, wenn der reichste Mann der Welt so etwas anschiebt. Denn eine Partei ohne Geld gründen – das ist nur in Deutschland möglich…

Tatsächlich gab es im Jahr 1992 schon einmal einen Milliardär aus – natürlich – Texas namens Ross Perot, der als parteiloser Kandidat US-Präsident werden wollte und das nötige Kleingeld für eine landesweite Kampagne hatte. Er trat gegen die politischen Schwergewicht Bill Clinton (D) und George Bush (R) an und sammelte tatsächlich sehr respektable 18,91 Prozent der Wählerstimmen ein. „Ross for Boss“ war Perots Kampagne damals überschrieben. Fast jeder fünfte Amerikaner wählte Perot, aber letztlich entscheidend ist das Wahlmännergremium, und da der Texaner nicht einen einzigen Bundesstaat gewinnen konnte, ging sein großer Traum nicht in Erfüllung.

1995 gründete Perot übrigens auch noch eine Partei, die „Reform Party“, und 1996 trat er noch einmal als Präsidentschaftskandidat an. Da reichte es dann nur noch für 8,4 Prozent. Grund für den Stimmenrückgang dürfte sein, dass Perot – anders als 1992 – nicht zum großen Fernsehduell zugelassen wurde. Damals konnte so etwas wahlentscheidend sein. Heute würde Musk den Fernsehsender, der ihn nicht zulässt, einfach kaufen…

Ihnen allen eine schön Woche!

Herzlich Grüße
Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.