Deutschland hat keinen Anführer mehr

Guten Morgen, liebe Leser(innen) und Freunde des gepflegten Journalismus!

Eine YouGov-Umfrage im Auftrag der deutschen Presse-Agentur fördert heute bemerkenswerte Ergebnisse zu Tage. 2387 repräsentativ ausgewählte wahlmündige Bürger – das ist für Umfragen eine Menge – wurden gefragt, wen unseres politischen Spitzenpersonals sie für kanzlertauglich halten. 29 Prozent antworteten: den aktuellen Bundeskanzler Olaf Scholz von der SPD. Aber der ist ja schon Bundeskanzler, und deshalb ist umso bemerkenswerter, dass ihn 58 Prozent für ungeeignet halten.

Wohl deshalb, weil er das ganz offenkundig ist

Aber wenn man in einem Land lebt, in dem 26 Prozent Annalena Baerbock und immer noch 23 Prozent Robert Habeck für kanzlertauglich halten, dann muss man sich schon Sorgen um den Zustand dieser Gesellschaft machen. Das ist ja seit langem mein Reden, dass uns diese Ampel-Koalition nicht als Fallobst vom Baum geschenkt wurde, sondern Millionen Menschen wählen die ganz freiwillig, womöglich sogar mit Überzeugung und Begeisterung.

Natürlich richtet sich dann der erste Blick auf die Politiker der stärksten Parteiengruppierung in Deutschland, weil die ja tatsächlich die Chance haben, 2025 wieder eine neue Regierung zu bilden und anzuführen.

Und da kommt CDU-Chef Friedrich Merz nur auf vergleichsweise schlappe 25 Prozent, den immerhin gleichzeitig 56 Prozent als ungeeignet ansehen. Selbst bei den Unions-Anhängern sehen nur 46 Prozent den Sauerländer als geeignet an. Der einzige, der bei der Union wirklich stark vorne liegt, kommt aus Bayern und heißt Markus Söder. Der erreicht bei den Unions-Anhängern mittlerweile 60 Prozent Zustimmung fürs Kanzleramt.

Und weil sich derzeit das politische Deutschland tektonisch verschiebt, noch ein kurzer Blick auf die Außenstürmer. Immerhin 22 Prozent, mehr als ein Fünftel der Wähler, trauen der AfD-Chefin Alice Weidel den Kanzlerjob zu. Bei Sarah Wagenknecht von der Erbengemeinschaft des SED-Regimes, sind es sogar 24 Prozent.
Unsere Gesellschaft ist nicht nur zersplittert zwischen Parteien. Die YouGov-Umfrage zeigt ganz eindeutig, dass es keine über alle Parteigrenzen hinweg angesehene Führungsperson mehr gibt, die in Berlin persönliche Autorität ausstrahlt und die große Mehrheit der Deutschen zusammenhält.

Schönes Wochenende Ihnen allen!

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.