Liebe Leserinnen und Leser,
gestern Abend war ich zum Essen mit einem Immobilienunternehmer aus Ostdeutschland verabredet. In einem schönen italienischen Restaurant. Unser Thema: die Mietsituation in Deutschland.
Da stünden teilweise 500 Leute für eine Wohnung an, erzählt er. Durchs ganze Treppenhaus, runter auf die Straße um den ganzen Block herum. Um eine bezahlbare 3-Zimmer-Wohnung zu bekommen. In Deutschland im Jahr 2023, dem besten blablabla…
„Die Leute bereiten sich richtig auf den Termin vor“, sagt er. Nicht nur die obligatorische Schufa-Auskunft bringen sie mit, sondern Lebenslauf mit Familienfoto, persönlicher Brief handschriftlich, Arbeitsvertrag, Kopie der Kontoauszüge. Der Kampf um bezahlbaren Wohnraum hat in Deutschland ein Maß erreicht, dass nach meiner Auffassung nicht mehr akzeptabel ist.
„Und was mir Leute schreiben, die abgelehnt wurden“, fährt er fort, die schon die 40. Besichtigung erfolglos hinter sich gebracht haben. Doppelverdiener, in Festanstellung, ordentliches Gehalt – und bekommen dennoch keine Chance. Manche weinen am Telefon, wenn sie die Ablehnung erhalten.
Und natürlich gibt es den Verdrängungswettbewerb, wenn jedes Jahr die Einwohnerzahl einer Großstadt neu hinzukommt. Und ja, es werden Mieter abgelehnt, weil die eine dunklere Hautfarbe haben und nicht Meier oder Schmitz heißen.
Aber wie soll das alles weitergehen? Es gibt zu wenige Wohnungen. Es gibt zu wenige bezahlbare Wohnungen. Und das macht mir große Sorgen.
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr Klaus Kelle