Die Deutschen und das Elektroauto: Umerziehung scheint schwieriger als gedacht

von DR. PATRICK PETERS
Elektroautos werden gefördert – nur interessiert es kaum jemanden. Elektroautos sollten nach den Wünschen von Regierung und verschiedenen Interessengruppen der neueste „hot stuff“ werden – etwa auf dem Level der jeweils neuesten iPhones oder einer anderen angesagten Spielerei aus einer führenden Hightech-Schmiede. Das Elektroauto als das neue must-have des Straßenverkehrs, sozusagen. „Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen. Bis 2030 sechs Millionen“, heißt es auf der Website der Bundesregierung, und das Bundeswirtschaftsministerium gibt bekannt: „Die Bundesregierung hat am 18. Mai 2016 zusätzliche Impulse für die Elektromobilität beschlossen. Das Gesamtpaket besteht aus zeitlich befristeten Kaufanreizen, weiteren Mitteln für den Ausbau der Ladeinfrastruktur, zusätzlichen Anstrengungen bei der öffentlichen Beschaffung von Elektrofahrzeugen sowie aus steuerlichen Maßnahmen. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Nutzung von Elektrofahrzeugen attraktiver zu machen.“
Schade nur, dass den Verbraucher dies nicht wirklich interessiert. Denn: Aus dem mit 1,2 Milliarden Euro gefüllten Fördertopf seien bislang erst 55 Millionen Euro abgerufen worden, berichtet das „Handelsblatt“ mit Bezug auf die Branchenzeitung „Automobilwoche“. Bis Ende März waren dem Bericht zufolge beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle lediglich 15.348 Anträge eingegangen, davon 8.655 für reine Batterie-Fahrzeuge. Die Förderung funktioniert so: Für reine Elektrowagen mit Batterie gibt es 4.000 Euro, für Hybrid-Modelle (Kombination aus Elektro und Verbrennungsmotor), sind es 3.000 Euro. Davon zahlt der Bund die Hälfte, die andere Hälfte muss der Hersteller dem Käufer als Nachlass gewähren. Bis zu 300.000 Fahrzeugkäufe könnten aus dem Topf subventioniert werden – die nicht genutzten Mittel verfallen Ende Juni 2019.
Offenbar erscheinen Elektrofahrzeuge den Deutschen also nicht annähernd so attraktiv, wie Regierung etc. es gerne hätten. Zum einen sind 4.000 Euro ein nicht wirklich hoher Zuschuss zu Fahrzeugen, die erheblich mehr kosten als konventionelle Modelle (bei Audi beispielsweise beträgt der Unterschied in der Kompaktklasse rund 12.000 Euro) und die für die dauerhafte Fahrbereitschaft weitere Maßnahmen erfordern – nicht jeder Städter kann auf seinem Carport Strom (am besten grünen, natürlich) für sein E-Mobil zapfen… Zum anderen lässt sich eine fundamentale Änderung eines etablierten Verhaltens (in diesem Falle: der Mobilität kraft Verbrennungsmotor) nicht mit ein paar tausend Euro erkaufen. Oder anders ausgedrückt: Umerziehung ist schwieriger als gedacht!

Bildquelle:

  • Elektroauto_2: pixabay

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