Durch Corona aus der Krise: Der Lieferservice Eismann ist wieder da

von DR. PATRICK PETERS

Der Tiefkühl- und Lieferservice eismann aus Mettmann bei Düsseldorf hat jahrelang mit Schwierigkeiten gekämpft. Restrukturierungsmaßnahmen durch den neuen Eigentümer und ein unerwarteter Aufschwung durch die Corona-Pandemie haben aber wieder für neuen Schwung gesorgt.

Die Geschichte beginnt 1964. Genossenschaften der regionalen Milchversorgung aus Köln, Düsseldorf, Duisburg und Oberhausen gründen die Milchhof-Eiskrem GmbH & Co. KG. Zehn Jahre später entsteht als Tochterunternehmen der Milchhof-Eiskrem die eismann Tiefkühl-Heimservice GmbH. Das ist der Beginn des Direktvertriebs von Eis, Torten und Tiefkühlkost – denn die Firma eismann steht bis heute für den Vertrieb von Tiefkühllebensmitteln. 1981 wurde das Geschäft über Deutschland hinaus in die Schweiz und die Niederlande sowie nach Belgien, Großbritannien, Italien, Frankreich, Spanien und Österreich ausgeweitet, bevor es dann 1996 zur Gründung der Schöller Holding durch den Zusammenschluss von eismann und der Schöller-Gruppe kam.

Um die Jahrtausendwende kam es dann zu einer wirtschaftlichen Krise. Grund war das wachsende Tiefkühl-Angebot von Discountern wie Aldi oder Lidl, die dem Heimlieferanten die Geschäfte erschwerten, sodass der Großkonzern Nestlé im Jahr 2002 das Unternehmen übernahm. Heute gehört eismann (genauer: die eismann Tiefkühl-Heimservice GmbH) nach allerlei Eigentümerwechseln einem Private Equity-Investor und wird von Jörn Veigel und Elmar Westermeyer geführt.

Dabei sind die Schwierigkeiten im Laufe der Jahre nicht weniger geworden. So sank beispielsweise der Umsatz von 196,2 Millionen Euro im Jahr 2014 auf 162,8 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Allein von 2018 zu 2019 sank der Umsatz um fünf Prozent. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ schrieb dazu: „Das Geschäftsmodell der Firma Eismann ist etwa so modern wie die alte BRD […] Tiefkühlkost gibt es mittlerweile längst auch bei Supermärkten und Discountern. Und Eismann gilt vor allem in der jungen Generation mittlerweile als antiquiert. Entsprechend schrumpften die Umsätze Jahr für Jahr.“

Bis jetzt – denn dann kam im März 2020 die Corona-Pandemie wie ein Donnersturm über Deutschland und Europa, ja die ganze Welt. Und eismann profitiert davon wie kaum ein anderer. Vor allem Hamsterkäufe, die Angst vor Ansteckung im Supermarkt ließen die Umsätze im April um 35 Prozent steigen, die Online-Bestellungen haben sich mehr als verdoppelt. „Seit der Coronakrise geht das Geschäft durch die Decke“, sagt Geschäftsführer Elmar Westermeyer. „Wir brauchen dringend mehr Eismänner, um die Neukunden bedienen zu können.“

Das scheint keine Momentaufnahme zu sein. Denn allgemein ist die Lieferbranche durch die Corona-Pandemie deutlich gestärkt worden. Der weitaus größere Konkurrent Bofrost (mit 70 Prozent Marktanteil) vermeldet ähnliche Umsatzsprünge. Und wenn man sich die Börsenkurse von Unternehmen wie Hello Fresh (mehr als 75 Prozent seit Dezember und 260 Prozent seit vergangenem Juni), Delivery Hero (67 beziehungsweise 115 Prozent) oder Takeaway (13 beziehungsweise 21 Prozent) anschaut, verdeutlicht dies den Trend zu Lieferdiensten.

Dazu kommen bei eismann harte Restrukturierungsmaßnahmen, wie man Medienberichten entnehmen kann. Der neue Eigentümer Cornelius Treuhand Holding brachte mit einem kleinen zweistelligen Millionenbetrag frische Liquidität in die Firma ein und erarbeitete einen Schuldenschnitt mit den Gläubigern. „Im Januar ist die Schuldenrate auf unter 20 Prozent gesunken, jetzt können wir freier handeln. Mit dem neuen Eigentümer fühlen wir uns pudelwohl“, sagte Geschäftsführer Westermeyer dem „Spiegel“. Die Zeit wird jetzt zeigen, ob eismann den neuen Schwung dauerhaft nutzen kann.

Bildquelle:

  • Eismann_Zentrale: eismann.de

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