Guten Morgen, beste Leserinnen und Leser!
Wir Deutschen tun uns schwer mit Superlativen, wenn es um uns selbst geht.
Wir sollen niemals mehr „Deutschland, Deutschland über alles singen“, wir sollen uns nicht als etwas Besonderes fühlen, wir sollten demütig der ganzen Welt hilfreich sein, bevorzugt mit unserem Geld. Wir finanzieren die Vereinten Nationen, wir finanzieren die verschuldeten EU-Mitgliedsstaaten, wir sind Weltspitze beim Verteilen von Geld in Afrika – aber wir sollen ansonsten unsere Klappe halten.
So lange wir uns brav daran halten, was man von uns erwartet, so lange erduldet man auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, wenn sie die Staatengemeinschaft der Welt mit feministischer Außenpolitik und Klima-Gedöns nervt.
Aber deutsche Helden? Selbstbewusstes Auftreten vor der Staatengemeinschaft?
Sie alle wissen, dass Deutschland eine Art „Erbschuld“ mit sich herumträgt durch die 12 finsteren Jahre der Nazi-Diktatur, durch den Zweiten Weltkrieg und besonders durch den Holocaust.
Ich weiß, dass es in Deutschland Menschen gibt, die davon nichts mehr hören wollen. Ich gehöre nicht dazu.
Der Holocaust, der industriell organisierte Massenmord an Millionen Menschen, ist ein in dieser Art singuläres historischer Ereignis, das den Namen Deutschland auch in weiter Zukunft noch besudeln wird – ob wir das wollen oder nicht. Ob wir dabei waren, ist egal. Aus der Nummer kommen wir nicht mehr heraus.
Die besten Auto- und Maschinenbauer der Welt, bis vor ein paar Jahren der beste Fußball der Welt, großartige Dichter – das sind wir alle. Aber mit dem Holocaust haben wir nichts zu tun? So läuft das nicht, Freunde!
Deutschland, das ist ein Gesamtpaket. Da ist alles mit drin – in guten wie in schlechten Zeiten
Und warum denn auch nicht?
Ich bin stolz darauf, in Deutschland zu leben, ein Deutscher zu sein. Und ich bin weit weg von Überlegenheitsgefühlen anderen gegenüber. Deshalb mag ich auch die Idee einer Europäischen Union souveräner und selbstbewusster Staaten. Ich mag Uschis Moloch in Brüssel, die Bevormundung nicht, wie wir leben und was wir zu denken haben. Ich brauche keine Anweisungen von der EU, welche Glühbirnen ich verwende, ich will (und werde) nicht gendern, und ob wir in Deutschland oder Polen die Homo-„Ehe“ einführen oder nicht, dass geht Ursula von der Leyen einen Sch…an.
Leider ist es in den vergangenen Jahren bei einem Teil unserer Landsleute Mode geworden, alles schlechtzureden. Wir lechzen danach, dass wir endlich mal so richtig scheitern. Kein Gas mehr aus Russland – jetzt werden die Menschen in ihren Wohnungen erfrieren, da seht ihr mal, was ihr angerichtet habt. Und unsere Fußballmannschaften sind in der Vorrunde ausgeschieden – die Männer ebenso wie die Frauen – sportlich drittklassig, aber mit Regenbogen-Armbinde immer Haltung zeigen.
Ich freue mich nie darüber, wenn mein Land versagt
Ich wollte niemals, dass Annalena Baerbock deutsche Außenministerin wird. Aber nun ist sie nun mal da. Freue ich mich dann, wenn sie bei irgendeiner internationalen Konferenz Unsinn redet oder aus Versehen Russland den Krieg erklärt? Natürlich nicht. Ich leide darunter, wie Sie sicher auch.
Aber sie ist jetzt unsere Visitenkarte in der Welt, ob wir das wollen hier oder nicht. Also hoffe ich, dass sie nächstes Mal besser vorbereitet wird und – so wie zuletzt vor der UN-Vollversammlung – einen starken Auftritt hinlegt und – erstens, zweitens, drittens – klar formuliert, wofür Deutschland etwa beim Ukraine-Krieg steht. Sowas wollten wir doch immer…
Was hat das mit Basketball zu tun?
In dem Dauergejammer über unsere Fußball-„Versager_*Innen“ hat gestern die deutsche Basketball-Nationalmannschaft bei der WM in Manila Geschichte geschrieben. Zum ersten Mal ist eine deutsche Nationalmannschaft ins Finale eingezogen. Mit den vielgerühmten deutschen Tugenden haben sie die hochfavorisierten Basketball-Giganten aus den USA niedergerungen. Der Held war dabei ein Mann namens Andreas Obst, dessen Namen 90 Prozent von Ihnen vorher noch niemals gehört haben dürfte. Was für ein phantastischer Spieler. Ein deutscher Held – zweifellos.
Und am Sonntag machen wir die Serben (sportlich) weg und werden Weltmeister. Und ich werde vor der Glotze sitzen mittags und das erste Mal seit fünf Monaten wieder das ZDF einschalten. Weil wir Deutschland sind…
Ein schönes Wochenende Ihnen allen!
Ihr Klaus Kelle