Ein Funke in Kashmir genügt, um die globale (Un-)Ordnung komplett zu zerstören

Ein indischer Soldat auf Patrouille in Kashmir im Himalaja.

Von KLAUS KELLE

ISLAMABAD/BERLIN – Bis Mitternacht durften die SPD-Mitglieder gestern darüber abstimmen, ob ihre Partei die nächsten vier Jahre zusammen mit der Union und einem Bundeskanzler Friedrich Merz Deutschland regieren wollen. Das Ergebnis der Urabstimmung erfahren wir heute Vormittag. Im Ukraine-Krieg stellt der Kreml mal wieder Maximalforderungen für eine Waffenruhe, damit die auch erstmal nicht zustande kommen kann. Man darf gespannt sein, wie lange sich das der „Dealmaker“ im Weißen Haus noch gefallen lässt.

Und BILD meldet – besonders wichtig! -, dass der Seitensprung von Serkan Yavuz mit Eva Benetatou die Influencer-Welt durcheinanderwirbelt. Und dass Serkans Ehefrau Samira zum Zeitpunkt des Betrugs hochschwanger gewesen ist.
Da ich alle drei nicht kenne und auch froh darüber bin, möchte ich heute Ihren Blick nach Islamabad in Pakistan richten. Denn da passiert etwas Gravierendes, das unsere ohnehin höchst fragile internationale Ordnung dramatisch in eine neue Schieflage befördern kann.

Die pakistanische Regierung sagt nämlich, sie verfüge über „glaubwürdige Geheimdienstinformationen“, nach denen das mächtige Nachbarland Indien „innerhalb der nächsten 24 bis 36 Stunden einen Militärschlag ausführen will“, sagte Informationsminister Attaullah Tahar am frühen Morgen. Der Militärschlag werde von den Indern unter dem Vorwand des jüngst erfolgten tödlichen Angriffs im Urlaubsort Pahalgam in Kaschmir ausgeführt.

Tatsächlich hat Indiens Premierminister Narendra Modi seiner Armee bereits „operative Freiheit“ in Kaschmir erteilt, also freie Hand für einen Angriff gegeben und entschlossen verkündet, Indien werde „dem Terrorismus einen vernichtenden Schlag versetzen.“

Am Dienstag hatten „Angreifer“ im beliebten Urlaubsort Pahalgam 26 Touristen erschossen. Unter den immer noch flüchtigen Tätern sollen zwei pakistanische Staatsbürger sein, angeblich unterstützt vom pakistanischen Geheimdienst.

Indien und Pakistan sind weit weg, mögen Sie denken, und das stimmt ja auch. Aber beide Länder stehen sich seit langem feindlich gegenüber und verfügen über Raketen mit atomaren Sprengköpfen. Die Region Kaschmir im Himalaya wird zum Teil von Indien kontrolliert und zum anderen Teil von Pakistan, und damit es nicht zu einfach ist: ein kleinerer Teil steht unter chinesischer Verwaltung. Seit 1947 ist da immer Stress, es gibt „Zwischenfälle“ und mehrmals wurde schon offen Krieg geführt.

Nach dem aktuellen Terrorangriff haben beide Staaten jetzt Bürger des jeweils anderen Landes aufgefordert, unverzüglich auszureisen. Indien kündigte zudem den „Indus-Wasservertrag“ mit Pakistan, oder setzte ihn erstmal aus. Das ist ein herber Schlag für Pakistan, denn dort benötigt man das Wasser dringend. Ein Mitglied der Regierung in Islamabad sagte gestern – wenig diplomatisch – entweder werde Wasser fließen oder Blut.

Und so weiter und so weiter

Alltag, mit dem sich die Vereinten Nationen beschäftigen sollen, werden Sie nun vielleicht denken. Aber so einfach ist das nicht mehr. Indien mischt mit im großen BRICS-Plan Putins und Chinas, ein Gegengewicht gegen den immer noch starken Westen und dessen Wirtschaft zu organisieren – zusammen mig Brasilien und Spüdafrika. Den US-Dollar als Leitwährung wollen sie ablösen, was allerdings bisher nur eine wenig beeindruckende großspurige Ankündigung geblieben ist. Gestern haben sich der Iran, der selbst nach Atomwaffen strebt und den islamistischen Terrorismus global nach Kräften unterstützt, sowie Saudi-Arabien angeboten, im Konflikt zwischen Indien und Pakistan zu vermitteln. Na, herzlichen Glückwunsch auch!

Was dort gerade rund um Kashmir passiert, was China vor der Küste Taiwans an militärischen Drohgebärden veranstaltet, was in der Ukraine seit mehr als drei Jahren und im Nahen Osten seit 1948 passiert – das ist wirklich relevant, das sollte uns alle beunruhigen, denn all diese Konflikte haben das Potential, unsere Welt komplett aus den Angeln zu brechen.

Bildquelle:

  • Indischer_Soldat_Kashmir: depositphotos / OlegDoroshenko

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.