Erstmal weiter kein Frieden für die Ukraine

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!

Immer wenn US-Präsident Donald Trump und sein Gegenüber in Moskau, Wladimir Putin, direkt miteinander telefonieren, steigt weltweit die Spannung – nicht nur unter Politikern und Regierungen. Denn wenn die beiden mächtigen Männer ihren Job nicht gut machen, droht Armageddon, das jüngste Gericht, das Ende der Welt, wie wir sie kennen.

Ich glaube nicht, dass es dazu kommt – zumindest jetzt bei diesem Konflikt nicht. Aber auszuschliessen ist nichts.

Zwei Stunden haben Trump und Putin am Donnerstag miteinander telefoniert und „Insider“ haben der renommierten „Washington Post“ verraten, was dabei über ein mögliches Ende dieses sinnlosen Krieges gegen die Ukraine besprochen wurde. Bei den Whistleblowern soll es sich um zwei Personen handeln, die bei dem Telefonat anwesend oder direkt involviert waren – was regelmäßig der Fall ist bei solchen Gesprächen ist. Und es ist wohl wahrscheinlich, dass sich die „Washington Post“ auf amerikanische Insider bezieht und keine Informanten im Putin-Umfeld hat. Aber ganz ausgeschlossen ist in diesen Zeiten überhaupt nichts,

Also, die Botschaft lautet: Russlands Präsident will Frieden

Man ist versucht, laut zu lachen, denn wenn Putin Frieden wollte, dann könnte er – wohl als einziger Mensch auf der Welt – mit einem Telefonat Frieden schaffen. Aber es macht es nicht, weil er keinen Frieden will.
Das hat Trump in den vergangenen Monaten lernen müssen, und man ist erstaunt, dass er es immer noch nicht aufgegeben hat. Die Europäer wissen schon länger, mit was für einem charakterlosen Verbrecher die Welt es mit dem Kreml-Herrscher zu tun hat.

Trotzdem sind die durchgestochenen Infos interessant, weil sie einen realen Kern haben könnten.

Putin und seine Generäle haben inzwischen auch erkannt, dass sie den Krieg in der Ukraine nicht gewinnen können. All die aufgeblasenen Erfolgsmeldungen, oftmals Geländegewinne von nur ein paar Quadratkilometern Trümmern, zeigen, dass Russland weder die ganze Ukraine noch die vier von ihnen mehr oder weniger besetzten Gebiete wird erobern können. Das auch, weil die ukrainische Armee immer häufiger bemerkenswerte Schläge gegen Energieinfrastruktur und Militäreinrichtungen tief im russischen Hinterland ausführt. Und außerdem bewegt sich die russische Wirtschaft seit Monaten auf dem Zahnfleisch, abgesehen von der Rüstungsindustrie. Inflation, Preissteigerungen, und immer weniger Ölverkauf. Das kann auf Dauer nicht gutgehen.

Und so ist durchaus möglich, dass Putin versucht, den amerikanischen Präsidenten einzuwickeln, was ich aber gar nicht für so einfach halte, denn Trump ist alles andere als ein naiver Trampel. Ihm steht im Grunde nur sein Ego im Wege, aber zu cleveren Moves ist er immer in der Lage

Laut „Washington Post“ hat Putin seinem Gesprächspartner angeboten, den Krieg zu beenden, wenn die ganz Region Donezk Russland zugeschlagen würde. Das ergäbe Sinn, denn der Donbass ist neben Luhansk die einzige Region, die von russischen Streitkräfte tatsächlich weitgehend kontrolliert wird, von ukrainischen Nadelstichen einmal abgesehen. Im Gegenzug sei Moskau bereit, sich aus den Regionen Saporischschja und Cherson zurückzuziehen, wo Russland ohnehin Dresche bezieht und viele Tote zu beklagen hat. Über die Krim wurde wohl nicht explizit verhandelt, so als gingen beide Seiten davon aus, dass die Halbinsel am Schwarzen Meer sowieso russisch sein werde. Das allerdings sieht Kiew ganz sicher nicht so, überhaupt hat sich die ukrainische Regierung bisher noch nicht zur Veröffentlichung über das Telefonat geäußert. Und kaum ein Tag vergeht, ohne dass irgendwas Russisches auf der Krim explodiert oder niederbrennt.

Jetzt geht es an die Details, bevor sich Trump und Putin demnächst in Budapest erneut ein Stelldichein geben.
Ich bin nicht Nostradamus, aber wenn Sie meine Vorhersage wissen wollen: Putin wird auch seinem eigenen Plan, wenn es konkret wird, nicht zustimmen. Und Selenskyj wird niemals als der Mann in die Geschichte der Ukraine eingehen wollen, der die Krim verloren hat. Auch zum Jahrsende werden sich Russen und Ukrainer weiter gegenseitig umbringen.

Mit besorgten Grüßen

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.