Europas Startelf für die neue Zeit ist nicht schlecht – aber die Herausforderungen sind gewaltig

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!

Am Abend nach dem Eklat im Weißen Haus klingelt das Smartphone von Friedrich Merz, der gerade in Hamburg auf einer CDU-Wahlveranstaltung gesprochen hatte. Am Apparat: Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz. Merz soll erstaunt gewesen sein, erzählt man hinterher, hatte doch Scholz mehrfach darauf hingewiesen, dass der CDU-Politiker noch keine sichere Mehrheit für seine Wahl zum Bundeskanzler hinter sich habe, zumal die Sondierungsgespräche zwischen Union und SPD am Freitag erst begonnen haben.

Aber veränderte Lagen erfordert verändertes Handeln

Und so tauschten sich die beiden Männer darüber aus, wie sich Deutschland nun, da US-Präsident Donald Trump die Seiten gewechselt zu haben scheint, positionieren müsse.

Scholz schrieb danach auf X: „Auf Deutschland – und auf Europa – kann sich die Ukraine verlassen.“ Und Merz: „Lieber Wolodymyr Selenskyj, wir stehen der Ukraine in guten wie in schwierigen Zeiten zur Seite. Wir dürfen in diesem schrecklichen Krieg niemals Angreifer und Opfer verwechseln.“

Nein, das dürfen wir nicht

Für Europa kommt es jetzt auf uns selbst an – auf das ganze Europa, wobei Ungarn und die Slowakei sich anscheinend nach erneuter Unterjochung durch Moskau sehnen.

Aber Starmer, Macron, Merz, hoffentlich auch Meloni, die Holländer, die Finnen, die Balten und Polens Tusk sowieso – das ist keine schlechte Aufstellung für die europäische Startelf in das neue Zeitalter.

Einige von ihnen treffen sich heute mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Wirtschaftlich ist Europa stark, immer noch. Aber die europäischen Anführer und insbesondere die der EU haben in den vergangenen Jahren furchtbar versagt. Militärisch abhängig von den USA, bei der Energie abhängig von Russland. Während sich die Nationalstaaten mit Gender-Quatsch und Klimahysterie beschäftigt haben, und dabei die Innere Sicherheit ebenso wie die Äußere Sicherheit sträflich vernachlässigt haben.

Das wird alles jetzt nicht einfach, aber es ist unausweichlich, dass wir begreifen: Trumps Amerika ist kein verlässlicher Partner mehr. So schwer es mir auch fällt, einen solchen Satz einmal zu schreiben.

Und was wird überhaupt jetzt mit der NATO?

Brauchen wir tatsächlich eine europäische Armee? Wie soll das funktionieren, so schnell, wie es funktionieren muss. Mit Einstimmigkeit bei wichtigen Beschlüssen sowohl im Bündnis als auch in der EU. Mit Umdenken und dem Mobilisieren von kriegstauglichen Streitkräften, von Geld, von Waffen und Munition?

Auf die Anführer Europas kommt es jetzt an. Auf starke Staatenlenker und eine EU, die handlungsfähig ist. Ich würde keine Wette darauf abschließen, dass es klappt.

Aber dieses Mal ist es wirklich alternativlos…

In echter Sorge

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.