Gräben, wohin man schaut – sind wir wirklich noch EIN VOLK?

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

Deutschland ist zu einem tief gespaltenen Land geworden. Wir alle beobachten das seit Jahren – an Wahlergebnissen, an unversöhnlichen Demonstrationen und Gegendemonstrationen und an zunehmendem Respektverlust gegenüber dem Staat und seinen Repräsentanten.

Gestern fanden zig Demonstrationen in München rund um den Bayerischen Hof statt, wo gerade die Sicherheitskonferenz stattfindet. Russlands Krieg gegen die Ukraine ist das beherrschende Thema, wie sollte es anders sein in diesen Zeiten? 10.000 demonstrierten gegen die Konferenz – wie jedes Jahr. Der unvermeidliche Jürgen Todenhöfer mittendrin. Auf der anderen Seite, dem Odeonsplatz, 1500 Demonstranten mit vielen blau-gelben Nationalfahnen der Ukraine. Hier treten Politiker wie Anton Hofreiter (Grüne), Roderich Kiesewetter (CDU), Florian Hahn (CSU) und Agnes Strack-Zimmermann (FDP) auf. Aus der Menge werden immer wieder Sprechchöre laut: „Kampfjets jetzt!“ rufen sie.

Und die AfD ist auch präsent, 300 Leute bringt die Partei auf die Beine, um gegen Kampfjets und Waffen für die Ukraine zu demonstrieren. Ebenso viele demonstrieren gleich daneben gegen die AfD. Ach ja, und gegen das Mullah-Regime im Iran wurde auch noch demonstriert.

„Wir sind ein Volk“, hat es mal auf Straßen und Plätzen in Ostdeutschland vor 34 Jahren gehießen. Sind wir das wirklich? Ein Volk?

Als jemand, der sich Zeit seines politischen Lebens als Patriot versteht, kann man nur verzweifeln in den vergangenen zwei, drei Jahren. Wir sollen diese Gräben in unserem Land wieder zugeschüttet werden? Wie soll das Vertrauen in unseren Staat und seine Institutionen jemals wieder hergestellt werden?

Ja, unsere Demokratie ist stabil. Weder Revolution noch Wiedereinsetzung eines Monarchen steht auf der Tagesordnung. Aber Zusammenhalt? Wir Deutschen? Ich sehe das nicht. Nicht mal beim durchpolitisierten Fußballspielen klappt das noch.

Halten Sie sich wacker!

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.