Hetzjagd auf Polizisten in Trier – und die Behörde schwurbelt rum

„Einen solchen Gewaltausbruch gegen Einsatzkräfte habe ich in meiner Zeit als Leiter der Polizeiinspektion Trier noch nicht erlebt.“

Liebe Leserinnen und Leser,

Triers Polizeidirektor Christian Hamm äußerte sich gestern erschüttert nach dem Gewaltausbruch am Vorabend vor einer Disco in Trier, bei der eine Polizistin und vier Kollegen verletzt worden sind. „Es hat sich eine Gruppe von Gewalttätern regelrecht zusammengerottet, um die Polizei lediglich aufgrund ihrer Anwesenheit anzugreifen und zu verletzen.“

Wir alle wissen, dass derartige Eskalationen immer häufiger vorkommen in Deutschland. Schlägereien in der Fußball-Kneipe oder im Festzelt beim Schützenfest im Sauerland – das gibt es seit Jahrzehnten. Auch da war meistens vorheriger massiver Alkoholkonsum wichtige Antriebsfeder, wie es auch in Trier der Fall gewesen sein soll. Aber das hier?

Was viele Bürger wütend macht, ist das Gefühl, von den Behörden nicht unmissverständlich informiert zu werden

So war es auch gestern Morgen, als die dpa-Meldung bei uns aufpoppte. Massive Gewalt gegen Polizeibeamte aus dem Nichts. Das hat Deutschland zuletzt in der Silvesternacht erlebt. In Berlin und anderen Großstädten. Die Täter damals waren fast ausnahmslos Migranten und Flüchtlinge. Und im aktuellen Fall wurde über die Täter nichts mitgeteilt.

Gar nichts. Außer „Besucher einer Diskothek in Trier“. Wären es Aliens auf Besuch von Alpha Centauri in der Bischofsstadt gewesen – wir Journalisten – und damit Sie – hätten es nicht erfahren.

+++Wir brauchen Ihr finanzielle Unterstützung jetzt+++Bitte schließen Sie ein Abo für TheGermanZ ab oder spenden Sie über PayPal @TheGermanZ oder auf das Konto DE03 6849 2200 0002 1947 75+++

Und was passiert, wenn die Behörden keine Informationen rausrücken?

Genau, dann wabern die Gerüchte durchs Internet. Viele Gerüchte. Sehr viele Gerüchte…

Beim Mob, der eine Handvoll Polizeibeamte bei einem Routineeinsatz „in Lebensgefahr“ brachten, wie die Polizei selbst mitteilte, handelte es sich…ja, um was? Überall in den Sozialen Netzwerken wurde heftig diskutiert, dass es sich ja wohl wieder um Migranten bei den Schlägern handeln müsse. Schließlich machen die das ja auch bei anderen Anlässen und zeigen keinerlei Respekt vor unserem Staat, seinen Gesetzen und den Ordnungshütern, die die durchsetzen müssen.

Die Stimmung heizte sich dermaßen auf im Tagesverlauf, dass die Polizei irgendwann mitteilte, bei den beiden Festgenommenen Männern handele es sich um Einwohner Triers.

Und zack, schon wieder so eine Formulierung, die viel Raum für Spekulationen bietet. Einwohner Triers können auch Syrer oder Afghanen sein, die dort in einem Flüchtlingsheim untergebracht sind. Warum sagt man nicht einfach klipp und klar: Es waren Deutsche?

Keine Nordafrikaner mit deutschen Pass, sondern Deutsche. Trierer quasi. Die Festgenommenen heißen Christian L. und Peter M.! Punkt. Dann wäre für alle klar, Entwarnung, es sind welche „von uns“? Warum äußern Sie sich nicht eindeutig, unmissverständlich? Warum geben Sie Raum für Spekulationen, die die ohnehin miese Stimmung weiter anheizen?

Am Abend hatte ich in Düsseldorf noch einen Absacker mit zwei Freunden. Einer fliegt mit seiner Familie nächste Woche in Urlaub, der andere hat auf Tinder eine…sagen wir…Bekannte aufgetan. Aus St. Petersburg. Eigentlich genug Gesprächsstoff für drei Jungs mit Getränk. Doch irgendwann kam das Gespräch auf Trier und was da wohl wieder passiert ist. „Die zwei Festgenommenen sind ja wohl Deutsche“, sagte einer meiner Freunde. Und in die Stille setze er nach: „Bin gespannt, ob wir erfahren, was die anderen 38 sind…“

„Nach dem #Angriff auf Polizeibeamte kursieren Falschbehauptungen zur Nationalität der festgenommenen Personen. Wir stellen klar: Es handelt sich um deutsche Staatsbürger aus #Trier. Bitte beteiligen Sie sich nicht an Spekulationen und vertrauen Sie seriösen Quellen“, schrieb am frühen Abend die Polizei Trier auf Twitter.. Bin gespannt, was da noch kommt…

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Ihr Klaus Kelle

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

Jetzt spenden (per PayPal)

Jetzt abonnieren

Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.