IT’s the economy, Donald!

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!

Wir neigen in Deutschland und Europa sehr dazu, die amerikanische Politik unter den Gesichtspunkt zu betrachten, was die Administration in der Außenpolitik macht. Und klar, wenn 25 Prozent Einfuhrzölle etwa auf Produkte unserer systemrelevanten Automobilindustrie erhoben würden, kann das dramatische Auswirkungen auf unsere Volkswirtschaft und den Arbeitsmarkt haben.

Und, nur kurz nebenbei bemerkt…

Haben Sie gestern verfolgt, was in Köln bei den Ford-Werken los ist? Das hat direkt nichts mit der neuen Politik unter Donald Trump zu tun, aber es zeigt, wie eng unsere ökonomischen Bedingungen mit denen Amerikas verbunden sind. 12.000 Arbeitsplätze stehen in Köln zur Disposition, weil der Mutterkonzern „Ford Motor Company“ in Dearborn/Michigan (weltweit 186.000 Mitarbeiter) beschlossen hat, dass Ford in Köln zukünftig finanziell allein klar kommen muss. Die Amis haben nochmal 3,3 Milliarden US-Dollar überwiesen – und das war es dann. Friss oder stirb!

Belegschaft und Gewerkschaften behaupten, dass reiche nicht einmal aus, um die aktuellen offenen Rechnungen zu bezahlen, geschweige denn eine leuchtende Zukunft zu organisieren. Denn ich Köln setzt man auf E-Mobilität. Ich habe mir erklären lassen, dass da zwei richtig gute Fahrzeugreihen aufgelegt wurden. Der „Explorer“ und der „Kuga“ sollen phantastische Autos sein, aber sie verkaufen sich nicht ausreichend. Vielleicht sind 46.000 Euro in diesen Zeiten selbst für Firmenflotten zu teuer.

Was ich sagen will: Wenn Amerika hustet, bekommen Europa – und damit Deutschland – eine Grippe.

Und damit zurück zu Donald Trump

Während wir hier vornehmlich auf den nächsten trumpschen Schachzug im Ukraine-Krieg warten und was aus seinen Freizeitpark-Gaza-Plänen wird, zeigen die ersten repräsentativen Umfragen drei Monate nach Einzug des neuen Präsidenten ins Oval Office, dass seine Wähler und -Nicht-Wähler zunehmend unzufrieden mit Trumps disruptiver Zollpolitik und der mangelnden Eindämmung der Lebenshaltungskosten sind. Entscheidend beim Wahlvolk ist die Wirtschaft!

Erfunden wurde der Spruch „It’s the econmy, stupid!“ übrigens 1992 von James Carville, dem Wahlkampfmanager des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bill Clinton. Bei einem Mitarbeiter-Meeting skizzierte er auf dem Flipchart die drei Leitgedanken der von ihm konzipierten Wahlkampagne:

Change vs. more of the same
The economy, stupid
Don’t forget health care

Der Claim „Es ist die Wirtschaft, Dummkopf“, eigentlich nur intern zur Verwendung gedacht, drang – na klar – nach außen und wurde das geflügelte Wort im Wahlkampf.

Donald Trump hat natürlich besonders bei der Wirtschaft noch immer sehr viel politischen Kredit. 72 Prozent der Befragten sind der Ansicht, der „Dealmaker“ im Weißen Haus werde den Wohlstand des Landes schon mehren. Doch muss man schon aufmerken, wenn ausgerechnet die Trump-freundliche und konservative „Daily Mail“ hart mit der neuen Zollpolitik ins Gericht geht. Die habe das Zeug dazu, Trumps Präsidentschaft langfristig zu „zerstören“. Demnach bezeichneten die Befragten die Zollpolitik als den „größten Fehlschlag“ seit Amtsantritt.

Während Trump hohe Zustimmungswerte in der Migrationspolitik einfährt und deutlich vorn liegt bei diesem Thema, wächst der Unmut über die unzureichende Inflationsbekämpfung – selbst bei den Republikanern sagen das inzwischen 47 Prozent. Eine Umfrage im Auftrag von Reuters sieht eine klare Mehrheit der Befragten, die gegen höhere Zölle auf Güter aus befreundeten und verbündeten Ländern sind.

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Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.