So wird das mit der CDU nix mehr…ein Abgesang

ARCHIV - Friedrich Merz (CDU) hatte die Chance,seine Partei wieder nach vorn zu entwickeln. Er hat es versemmelt. Foto: Michael Kappeler/dpa

von THILO SCHNEIDER

BERLIN -Lassen Sie uns einen Moment innehalten und eine Gedenkminute zum Hinscheiden einer einstmals großen Volkspartei einlegen: Der CDU.

Welch veritabler großer Kreuzer war sie einst. Heim für Tausende und Abertausende konservativ geprägter und christlicher Menschen, die mit viel Herz und bürgerlichem Engagement in ihrer Freizeit viel, sehr viel Gutes in Vereinen und Organisationen in städtischen und ländlichen Gemeinden bewirkt und geleistet haben. Die dies aus christlicher Nächstenliebe und Freude viel an Leistung für ihre Mitmenschen erbracht haben. Die ihren Glauben ernst nahmen und ihren Familien eine lebenswerte Zukunft schaffen wollten.

Für die die CDU als Bollwerk gegen dämlichen Firlefanz und irrsinnigen Brainfuck von Grenzdebilen und Drogensüchtigen diente und für die die CDU ein Garant für Stabilität, Kontinuität und Sicherheit war. Aus, vorbei.

Angela Merkel, anfangs noch ein bisschen trutchen-, später muttchenhaft unterwegs, hat aus dieser Partei der konservativen (und damit bei Linken verhassten) Lordsiegelbewahrer einen semisozialistischen Trümmerhaufen gemacht, der jeden Huster der besten deutschen Kanzlerin aller Zeiten widerspruchslos abnickte. Selbst die kleinen bayerischen Löwen der CSU wie Seehofer und Söder starteten regelmäßig als Bettvorleger und landeten auch sanft wieder als solche. Mutter hatte immer recht und gesagt, was ihr Land ist und was nicht mehr ihr Land wäre.

Und dann war Land unter

Kamen die alten Merkelianer noch auf die sockenschüssige Idee, ausgerechnet den lustigen Armin um die Kanzlerschaft ins Rennen zu schicken, sollte jetzt ein einziger Merz ein konservatives Frühlingserwachen machen. Das hat bisher eher suboptimal funktioniert.

Es war absehbar: Merz haute einen Spruch raus, um ihn dann kleinlaut wieder zu kassieren, sobald auch nur der mindeste mediale Gegenwind wehte. Wie es scheint, ist Merz einfach zu feige, der Union ein konservatives Profil zu geben, an dem man sich auf linker Seite wenigstens etwas reiben könnte. Oder, wie es ein Zeitgenosse neulich bösartig beschrieb: Merz sei der einzige Mensch, der auch noch beim Kriechen stolpere. Er ist mal dagegen, mal dafür, dann doch wieder dagegen, dann hat er es nicht so gemeint, dann doch so gemeint…

Insgesamt macht Merz den Eindruck, als wolle er Vicky Pollard aus der gemeinen Serie „Little Britain“ kopieren („Aber ja, aber nein, aber ja, aber nein, aber oh mein Gott, ich wusste, dass Sie mich das jetzt fragen, aber hören Sie nicht auf Jürgen Trittin, der hat ja keine Ahnung, was ein Bällchen Energie kostet…“) und so blinkt er kurz nach rechts, um dann nach scharf grün abzubiegen, sobald Georg Restle und andere öffentliche Hofschranzen Kritik üben: „Aber Herr Merz, das kann man doch so nicht sagen! Das spielt doch nur der AfD Wasser auf die Hände!“

Und genau davor hat er Angst

Die Ängste der anfangs Genannten ernstzunehmen, die doch nicht mehr wollen, als in Ruhe ihr Leben leben.

Friedrich Merz möchte, ähnlich den Grünen- und den SPD-Schulabbrechern, „gestalten“ und hat gar nicht verstanden, dass es nicht Aufgabe eines Konservativen ist, herumzugestalten, sondern die Gestalten auf der Linken im Zaum zu halten, Bewährtes(!) zu bewahren, zu „konservieren“ und Neues erst nach Prüfung und Abwägung zu implementieren. Er will eben auch ein bisschen Rot und ein
bisschen grün und ein bisschen FDP sein und UM HIMMELS WILLEN nichts mit der blauen Schwefelpartei zu tun haben, die sich ihrerseits nur sehr langsam wieder von dem rechten Kroppzeug trennt, dass sie sich angelacht hat.

Natürliche Partner für eine andere Mehrheit

Tatsächlich aber wären sowohl FDP als auch AfD die natürlichen Partner einer Union, da beide sowohl freiheitliche als auch konservative Wähler ansprechen und – ohne die bramabarsierenden Volldeppen vom rechten Rand – tatsächlich eine viel breitere Bevölkerungsschicht abbilden könnten, als es SPD und Grünen je möglich wäre. So aber mäandern Merz und seine CDU zwischen Anbiederung und Ratlosigkeit und suchen Liebe und Unterstützung bei einer Zielgruppe, die sich eher die Wahlhand abhacken lassen würden, als bei der Union ihr Kreuz zu setzen.

Weder die Union, noch die verwaiste FDP haben begriffen, dass sie auf linksgrüner Seite keinen Stich landen und die Konservativen, die eine Heimat suchen, damit verprellen und aus Protest AfD wählen lassen.

Die CDU braucht den rechten Rand, der kein rechtsextremer Rand ist, ebenso, wie sie die bürgerliche Mitte braucht, deren Interessen zu vertreten die FDP nicht verstanden hat und daher dort als Verräter gilt. Mit Feigheit vor den linken und woken Medien ist dies aber nicht zu schaffen. Dort darf er nur brav in den Fernsehstudios und Talkshows sitzen und jede Unverschämtheit und jeden
Schwachsinn entschuldigend abnicken, der ihm da vor Füße und Mikrofon geworfen wird.

Was würde ich mir von einem Friedrich Merz wünschen? Ich würde mir wünschen, dass er aggressiver ist, deutlich ist, dass er klare Kante zeigt. Dass er sich vielleicht sogar hinstellt und der SPD klar und deutlich sagt, dass seine CDU nie wieder mit einer Partei koalieren wird, die im Zweifelsfall sogar mit der Ex-SED schmust, wenn für sie nur Dienstwagen herausspringen. Ich würde mir wünschen, dass er den grünen Granden erklärt, dass er nicht mit Leuten verhandelt, die sich ohne Berufsausbildung oder Studienabschluss anmaßen, einer hart arbeitenden Bevölkerung das Leben erklären und „gestalten“ zu wollen. Ich würde mir einen Friedrich Merz wünschen, der sich für seine Management-Vergangenheit nicht schämt, sondern sie offensiv ins Feld führt. Einen Friedrich Merz, der sagt, dass
er nicht mit Leuten koaliert, die nicht einmal biologische, geschweige denn physikalische oder ökonomische Gesetze begreifen. Dass die erst einmal ihr Studium oder ihre Lehre beenden sollen, bevor sie irgendetwas „umbauen“ wollen. Ich wünsche ihn mir arrogant, schlicht, weil er sich das leisten kann und damit die Dreistigkeit der gendernden Minderleister einbremsen könnte. Ja, das gäbe in den Medien ein großes Hallo, sie würden sich alle winden und ihm vorwerfen, „die Mühlen der AfD zu bewässern“, aber verdammt nochmal: Wir reden hier von der CDU.

Nicht, was „Monitor“ verkündet, sondern wo das Kreuz auf dem Wahlzettel steht, ist entscheidend. Und da könnte Friedrich Merz ganz nebenbei mal ein paar Blicke nach Thüringen und Berlin riskieren, wo die Fähigkeit von Halblinken und ganz Linken nicht einmal ausreicht, verfassungsgemäße Wahlen zu organisieren. An Merz‘ Stelle hätte ich da ein solches „Fass aufgemacht“, dass der politischen Konkurrenz das Weintrinken vergeht.

So aber tingelt der CDU-Friedel im Büßergewand von Talkshow zu Talkshow und entschuldigt sich dafür, dass es die Union überhaupt noch gibt. Das Wort der „Niete in Nadelstreifen“ war nie passender. Das hätte auch der urgemütliche Laschet nicht schlechter gemacht. Wie würde ein Franz-Josef Strauß die heutige linke Blase durch den intellektuellen Fleischwolf drehen. Friedrich Merz
hätte ebenfalls das Zeug dazu – aber er ist einfach zu schwach.

(Weiters Hackfleisch des Autors unter www.politticker.de)

Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-
Edition, 224 Seiten, 22 E

Bildquelle:

  • Friedrich Merz: dpa

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