Sommer im Maschinenraum

Liebe Leserinnen und Leser,

ich hoffe, Sie haben die Muße und können es sich leisten, jetzt irgendwo unter blauem Himmel und Sonnenschein irgendwo beim Frühstück zu sitzen mit Ihrer Familien und/oder guten Freunden. Wenn ich heute Morgen mit unserem Hund die Runde durch den Ort und den nahegelegenen Park mache, treffe ich niemanden, nicht einen Menschen. Man hat das Gefühl, irgendwie sind alle weg. Keine Menschen, keine Hunde, nicht einmal Autos auf der Straße.
Entweder sitzen alle in ihren Wohnungen aus Angst vor der Klimakatastrophe (die offensichtlich gar nicht stattfindet oder zumindest ganz anders als vorhergesagt) oder sie haben kein Geld für Reisen übrig. Oder ein Großteil der Bevölkerung jammert auf hohem Niveau an den Stränden der Algarve.

Sei’s drum. Ich wünsche Ihnen allen eine gute Zeit!

Ich selbst werde den Sommer über zu Hause sein, morgens im redaktionellen Maschinenraum, nachmittags liegengebliebenen Bürokram abarbeiten, abends Freunde oder ebenfalls zurückgelassene Geschäftspartner zu einem Kaltgetränk im Regen unter einem Sonnenschirm in Berlin treffen. Dazwischen Hund bespaßen, Wäsche waschen und aufhängen, Brötchen, Zwiebeln und Mett holen. Was man so macht als Rechtspopulist.

Als regelmäßige Leser von TheGermanZ wissen Sie, dass die wirtschaftliche Situation bei uns seit Monaten angespannt ist, um es freundlich zu formulieren.

Das passiert, wenn man sich auf ein Abenteuer einlässt, weil man nicht zu Hause bequem auf dem Sofa sitzen bleiben will. Und wenn man sich nicht kaufen lassen will von Parteien, Einflussgruppen oder – besonders ekelhaft – anderen Staaten. Wenn man nur darauf baut, dass es schon genug Leute geben wird, die nicht nur guten Journalismus konsumieren, sondern auch freiwillig einen persönlichen Beitrag zum Gelingen leisten will. Dieses Konzept funktionierte bis einschließlich 2021, also auch während er Corona-Zeit. Seit 2022 funktioniert es nicht mehr.

Da begann Russlands heißer Krieg gegen die Ukraine, da schossen die Inflation und danach die Energiepreise in ungekannte Höhen. Und, liebe Freunde, wenn die Leute nicht wissen, wie sie die Heizkosten im Winter wuppen oder die Leasingrate für das Auto bezahlen sollen, dann haben sie andere Sorgen als an alternative Medien zu spenden.

Selbst wenn die Inflationsrate inzwischen wieder runter ist und die Energiepreise weiter zwar unerfreulich bleiben, aber nicht mehr die schwindelerregenden Aufschläge von Ende 2022 erreichen, wenn der Diesel wieder 1,65 Euro pro Liter statt 2,23 kostet – die Spendeneinnahmen schreien mich an: Aufhören jetzt!

Das ist natürlich schade, denn zum einen haben wir sehr erfreuliche Zugriffszahlen von mehreren Zehntausende Lesern jeden Tag, und zum anderen – das muss ich auch mal sagen – macht mir das Schreiben immer noch saumäßig Freude.

Viele Menschen denken ja, ein Journalist müsse gut formulieren können, wissen wie ein Einstieg oder eine Überschrift formuliert wird, so, dass man weiterlesen möchte. Und das stimmt auch. Aber Journalismus als Kunstform hängt davon ab, dass man neugierig ist, und dass man im Alltag überall, an jeder Ecke Themen ganz von alleine entdeckt, über die man schreiben möchte.

Und so finden Sie hier bei uns eben nicht nur das zu erwartende – Brosius-Gersdorf darf nicht Verfassungsrichterin werden, die Massenmigration muss gestoppt werden etc – sondern auch Themen, die da draußen Leser finden, außerhalb unserer politischen Blase. Trekking in Grönland, Snoop-Dogg-Konzert, Baustellenchaos in Berlin, was macht Xavier Naidoo und warum ist Heidi Klum eine deutsche Ikone… Hier ist das wahre Leben zu finden. Neben den Themen, die vielen von Ihnen am Herzen liegen, die sie aber auch überall woanders bei den Freien finden.

Nach den Sommerferien, wenn Sie längst alle wieder gut erholt und irgendwie auch braungebrannt zurückgekehrt sind, ist unser D-Day. Machen wir weiter, machen wir abgespeckt weiter oder hören wir ganz auf? Bis Mitte September wird das definitiv entschieden. Und über die Entwicklungen halte ich Sie natürlich hier immer mal wieder auf dem Laufenden.

Schöne Tage, herzliche Grüße

Ihr Klaus Kelle

P.S. Wenn Sie uns unterstützen möchten: Spendenkonto DE18 1005 0000 6015 8528 18+++Oder mit PayPal @Vers 1 Medien

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

Jetzt spenden (per PayPal)

Jetzt abonnieren

Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.