Vom lässigen Amtsunverständnis der Kommandeurin

Christine Lambrecht in einem Gefährt der Panzerlehrbrigade 9 in Munster. Foto: Philipp Schulze/dpa

von THILO SCHNEIDER

BERLIN – Es hilft nichts, einer muss es tun und ich habe mich lange genug gedrückt:

Die Sylter Antennenbesichtigerin Christine Lambrecht antwortete auf die Frage der FAZ, ob sie denn nun alle Dienstgrade der Bundeswehr kenne, mit einem charmanten „In Kriegszeiten kommt es nicht darauf an, in einer Quiz­show zu be­ste­hen.“ Abgesehen davon, dass es mir völlig neu wäre, dass sich #Scholzland im Krieg befindet (also: außer gegen das hammertödliche Virus), finde ich die Antwort der höchsten Befehlshaberin in Friedenszeiten erstaunlich. Aber der Reihe nach: Wenn wir in Kriegszeiten leben, dann geht der Oberbefehl über die Bundeswehr automatisch auf Olaf Scholz über und Frau Lambrecht in den Fronturlaub. Gut, sie war ja auf dem Weg dahin.

Leben wir aber in Friedenszeiten, dann fände ich es persönlich ganz gut, wenn die blondeste Verteidigungsmimosin aller Zeiten die Beschaffungs- und Ausstattungspläne für die Heimwehr sowie Taktik und Strategie nicht mit Oberfeldwubbel Müller und dem Hautgefreiten Öztürk bespricht. Mir ist schon klar, dass Ministerdoppelpunktinnen von ihren Ressorts nicht durch Fachkenntnis belastet sein müssen, sollten aber speziell in Ministerien, in denen Menschen potentiell gefährliches Sprengmaterial jonglieren, wenigstens den Wissenstand eines jeden Gefreuten nach zwei Wochen Anbrüllen mit Schusswaffe (gemeinhin „Grundausbildung“ genannt) haben. Zumal das jetzt nicht wirklich so schwer ist und jeder Löffel, der einen Helm richtig bedienen kann, auch lernt.

Andererseits verstehe ich Christine Lambrecht schon: Die sitzt ja nicht auf ihrem Posten, weil sie wenigstens den Hauch einer Ahnung hätte, was sie da tun soll, sondern weil sie das passende Geschlechtsteil hatte. So, und jetzt sitzt sie da und soll da herumministern. Natürlich kommt man da auf dumme Gedanken, wie nachzusehen, welche wehrlosen Touristenorte in der Nähe von Liegenschaften des eigenen Ministerinnennums herumlungern und wie sich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden lässt. Die von der Bundeslambrechtministerin besuchte Anlage in der Nähe von Sylt besteht aus ein paar Antennen. Nun kann es ja sein, dass die Selbstverteidigungsministerin ein heimliches Faible für Antennen hat und rechtlich mag es auch vollkommen in Ordnung sein, dass ihr 21-Jähriges Bübchen mit der Mama mitfliegt, die Maschine fliegt ja sowieso, aber für ein „Land im Kriegszustand“ ist das doch ein erstaunlich lässiges Amtsunverständnis der Kommandeurin der heimischen Streitkräfte. Bewacht hier das dickste Kind die Torte?

Überhaupt hat unsere Selbstverteidigungsministerin eine sehr merkwürdige Auffassung davon, was als Gegenleistung für 20.000 Euro plus Spesen, Bahnfahrten, wie bei beim Eisernen Kreuz, erster Klasse, Bürokostenzuschuss und Gratis-Häppchen in den diversen Bundeswehr-Kantinen zu erbringen ist: So kommt sie, wie Markus Lanz in seiner Sendung resümierte, laut Aussagen von Ministerinnenministeriumsmitarbeiterinnen gerne erst so gegen neun Uhr ins Verteidigungsministerinnenbüro geschlappt, geht aber als Ausgleich dafür nach dem Mittagessen. Sie hat nämlich Wichtigeres zu tun, als Arbeit zu simulieren. Beispielsweise, sich die Nägel machen lassen oder einen sehr dringenden Friseurbesuch wahrnehmen.

Man kriegt da, auch als Verteidigungsministerin einer der zehn größten Industrienationen weltweit, so rasend schlecht Termine. Da darf die britische Verteidigungsministerin schon einmal auf eine Telefonaudienz mit Deutschlands bester Verteidigungsministerin seit Annegret Kamp-Karrenbauer warten, Frau Lambrecht setzt da glasharte Prioritäten. Für ein Land in einem Vorkriegszustand zeigt die treusorgende „Mutter (nicht nur) der Kompanie“ ein erstaunlich lässiges Verhalten, so lässig, dass sich eben jene Verteidigungsministerin bereits schriftlich bei der Bundesregierung beschwerte. Antrittsbesuche bei den Kollegen in London, Paris, Warschau oder Washington? Bisher Fehlanzeige. Ich vermute fast, dass sich einfach zwischen Friseur und Nagelstudio noch kein Termin gefunden hat, an dem auch Bub Lambrecht Zeit für einen hübschen anschließenden Städtetrip auf reduzierte Kosten des Steuerzahlers hatte.

Wobei Frau Lambrecht sogar in ihrer fröhlich-hemmungslosen Ausnutzung ihres Amtes als Wächterin uniformierter Ferienflieger mit Balkenkreuz auf dem Leitwerk inkonsequent ist: Wäre ich Frau Lambrecht, ich würde irgendeine alte Fregatte nach Mauritius oder Jamaica zum „Freundschaftsbesuch“ befehlen und dann zwecks Tropen- und Truppenbesichtigung mit dem Junior hinterherjetten. Kostet ja nichts. Nicht einmal richtig schummeln kann sie. Da sollte sie sich mal ein Beispiel an der Putin-Gespielin und Selbstbedienerin Manuela Schwesig, natürlich ebenfalls SPD, nehmen. Die weiß, wie es geht.

Olaf Scholz hat sich und der Republik, von der er „Schaden abzuwenden“ geschworen hat, im wahrsten Wortsinne ein Kabinett was auch immer  zusammengestellt, für die der Ministerinnenposten einen regelrechten Lottogewinn bedeutet und die sich in einer Mischung aus Arroganz und Selbstgefälligkeit hemmungslos aus den von uns Wählern finanzierten Töpfen bedienen und, das Allerbeste, sich auch noch als Opfer gerieren, wenn sie mit der Hand in der Keksdose erwischt werden. Wer dachte, nach 16 Jahren real existierendem Merkelismus könne es nur besser werden, der sieht sich eines Schlechteren belehrt. Frauen vom Fleißlevel Lambrechts sitzen normalerweise nicht auf den angenehm weich gepolsterten Sesseln eines Ministeriums, sondern auf Plastikstühlen in den Fluren der Arbeitsagentur. Und doch: Immerhin hat es wenigstens eine Kleptokratin und Katastrophenurlauberin bereits erwischt. „One down, four to go“, wie es bei den Kampfpiloten heißt.

(Weitere Selbstbedienungs-Artikel des Autors gibt´s unter www.politticker.de)  

Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.

 

Bildquelle:

  • Christine Lambrecht: dpa

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

Jetzt spenden (per PayPal)

Jetzt abonnieren