Warum dürfen Journalisten, was unsere Geheimdienste nicht dürfen?

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!

Viele von Ihnen wissen, dass ich mich seit Jahren mit den Einflussoperationen ausländischer Geheimdienste in deutschen Wirtschaftsunternehmen beschäftige. Und je mehr ich höre, lese und grabe, desto mehr Beunruhigendes wird zutage gefördert. In aller Bescheidenheit kann ich behaupten, dass ich wohl der erste deutsche Journalist war, der darüber geschrieben hat, dass das mysteriöse Verschwinden des Tengelmann-Chefs Karl-Erivan Haub 2018 beim Skilaufen in der Schweiz und der Wirecard-Zusammenbruch mit der Nacht-und-Nebel-Flucht des ehemaligen Top-Managers Jan Marsalek einen gemeinsamen Nenner in Moskau haben.

Viele wollen von diesen Themen nichts hören, auch in der Politik

Sie tun das als James-Bond-Geschichten lapidar ab, begreifen nicht, dass man anderswo wahrscheinlich seit Jahrzehnten, seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der deutschen Wiedervereinigung, intensiv daran arbeitet, dieses Land zu durchdringen, (vorerst) hybrid anzugreifen, zu manipulieren und zu destabilisieren.

So wurden zum Beispiel mehrere Lastwagen der Bundeswehr vor wenigen Tagen in Erfurt angezündet. Russische Propagandakanäle auf Telegram prahlen mit dem Anschlag, der angeblich von russischen Saboteuren verübt wurde. Dafür spricht, dass Videos der brennenden Fahrzeuge schon auf Telegram zu sehen waren, als Polizei und Feuerwehr nach gar nicht am Tatort angekommen waren. Nichts belegt mehr, in was für einem erbarmungswürdigen Zustand sich unser Pussyland befindet, wenn es um die Verteidigung geht, als die Unfähigkeit, auch nur ein paar LKWs zu schützen.
Brandanschläge auf DHL-Frachtflugzeuge, Sabotage auf Schiffen der Bundesmarine – das passiert nicht alles zufällig. Und wir erregen uns, dass Heidi Reichninnek von der Linken, lustigste und gleichzeitig eine der unfähigsten Abgeordneten im Deutschen Bundestag, nicht unsere enteierten Geheimdienste mit ihrer Kontrolle bereichern darf.

Zum Fall Marsalek und den verschwundenen 1,9 Milliarden Euro sauge ich alles auf, was ich an Informationen bekommen kann – aus vertraulichen Quellen ebenso wie aus offen zugänglichen.
Bei einem Abendessen vor einigen Wochen mit jemandem aus der deutschen Nachrichtendienst-Community sprachen wir auch über Wirecard und Marsalek. Man halte es in seiner Behörde absolut für möglich, dass der einstige Vorzeige-Finanzdienstleiter, der es bis zum DAX-Primus brachte, mit Unterstützung, vielleicht sogar auf Initiative russischer Geheimdienste gegründet wurde, um das deutsche Finanzsystem zu infiltrieren und im großen Stil Geld zu waschen für dunkle staatliche Transfers oder auch für Schwarzgeld aus kriminellen Aktivitäten russischer Oligarchen. „Es kann sein, dass die Wirecard-Bank überhaupt nur für diesen Zweck gegründet wurde“, sagt mein Gesprächspartner.

Gestern schaute ich mir auf Youtube eine Doku des ZDF über Marsalek an, wo zwei Investigativrechercheure anderer Medien erklärten, mit welchen Methoden sie dem Verbleib des russischen Agenten aus Österreich nachspürten. Und stolz erzählten Sie vor der Kamera, dass sie dafür technische Mittel einsetzen konnten, die den deutschen Geheimdiensten vom Gesetzgeber untersagt sind. Etwa, sich mit einer Gesichtserkennungs-Software in das staatliche Moskauer Videosystem zu hacken, was für private Hacker überhaupt kein Problem darstellt. Der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) darf das nicht. Wahnsinn, oder?

Die Gesetze, die die Möglichkeiten der deutschen Sicherheitsbehörden regeln, müssen auf den Prüfstand und vor dem Hintergrund der bedrohlichen Operationen russischer Agenten in Deutschland, der tatsächlichen Bedrohungslage angepasst werden! Unsere Geheimdienste müssen materiell – das hat die neue Bundesregierung inzwischen in die Wege geleitet – und rechtlich so ausgestattet werden, dass sie effektiv ihre Arbeit zum Schutz von uns allen erledigen können.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.