Wenn man einmal beginnt, die Wirklichkeit zu frisieren, glaubt einem anschließend keiner mehr

von KLAUS KELLE

In Düsseldorf hat am Wochenende ein junger Mann (16) eine junge Frau (15) erstochen. Er kehrte an den Tatort zurück, als die Ermittler noch Spuren sicherten, sprach sie an und gab zu, dass er der Täter sei. Wieder ein tragisches Ereignis in dieser fast täglich von tragischen Ereignissen geprägten Zeit.

Doch es geht noch weiter. Immer wenn ein „junger Mann“ mit einem Messer eine Gewalttat im neuen bunten Deutschland begeht, ist ein Teil des Publikums überzeugt, dass es sich beim Täter um einen Flüchtling, Migranten, Ausländer oder wie auch immer man das jetzt korrekt nennen muss handelt.

Im aktuellen Fall gibt es für diese Annahme bisher keinen Beweis. Bei Minderjährigen legt die Justiz in Deutschland höchste Maßstäbe beim Persönlichkeitsschutz an, und das ist auch gut so. Aber man kann auch nicht ausschließen, dass es sich bei dem „jungen Mann“ um jemanden handelt, der zwar „in Deutschland geboren“ sei, wie die Polizei schnell verlautbarte, der aber natürlich auch „einen Migrationshintergrund“ mit entsprechender Familien-Geschichte haben könnte. Wir wissen es nicht, aber viele Bürger wollen es wissen.

An diesem Fall zeigt sich das ganze Dilemma des deutschen Gutmenschentums, denn es waren ja nicht „Rechtspopulisten“ oder Schlimmeres, die von den Medien forderten, die Herkunft eines Tatverdächtigen nicht mehr zu nennen oder zu verschleiern, sondern der linkskulturelle Mainstream. Ein Polizeipressesprecher einer deutschen Großstadt erzählt mir vor Jahren, er habe die Anweisung von seinem Polizeipräsidenten erhalten, statt „Zigeuner“ künftig nur noch von „reisenden ethnischen Minderheiten“ zu schreiben. Als ob es das besser macht. Und nun nennt man vielerorts eben gar nicht mehr, um wen oder was es sich handelt. Etwa wenn in einer Silvesternacht in Köln hunderte Frauen sexuell belästigt werden und „die Medien“, das kann man hier wirklich so sagen, drei Tage nicht wagen, zu berichten, was passiert ist. Und als sie es dann am vierten Tag berichteten, schrieben die meisten von „jungen Männern“, obwohl alle wussten, dass es „junge Flüchtlinge aus Nordafrika“ waren.

Genau das ist der Grund, warum auch gestern sofort Misstrauen in den Sozialen Netzwerken aufbrauste. Junger Mann mit Messer? Klarer Fall…

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.