Wenn Vielfalt zur Wirklichkeit wird: Das haben sich die, die jetzt gegen Trump demonstieren, ganz anders vorgestellt

von KLAUS KELLE

Ich kann es nicht mehr hören. Ja, wenn überall auf der Welt Leute gegen den neuen US-Präsidenten demonstrieren, dann ist das eine Nachricht wert. Eine Meldung, würde ich sagen. Aber was gestern und heute medial zelebriert wird, ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Ohne dass Trump irgend etwas Falsches getan hat, demonstriert das linksliberale Establishment lautstark, und das ist natürlich ihr gutes Recht.

Sie demonstrieren, weil man – weil „das Volk“ – einen an die Spitze gewählt hat, der die Regeln, die das linksliberale Establishment selbst aufgestellt hat, einfach nicht beachtet. Sie demonstrieren gegen einen, der zwar jetzt Politiker ist, aber deshalb nicht einfach so akzeptiert, dass er von Medien unfair behandelt worden ist und noch behandelt wird. Sie demonstrieren, weil einer in Zeiten von Globalisierung und Wir-haben-uns-alle-lieb sagt: Amerika zuerst! Ganz neue Töne, aber genau wegen dieser Töne ist er zum Präsidenten gewählt worden. Nach einem sympathischen und smarten Präsidenten Obama, der der Liebling des linksliberalen Establishments bis heute ist, dessen Bilanz von acht Jahren Präsidentschaft ihn aber zu einem der erfolglosestenn Hausherren aller Zeiten an der Pennsylvania Avenue in Washington DC macht.

Und dann all die Radiomoderatoren, die wir morgens im Badezimmer und im Auto ertragen müssen. Die zwischen Verkehrsmeldungen vorlesen und grottenschlechter Comedy ihr Unverständnis kundgeben, wie „das“ passieren konnte.

Bestimmt kennen Sie den Begriff „Diversity“, die Lieblingsfloskel des linksliberalen Establishments in den westlichen Gesellschaften. Es bedeutet Vielfalt. Vielfalt der Lebensstile, Vielfalt des Denkens und der Kulturen, Vielfalt der Menschen, die aus aller Herren Länder zu uns kommen. Vielfalt ist etwas Tolles, haben wir gelernt. Jeder darf so sein, wie er möchte, denken was, lieben wen, leben wie er oder sie möchte. Und jetzt erscheinen da überall Leute und sagen: Diversity? Tolle Sache. Wir möchten in einer traditionellen Ehe leben und unsere Kinder selbst zu Hause erziehen. Wir möchten konservative und liberale Parteien wählen. Wir möchten mehr Polizisten auf den Straßen und weniger Gleichstellungsbeauftragte in den Amtsstuben haben. Wir möchten, dass am Tag der Deutschen Einheit eine Bundeswehr-Kapelle die Nationalhymne intoniert, und wir singen alle laut, andächtig und öffentlich mit, die rechte Hand auf dem Herzen.

Ja, Freunde, das ist Diversity im Jahr 2017. Und irgendwie habe ich das Gefühl, das haben sich alle, die jetzt gegen den demokratisch gewählten Präsidenten der Vereinigten Staaten demonstrieren, ganz anders vorgestellt mit der Vielfalt…

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.