von DR. PATRICK PETERS
Man ist fast müde, beinahe täglich neue Begriffe zu diskutieren, die durch die Medien getrieben werden. Es scheint, als gebe es bald mehr „Trends“ als Menschen, die digital so weit ausgebildet sind, diese überhaupt nutzen zu können (und zu wollen) – und insofern verschwindet vieles von dem, das „modern“ sein und die digitale Transformation beeinflussen und beschleunigen soll, in der Regel auch schnell wieder.
Aber bei weitem nicht alles! Einiges bleibt auch, es wird dann viel darüber geredet – aber kaum jemand versteht, was wirklich dahinter steckt. Ein Beispiel dafür: Blockchain. Gerade im Zuge des Aufflammens der digitalen Währung Bitcoin hat Blockhain an Bedeutung gewonnen. Kurz gesagt ist Blockchain ein Konzept, mit dem ein Buchführungssystem dezentral geführt werden kann und dennoch ein Konsens über den richtigen Zustand der Buchführung erzielt wird, auch wenn viele Teilnehmer an der Buchführung beteiligt sind. Dabei ist es völlig unerheblich, über welche Werte Buch geführt wird. Das Besondere: Daten in dieser „Kontokette“– beispielsweise Überweisungen – können nur geändert werden, wenn alle Nutzer zustimmen. Damit sind die Informationen nicht manipulierbar. Das Netzwerk der Nutzer prüft die Gültigkeit von Geschäften, wodurch die traditionellen „Zwischenhändler“ (Banken, Börsen, Clearingstellen etc.) ausgeschaltet werden können.
Dies wird sich in Zukunft weiter entfalten, ist sich beispielsweise die Beratungsgesellschaft Roland Berger sicher – bislang ist Blockchain eher ein Thema für Informatiker und weitere wirklich digital-affine Gruppen. „Durch Blockchain erhalten viele Nutzer Transaktionsmöglichkeiten mit Netzwerken, in denen sie Informationen austauschen und Geschäfte abwickeln können. Finanztransaktionen, die bislang über Intermediäre liefen, können künftig direkt zwischen den Beteiligten abgewickelt werden. Das World Economic Forum geht davon aus, dass bis 2025 insgesamt zehn Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts mithilfe dieser Technologie abgewickelt wird“, schreiben die Autoren der Roland Berger-Studie.
„Blockchain wird die Art, wie weltweit Geschäfte gemacht werden, verändern“, prognostiziert Wolfgang Hach, Partner von Roland Berger. „Die Technologie und ihre breiten Einsatzmöglichkeiten erlauben es, etwa bei Handelstransaktionen oder Vertragsabschlüssen auf vermittelnde Institutionen oder Treuhänder zu verzichten. Dadurch können Finanzinstitute Kosten sparen und neue Geschäftsmodelle entwickeln.“
Die Finanzindustrie könne durch Blockchain viel Geld sparen – also ist zu erwarten, dass sich diese Technologie auch durchsetzen wird. Denn wieso sollten Banken etc. Blockchain nicht für ihre Zwecke nutzen, wenn sie dadurch Gewinne maximieren können? Insofern gilt: Auch der Otto-Normalbürger, für den Digitalisierung bedeutet, eine E-Mail zu schreiben und den Bahn-Fahrplan auszudrucken, wird an Entwicklungen wie der „Kontokette“ nicht vorbeikommen. Und sollte sich deshalb schnellstmöglich ins Bild setzen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Denn die digitale Transformation ist in vollem Gange.
Bildquelle:
- 500er_Geldscheine: dpa