Wir Vereinsmeier und stolzen Eltern

Liebe Leserinnen und Leser,

am Sonntag war ich in einer Sporthalle, fünf Stunden lang. Und keine Angst, ich weiß, dass viele von Ihnen auf meine Gesundheit achten: Ich habe nicht selbst Sport gemacht, sondern war als Schlachtenbummler mit unserer Jüngsten bei der Düsseldorfer Stadtmeisterschaft im Badminton.

Ich mache das viel zu wenig, kenne es aber noch von unseren anderen Kindern, die vorzugsweise Fußball gespielt haben, die Älteste auch Volleyball. Und alle mit Hingabe. Es ist so wichtig, dass Kinder Sport treiben, dass sie das Gemeinschaftsgefühl schätzen lernen und begreifen, dass man zwar gute Solisten braucht, aber in der Regel als Team gewinnt oder auch verliert.

Labbrige Brötchen mit Fleischwurst, lauwarmer Kaffee, Softdinks – egal, wir wollen Euch kämpfen und möglichst siegen sehen! Die eigene Brut, in der man sich in Gewinnermomenten gern selbst erkennen möchte und bei Niederlagen gar nicht auf den Gedanken käme, dass das etwas mit einem selbst zu tun haben könnte.

Fußball, Volleyball, Badminton, es ist total egal. Hauptsache sie haben Spaß, sie werden ernst genommen. Und wenn sie gewinnen, dann drehen wir Eltern bisweilen auf der Tribüne der Sporthalle oder auf der Laufbahn am Rasenplatz durch.

Wie oft habe ich Schiedsrichter schon Eltern in Extase vom Platz treiben sehen, wenn der eigene Sohn oder die Tochter ein Tor geschossen hat. Da ist egal, wer Du bist, was Du hast und ja, besonders auch die Nationalität ist völlig wurscht. Die Eltern sind alle gleich, wenn es um die sportlichen Kinder geht, und den Kindern ist egal, mit wem sie den Federball über das Netz dreschen.

Ich liebe diese Stunden, diese deutsche Vereinsmeierei. In der Woche hatte mich ein Taxifahrer gefragt, was ich beruflich mache. Ich bekannte, Journalist zu sein, und er sagte – eher selten – das sei ja großartig, und er lud mich zu einem Sing-Nachmittag mit der „Mundorgel“ bei uns im Kaff ein. Ganz ehrlich, ich habe wirklich überlegt, ob ich da hinfahre und ein Stündchen mit den Rentnern aus unserer Nachbarschaft da im Hinterzimmer eines Gasthofes singe. Aber letztlich hat mein innerer Schweinehund obsiegt. Vielleicht nächstes Mal…

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.