Wissenschaftliche Evidenz gegen Kräuterhexen – was ist denn nun mit dem Zeug?

Liebe Leserinnen und Leser,

greifen Sie auch hin und wieder zu diesen kleinen Wunderpillen, die Ihnen der Heilpraktiker empfiehlt, wenn Sie krank sind? Ich habe die schon als Kind nehmen müssen, damals gegen Heuschnupfen, verbunden mit Asthma. Und dann immer wieder mal, auch ein Eukalyptus-Spray, wo ich mit viel Wohlwollen eine leichte Wirkung feststellen zu können meinte. In Freiburg schleppte mich mal jemand in eine Gemeinschaftspraxis, um Akkupunktur kennenzulernen, ein todsicher wirkendes Mittel gegen meine Allergie, hieß es. Wirkung: absolut null. Aber interessant, so ein paar Nadeln eine Stunde lang im Kopf stecken zu haben. Sieht cool aus im Spiegel. Freddy Krueger auf Badisch…. Zwei Tage später holte ich mir beim Hausarzt Aarane-Spray. Zweimal draufdrücken und gut ist.

Bitte, ich will mich nicht lustig machen über die, die andere Erfahrungen gemacht haben mit homöopathischen Wirkstoffen. Wenn das bei Ihnen funktioniert, wunderbar! Aber bei mir funktioniert es einfach nicht. Vielleicht glaube ich einfach nicht intensiv genug daran, dass es eine heilende Wirkung haben könnte.

Die in Baden-Württemberg besonders starken Grünen haben eine rührige Naturheilkunde-Szene in den Reihen ihrer Partei, die man umgangssprachlich nicht umsonst als Ökos bezeichnet. Und weil der Streit über die Wirksamkeit und die Finanzierungskosten hoch schlug, beschloss ein Parteitag der Grünen 2020, dass nur noch Leistungen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden sollten, »die medizinisch sinnvoll und gerechtfertigt sind und deren Wirksamkeit wissenschaftlich erwiesen ist«. Und diese Wirksamkeit ist eben anscheinend nicht erwiesen.

Die Grünen wäre nicht die Grünen, wenn nicht jetzt der Streit neu aufgeflammt wäre. Ein Wunder, dass es zwei Jahre gedauert hat.

»Baden-Württemberg ist das Land der Naturheilkunde, und gerade die Homöopathie ist für viele Bürgerinnen und Bürger im Land ein wichtiger Teil ihrer Gesundheitsversorgung,« sagte jetzt
der grüne Landesgesundheitsministers Manfred Lucha und bezog sich mit seiner Aussage auf eine Entscheidung der Landes-Ärztekammer im Ländle, die sich für eine Streichung von Homöopathie aus der Weiterbildungsordnung der Ärzteschaft ausgesprochen hatte.

Ich könnte hier noch eine ganze Reihe von sich widersprechenden Ansichten grüner Profipolitiker zitieren, aber Sie kennen den Laden dort. Das wird niemals ganz geklärt in der Partei. Wissenschaftliche Evidenz gegen Kräuterhexen – macht, was ihr wollt. Ihr werdet ja dafür üppig gewählt.

Nach meiner Ansicht soll jeder selbst entscheiden, was er oder sie für gut für die eigene Gesundheit hält. Wenn die Kopfschmerzen nach Einnahme von Globuli verschwinden – wunderbar. „Luftpillen“ nennen wir das zu Hause, wobei, es ist schon lange her, dass die Pillen bei uns angewendet wurden. Aber Kinder beruhigen sich, wenn man ihnen ein paar dieser kleinen Kügelchen gibt und ihnen verspricht, dass es jetzt bald alles wieder gut ist.

Mit herzlichen Grüßen, bleiben Sie gesund!

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.