8. Mai 1945: Nie wieder Krieg – und nie wieder wehrlos!

Die Oranienstraße in Berlin 1945.

von KLAUS KELLE

BERLIN – Nach verlustreichen Kämpfen um die deutsche Hauptstadt, und nachdem sowjetische Soldaten am 30. April die Fahne der roten Armee auf dem Reichstag gehisst und der „Führer“ Adolf Hitler seinem Leben ein Ende gemacht hatte, endete der Zweite Weltkrieg mit der Unterzeichnung der „bedingungslosen Kapitulation“ der Reste der deutschen Armee durch Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst.

Zurecht wird dieses Tages in Deutschland und überall auf der Welt jedes Jahr gedacht

Der Zweite Weltkrieg mit mehr als 55 Millionen Toten weltweit, und der Holocaust – es ist kein „Schuldkult“ daran immer wieder zu erinnern. Und natürlich war der 8. Mai 1945 ein „Tag der Befreiung“, auch wenn die Niederlage Deutschlands damit besiegelt wurde.

Nun gedenken wir also heute wieder

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält eine Rede, in Moskau bereitet man sich auf die alljährliche Militärparade auf dem Roten Platz vor. Ein widerliches Schauspiel, was Putin da vollführen lässt, mit Kampfappellen, Hassreden gegen den Westen und Durchhalteparolen an seine in der Ukraine feststeckenden russischen Truppen.

Der Berliner Historiker Hubertus Knabe schreibt heute im FOCUS:

„Wenn in Russland in diesen Tagen an das Ende des Zweiten Weltkrieges erinnert wird, geht es nicht um die Mahnung „Nie wieder Krieg“. Die Paraden und Aufzüge dienen vielmehr dem genauen Gegenteil: Die Gedenkfeiern verherrlichen den Krieg gegen Deutschland, um der Bevölkerung den Kampf gegen die Ukraine schmackhaft zu machen.

Am „Tag des Sieges“, wie in Russland das Kriegsende genannt wird, werden in Moskau deshalb keine Friedenstauben aufsteigen. Stattdessen fahren Panzer und Raketen auf und Tausende Soldaten defilieren im Gleichschritt vor dem russischen Präsidenten. Die Militärparade, die mit dem Marsch „Der heilige Krieg“ eröffnet wird, dient Wladimir Putin dazu, nach Innen und Außen Stärke zu demonstrieren.“

So und nicht anders ist es. Hunderttausende Ukrainer und Russen sind in der Ukraine in den ersten drei Jahren des Angriffskrieges gefallen. Und wofür? Ach ja, um den Faschismus zu bekämpfen, wie Putin sagt, der selbst mehr Faschist ist, als es die Ukraine insgesamt überhaupt sein könnte. Menschenleben? Die zähen nichts im Kosmos Putin. „Fleischwolf“ nennen sie das selbst, was den russischen Soldaten im Osten des Nachbarlandes droht.

Nie wieder Krieg!

Das ist die Botschaft des heutigen Tages. Der Krieg selbst ist der Feind, philosophiert der US-Schauspieler Denzel Washington als „Erster Offizier Hunter“ in einem Atom U-Boot, ein Betrachtung des Themas, die mir sehr gefällt.

Wir alle haben geglaubt, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, dem Zusammenbruch von Sowjetunion und NATO, sei die Zeit großer Kriege zumindest in diesem Teil der Welt vorbei. Wir haben uns getäuscht.

Die zweite Lehre des 8. Mai 1945 ist nämlich: Nie wieder wehrlos! Ein Gedanke, der unseren führenden Politikern in den vergangenen 20 Jahren irgendwie abhanden gekommen ist.

Russlands Angriff auf die Ukraine, der Moskau einst im Tausch gegen 1000 Atomsprengköpfe Sicherheit UND Souveränität versprochen hat, ist wahrlich eine Zeitenwende. Nicht nur für Deutschland, nicht nur für Europa, sondern im Grunde für die ganze Welt. Was für ein phantastisches Land könnte Russland sein, wenn sie sich mit ähnlicher Intensität darum kümmern würden, zu entwickeln und zu produzieren, einen Mittelstand aufzubauen und Handel zu treiben, Meinungsfreiheit und Rechtsstaat zuzulassen.

Aber kann man das wirklich von einem ehemaligen KGB-Handlanger erwarten, der nur von Seinesgleichen umgeben ist und Reden schwingt, wie aus einer längst vergangen geglaubten Zeit.

Bildquelle:

  • Kriegsende_Berlin_1945: Bundesarchiv/CC-BY-SA 3.0

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.