Spezialeinheiten stoppen russisches Spionageschiff in Kiel

Das festgeseetzte Spionagechif "Scanlark" in Kiel.

KIEL – Spezialeinheiten der Polizei haben am Sonntag auf dem Nord-Ostsee-Kanal in Kiel das Frachtschiff „Scanmark“ gestoppt und durchsucht. Die Besatzung steht unter dringendem Verdacht, kritische Infrastruktur zu Sabotagezwecken mit Hilfe von Drohnenüberflügen ausspioniert zu haben.

Der 75 Meter lange Frachter wurde in der Schleuse des Nord-Ostsee-Kanals in Kiel von maskierten Beamten durchsucht. Die Staatsanwaltschaft Flensburg und das LKA Schleswig-Holstein begründen die Aktion mit der „Abwehr von Gefahren für die maritime kritische Infrastruktur Deutschlands“. So soll eine Drohne am 26. August von der „Scanmark“ aufgestiegen und über ein Schiff der Bundesmarine gesteuert worden sein, um Videoaufnahmen von dem Schiff zu drehen.

Das Fachmedium „Täglicher Hafenbericht“ brichtet, die „Scanmark“ gehöre der estnischen Reederei Vista Shipagent und sei auf der Reise von Rotterdam nach Finnland gewesen. Nach Informationen des Portals bestehe die Besatzung des Schiffes aus russischen Staatsbürgern.

Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) sagte, „die Kontrolle eines verdächtigen Frachters im deutschen Ostseeraum ist ein deutliches Zeichen und unterstreicht die Handlungsfähigkeit unseres Rechtsstaats“.

Die „Scanmark“ fährt offiziell unter der Flagge des Karibikstaates St. Vincent und den Grenadinen. Erst vor einer Woche hatte der Inspekteur der Deutschen Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack, vor einer deutlich „gesteigerten Aggressivität“ russischer Agenten im Ostseeraum gewarnt. Dazu gehörten Überflüge von Drohnen, Eindringversuche und Sabotage-Akte. Die Bundeswehr habe die Gefährdungen inzwischen im Griff und die Sicherheitsmaßnahmen für ihre Einrichtungen deutlich verbessert.

Russische sogenannte „Forschungsschiffe“, Frachter der „Schattenflotte“ und Fischtrawler werden immer häufiger in Ost- und Nordsee bei verdächtigen Aktivitäten beobachtet. Unter dem Vorwand „hydrographischer Forschung“ würden Agenten russischer Geheimdienste systematisch Daten- und Energiekabel, militärische Infrastruktur und Windparks auszuspionieren. So wurden derartige Schiffe zuletzt 60 Mal beobachtet, wie sie mit abgeschalteten Ortungssystemen auf sogenannten „Kriechfahrten“ durch die Nord- und Ostsee unterwegs waren – extrem langsame Fahrten in einem auffälligem Zick-Zack-Muster. Dann stoppten die Schiffe ganz und verharrten über mehrere Stunden an einer Stelle. Derartige Manöver fanden immer wieder in unmittelbarer Nähe zu kritischer Infrastruktur wie Gaspipelines, Datenkabeln und Windparks statt.

Im September 2022 wurde bekannt, dass zwei russische Schiffe unmittelbar vor dem Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines in der Nähe des Tatorts operierten, darunter ein Spezialschiff namens „SS-750“. Dänische Militärfotos zeigten das Schiff dort kurz vor den Explosionen.

Bildquelle:

  • MS_Scanlark_RUS: thegermanz

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