von DR. STEFAN WINCKLER
Konrad Adenauer würde am 5. Januar 2026 150 Jahre alt werden. „Der Alte“ bleibt unvergessen – selbst in seinen stets gehaltvollen Weihnachtsansprachen. TheGermanZ dokumentiert heute die Rede des damaligen Bundeskanzlrs an die Nation vom 25. Dezember 1951:
„Heiligabend 1951! Es war stille geworden im Hause. Die Kerzen am Christbaum waren verlöscht bis auf wenige, die mit ihrem Schein alles, den Christbaum, die Krippe, den Gabentisch, geheimnisvoll erhellten. Ein tiefes Nachdenken überkam mich, die Erinnerung an vergangene Weihnachten. Ich sah mich wieder als Kind mit meinen drei Geschwistern im Elternhause. Wie hatte man sich wochenlang auf den Heiligen Abend gefreut, gespart, (…) um auch den Eltern etwas schenken zu können. Es war alles einfach, und der Gabentisch war bescheiden (…) Man gedachte des Christkinds, der Engel und Hirten, der herrlichen Weihnachtsgottesdienste. Man war so glücklich.
Dann zogen die Weihnachten an meinem Auge vorüber, die ich meinen Kindern (…) bereitet hatte.
Die Briefe an das Christkind, die sie wochenlang früher geschrieben und auf die Fensterbank legten, damit das Christkind sie über Nacht holte, enthielten allerlei Wünsche, kleine und große, dass es für die Eltern köstlich war, sie zu lesen. Ich dachte daran, wie ich meinen Kindern eine Krippe kaufte. (…) Sie stammte aus der Barockzeit. Es waren viele Figuren und ein Stall, alles war von bäuerlicher Hand in der Rhön geschnitzt und einmalig (…) Vielleicht hatte ein Hirte sie gearbeitet, denn die Hirten auf dem Felde, der Engel, der ihnen erschien, um die frohe Botschaft zu verkünden, die vielen Tiere waren am besten geraten.
Da waren Maria und Josef, Joachim und Anna, die Heiligen Drei Könige, ja, wie ich schon sagte, es waren keine Kunstwerke. Trotzdem sprachen sie schlicht und einfach und frommbesinnlich zum Beschauer. Jahr um Jahr nun, schon manches Jahrzehnt hindurch, wird die Krippe Weihnachten aufgebaut. Meine Kinder, denen sie so viel Freude machte, sind nun erwachsen und haben selbst Kinder. Auch sie erfreuten sich an der Krippe. Ich möchte, dass es so weitergeht, Jahrzehnt um Jahrzehnt, Generation um Generation, dass diese Krippe noch lange Kindern erzählen möge, von dem Wunder der Menschwerdung, dass sie erinnern möge an die Generationen, die sich schon an ihr erfreut haben, von deren leuchtenden Augen etwas Schimmer an ihr zu haften scheint.
Ein Weihnachtsfest vor allem kommt mir wieder in den Sinn. Es war ein Weihnachtsfest in der nationalsozialistischen Zeit, als ich aus meiner Heimatstadt vertrieben und verjagt und von einem Jugendfreund, dem Abt des Klosters Maria Laach, aufgenommen war. (…) Meine Frau und meine Kinder waren gekommen. (…) Der Christbaum war klein (…) Es gab nur wenige Geschenke, aber wir, die wir getrennt waren, freuten uns des Zusammenseins, und der Gottesdienst war so ergreifend schön. Er begann am Heiligen Abend, zehn Uhr, in der herrlichen Basilika. Die alten Metten und Lesungen wurden gesungen und unsere schönen deutschen Weihnachtslieder. (…) Alle waren hingegeben dem großen Geheimnis, das gefeiert wurde. Draußen lag Schnee. Es funkelten die Sterne. Eine große wunderbare Stille lag auf Berg und See.
(…)
Feiern wir wirkliche Weihnacht?
Ist es eine geweihte Nacht, die wir begehen, ein Fest, ein Fest, erfüllt von Weihe, von Stille, von Besinnlichkeit?
Ist es wirklich ein Fest, an dem wir anderen eine Freude bereiten wollen, so wie uns einst Freude bereitet worden ist? Oder ist nicht Weihnachten dem Fluch unserer Zeit, der Rastlosigkeit, der Unruhe, der Äußerlichkeit verfallen? Ich fürchte, es ist so!
Dann wollen wir uns besinnen. Wir wollen daran denken, dass wir das Fest der Geburt des Heilandes begehen, des Sohnes Gottes, der in die Welt kam, um den armen und gehetzten Menschen den Frieden zu bringen. Wir wollen versuchen, in diesen Tagen alte Quellen in uns neu zu erschließen, Quellen, die unter dem Gestrüppe des Alltags (…) unter dem Treibsand des modernen Lebens, seiner Hast und Hetze, seiner Äußerlichkeit und Genusssucht, seinem entsetzlichen Betrieb doch noch vorhanden sind. (…) Sie werden dann wieder lebendig werden und uns wieder Leben spenden.
Ich fürchte, es wird keinen Frieden, keine Ruhe, keine Freude für die Menschheit geben, wenn wir nicht zurückfinden zu den ewigen, unvergänglichen Gütern, auf denen allein das Glück der Menschheit aufgerichtet werden kann. Schrankenlose, hemmungslose Ich-Sucht, Sucht nach Betrieb und Genuss bringen kein Glück. Verinnerlichung, Besinnung auf sich selbst, Arbeit und Sorge für andere und für das Gemeinsame, das ist, was uns not tut und was uns glücklich macht. Der Krieg zerstörte alle menschlichen Werte, nur der Friede entwickelte sie.
(…)
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind. Diese Botschaft der Engel bei der Geburt Christi sei uns ein Trost, eine Freude, eine Hoffnung.“
Bildquelle:
- Konrad_Adenauer_CDU: bundesarchiv / katherine young
