Am Empfangsschalter beim Notarzt

Liebe Leserinnen und Leser,

ein hochaktuelles Thema waberte gestern durch die deutschen Medien. Kassenärzte-Chef Andreas Gassen hat eine Gebühr für Patienten gefordert, die ohne vorherige telefonische Ersteinschätzung wagen, die Notaufnahme im Krankenhaus aufsuchen.

Gassen sagt: „Unsozial ist in meinen Augen, den Notdienst unangemessen in Anspruch zu nehmen und damit das Leben anderer Menschen zu gefährden“. „Wer noch selbst in eine Notaufnahme gehen kann, ist oft kein echter medizinischer Notfall.“

Was für eine Frechheit, oder?

Ein wirklich guter Freund von mir machte am Osterwochende unfreiwilig den Praxistest in einer ostdeutschen Großstadt. Über die Festtage waren seine Knieschmwerzen immer stärker geworden, die Schmerzen trotz Ibuprofen kaum mehr zu ertragen. So schleppte er sich am Ostermontag in eine Klinik dieser Stadt, schilderte, dass es ihm schlecht geht und er Schmerzen habe. Die Fachkraft im Empfangstisch sagte ihm, er solle zu seinem Hausarzt gehen und sich eine Überweisung besorgen. Man können jetzt nichts für ihn tun.

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Er fuhr weiter, konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und erreichte das nächste Krankenhaus in der Stadt, ein wirklich großes, namhaftes. Er schilderte der (diesmal) Dame am Empfang, dass er dringend ärztliche Hilfe brauche. Wenn er noch selbst kommen könne, werde es wohl nicht so schlimm sein. Wenden Sie sich an ihren Hausarzt, und als mein Freund unter Schmerzen erwiderte, dass der erst morgen wieder seine Praxis öffne, drohte die Stasi-Matrone in Weiß, wenn er jetzt nicht das Krankenhaus verlasse, werde sie die Sicherheitsleute rufen….

Es ist eine Frechheit sondergleichen, wie in solchen Einrichtungen mit Hilfesuchenden umgegangen wird. Ich habe das selbst schon erlebt, als ich einmal Nierensteine und wirklich üble Schmerzen hatte und mich auf dem Krankenlager windend, Formulare der Krankankasse ausfüllen musste. Ja, ich weiß, dass es auch Mitbürger gibt, die den notwendigen Krankenhaus-Besuch mit 112 organisiseren, um das Geld fürs Taxi zu sparen. Aber wer mit Schmerzen ins Krankenhaus kommt, der hat sofort und ernsthaft behandelt zu werden. Das unterscheidet dieses Land von anderen Gegenden auf der welt, in denen ein Menschenleben nichts zählT.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.