KÖLN – American Football gewinnt auch in Deutschland immer mehr Fans. Doch die Rahmenbedingungen in den Städten mit Taams sind sehr unterschiedlich – was über erfolg oder Misserfolg entscheiden kann. Das ELF Franchise Centurions, mit Sitz in der Domstadt Köln, ist eines der Gründungsmitglieder der European League of Football. In der Premieren-Saison 2021 stand das Team noch in den Playoffs der europäischen Liga. Dort unterlagen die Kölner dann dem späteren Champion Frankfurt Galaxy mit 6:36.
Aber die erste Saison war insgesamt sehr positiv. Als einziges Team gingen die Domstädter man mit einem deutschen Quarterback in die Saison und musste sich nicht verstecken. Statistisch gesehen ließ der Kölner Quarterback, Jan Weinreich, sogar einige amerikanische Spielmacher hinter sich.
In der zweiten Saison wurde die Luft dünner in Köln
Denn in der rheinischen Konkurrenz-Metropole Düsseldorf startete das neue Franchise Rhein Fire. Mit viel Engagement und Einsatz zogen die Verantwortlichen einen Puplikumsmagneten aus dem Boden. Dazu trug die Spielstätte Duisburg bei, eine hochmoderne Arena. Und zum anderen fanden sich schnell viele Düsseldorfer Fans der alten NFL Europa wieder ein und sorgten für eine von Anfang an fulminente Atmosphäre.
Direkt nach der ersten Saison verließen viele Leistungsträger und Puplikumslieblinge die Kölner in Richtung Rhein Fire, darunter Fullback Patrick Poetsch, Kicker Daniel Schuhmacher, Offensive Lineman Nick Wiens und auch Defensive Back Richard Grooten.
Und in der zweiten Saison vermisste das Kölner Publikum diese schmerzhaften Abgänge. Lediglich drei Siege fuhren die Centurions ein, unter anderem zwei gegen die Istanbul Rams, die sowieso keinen Anschluss in der Liga gefunden hatten.
Nach der wenig erfolgreichen zweiten Saison verabschiedeten sich weitere Leistungsträger aus der Domstadt. So ging der talentierte Offensive Lineman Fabian Kratz nach Paris. Andere wichtige Schlüsselspieler, wie Leander Wiegand, Marius Kensy oder auch Julian Völker, findet man ab 2023 bei Rhein Fire wieder.
Was macht Rhein Fire so attraktiv, was die Kölner nicht hinbekommen?
Zum einen ist es die Schauinsland-Reisen-Arena in Duisburg. Es ist der Traum eines jeden Spielers, in einer hochmodernen Arena zu spielen. Zum anderen sind es die vielen Fans. Wenn man sein Hobby vor mehr als 10.000 Fans ausleben kann, dann ist das wohl der Traum eines jeden Sportlers.
Dabei sollte die Fanszene in Köln keinesfalls schlecht reden. Die Fanclubs sind sehr laut und mit Herz und Seele dabei, doch sind es deutlich weniger als bei Rhein Fire.Und das ist ein Problem. Denn Football ist nicht nur Sport, es ist auch Party, Familien-Event.
Die Teams in der ELF sind Unternehmen, die natürlich Umsatz generieren wollen. Bei wenigen Zuschauern ist das schwer.
Woran liegt der Zuschauermangel?
Obwohl die Centurions mit der Legion of Jupp und der Empire Cologne zwei aktive Fanclubs haben, die mit Trommeln und Megafon mächtig Stimmung machen, ist es oft sehr leer auf den Rängen des Südstadions. Vielleicht kann man das geringe Interesse an der Niederlagen-Serie festmachen. Doch ein noch größeres Problem ist das Südstadion selbst, in dem die Centurions ihre Heimspiele austragen.
Auf der Stehtribüne des alten Stadions steht man entweder in der prallen Sonne oder bei schlechten Wetter im Regen. Dazu kommt die schlechte Sicht durch Kamerawagen, Zäune und Auswechselspieler, die beim Football nun einmal in großer Anzahl an der Seitenlinie stehen. Auf der überdachten Sitztribüne hat man keine Probleme mit dem Wetter, doch da ist die Sicht noch bescheidener, da man relativ niedrig sitzt. Und dann müssen Fans mn für Essen und Trinken ewig anstehen . Das macht das Stadion-Erlebnis einfach kaputt.
Was in Frankfurt, Duisburg und Leipzig Zuschauer anzieht, sind die sogenannten Power-Partys. Vor dem Spiel treffen sich Fans auf einem Vorplatz am Stadion, um Spaß zu haben und mit Live-Musik abzufeiern. Bullen reiten und Hüpfburgen sorgen für eine gute Einstimmung vor dem Game. Doch das ist in Köln nicht möglich, da die Stadt es vor dem Südstadion nicht zulässt: Lärmbelästigung der Anwohner und so.
Und das wirft die ernste Frage auf:
Haben die Centurions eine Zukunft in der ELF?
Wenn die Centurions sich in Nordrhein-Westfalen gegen Rhein Fire und dem hessischen Nachbarn Frankfurt Galaxy durchsetzen wollen, dann müssen sie attraktiver werden. Unbedingt. Und bald.
Es braucht ein besseres Stadion, und es braucht ein Fanerlebnis. Die Menschen müssen einfach gerne zum Spiel kommen, egal, ob das Team gewinnt oder verliert. Ansonsten wird die Luft dünn.
Manfred Damaschke, Pressesprecher der Centurions, sagte auf Nachfrage: „Wir waren die letzten beiden Jahre mit mehreren Stadionbetreibern im Gespräch. Leverkusen kommt aus mehrerlei Hinsicht nicht in Betracht, der wichtigste Grund ist aber, dass das Stadion hauptsächlich den Sportlern von Bayer zur Verfügung steht. In Bonn und Köln gibt es lediglich Stadien in ähnlicher Qualität des Südstadions. Das RheinEnergieStadion, hauptsächlich vom Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln genutzt, ist im Sommer durch Konzerte ausgebucht und für die Zuschauerzahlen auch viel zu groß.“
Damaschke weiter: „Auch 2023 werden wir keine Power-Party garantieren können, da das Stadion mitten im Wohngebiet liegt und die Regularien der Stadt das nicht zulassen.“
Bildquelle:
- Cologne_Centurions_Südstadion: marcel heinisch / foot bowl