BERLIN – Zu den markantesten Gesichtern im deutschen Politikbetrieb gehört nach der Bundestagswahl im Februar und dem folgenden Regierungswechsel die CDU-Politikerin Julia Klöckner aus Rheinland-Pfalz. Von politischen Gegnern lange belächelt, weil sie 1995 mal zur „Deutsche Weinkönigin“ gewählt wurde, sagt sie als Präsidentin des Deutschen Bundestags, wo es langgeht. Sie hat klare Regeln eingeführt oder, wenn die schon eingeführt waren, sorgt sie dafür, dass die auch konsequent durchgesetzt werden, etwa wenn es darum geht, Politikern der Linken die Kleiderregeln des Hohn Hauses beizubringen und AfD-Abgeordnete am ständigen Herumgepöbel zu hindern, wenn Redner anderer Fraktionen sprechen.
Wenn Julia Klöckner etwas sagt, dann hört man zu
So auch jetzt, als die CDU-Frau in ihrer Laudatio zur Verleihung des sogenannten „Heldinnen-Awards“ in Berlin feststellte, Deutschland sei „der Puff Europas“.
Sie fände es lächerlich, wenn man sage, Prostitution sei ein Beruf wie jeder andere auch. Eine solche Sichtweise sei nichts anderes als das Verächtlichmachen von Frauen. Prostitution gehöre auch in Deutschland verboten.
Bisherige Versuche von SPD und Grünen, Frauen im Sexgwerbe durch ein „Prostitutionsgesetz“ und dann das „Prostituiertenschutzgesetz“ zu stärken und ihre Rechte durchzusetzen, seien gescheitert. Prostitution fände nach wie vor oft unter Zwang statt, werde dominiert von Männern und immer wieder komme es zu gewalttätigen *Übergriffen gegen die Frauen.
Ausdrücklich spricht sich Klöckner für Verfahren wie in Schweden und Norwegen aus
Dort hat man das sogenannte nordische Modell eingeführt, heißt: Nicht die Prostituierten werden verfolgt und bestraft, sondern die Freier. Und Bordelle werden konsequent dichtgemacht. In Schweden etwa ist der Kauf sexueller Dienstleistungen illegal, der Verkauf von Sex bleibt dagegen straffrei. Prostituierte erhalten staatliche Hilfe, um sich eine neue Existenz jenseits der Sexarbeit aufzubauen.
In Deutschland trat 2017 das Prostituiertenschutzgesetz in Kraft. Das verpflichtet Prostituierte, sich behördlich anzumelden. Für „Saunaclubs“ und Bordelle bestehe eine Erlaubnispflicht. Verändert hat sich jedoch an den Lebensumständen der Frauen kaum etwas.
Der „Heldinnen-Award“ der Alice-Schwarzer-Stiftung wird an „außergewöhnlich mutige Frauen“ verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert. In diesem Jahr werden die beiden Streetworkerinnen Sabine Constabel und Cathrin Schauer-Kelpin für ihr Engagement gegen Prostitution ausgezeichnet.
Constabel hilft seit mehr als drei Jahrzehnten Frauen beim Ausstieg aus der Prostitution. Schauer-Kelpin setzt sich mit ihrem Verein „Karo“ gegen Zwangsprostitution, Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung von Kindern ein.
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