Charles und Camilla im Anflug – brauchen wir sowas auch?

Liebe Leserinnen und Leser,

König Charles III und Königin Camilla kommen morgen nach Deutschland. Charle war schon 40 Mal hier, er kennt und mag offensichtlich uns Krautz wirklich ganz gerne. Aber nun kommt er als Monarch, wie ein Gast aus einem lange zurückliegenden pompösen Zeitalter. Und manch einer unserer Landsleute wird sich bei den Bildern der nächsten Tage fragen: Warum haben wir nicht auch sowas?

Bei Charles, muss ich ehrlich gestehen, ist mir dieser Gedanke bis jetzt noch nicht gekommen. Bei seiner Mutter allerdings oft.

Queen Elisabeth II war wirklich eine Frau zum Niederknien

Dieses Pflichtgefühl, diese unbedingte Treue zum Empire, diese stoische Ruhe auch ihn schlimmen Krisen, dieser köstliche Humor – besser kann eine Königin ihren Job nicht machen.

Und dass Demokratie und Monarchie kein Widerspruch sein müssen, dass sehen wir auch in vielen anderen Staaten, oder halten Sie Holland, Dänemark, Norwegen und Schweden für undemokratisch?

Das Problem bei einer Monarchie ist, dass man sich die Nachkommen einer roylen Familie nicht aussuchen kann. Jetzt sind sie nunmal da, würde Frau Merkel kalauern, die ja selbst der lebende Beweis dafür ist, wie furchtbar etwas schiefgehen kann, auch wenn das Volk wählt.

Als damals die Tragödie mit Prinzessin Diana vor den Augen der Weltöffentlichkeit stattfand, als das Telefonat mit der berühmten „Tampon“-Passage bekannt wurde, da war ich überzeugt, dass dieser unbeholfene, manchmal peinliche, Prinz Charles niemals den britischen Thron besteigen würde. Aber jetzt ist er nunmal da. Und ich habe nach seinen ersten Monaten den Eindruck, dass er es gut machen wird.

Und natürlich wird Deutschland keine Monarchie werden, auch nicht wenn irgendein esotherisch inspirierter Reichsbürger-Prinz als 5000. in der Thronfolge, das gerne möchte.

Aber ich schaue mit einer gewissen Spannung auf Mittwoch und Donnerstag, wenn die Royals Berlin, Brandenburg und Hamburg rocken, Salutschüsse abgefeuert und Kindern über den Kopf gestreichelt wird. Dann weht für eine Moment endlich mal wieder ein wenig Glanz durch unser missmutiges Deutschland und die heruntergewirtschaftete Hauptstadt, die nicht mal fehlerfrei eine Wahl organisieren oder einen Flughafen bauen kann.

Morgen wird jeder Knicks perfekt funktionieren.

Welcome, Majesty!

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.