Der Franzose geht ab – Revolution liegt bei denen in der DNA

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

so isser, der Franzose, oder? Während man uns Deutschen nachsagt, dass Revolutionen erst nach Büroschluss stattfinden und wir einen Bahnsteig erst dann stürmen, nachdem wir eine Zugfahrkarte gekauft hätten, geht der Framnzose sofort ab, wenn es irgendwas zu protestieren gibt. Oder auch nicht, irgendeinen Grund gibt es immer.

Jetzt ist Macrons Rentenreform gerade der Anlass, schnell durchgepeitscht, das Rentenalter wird „schrittweise“ von 62 auf 64 raufgesetzt. Schrittweise? Lächerlich! Bei uns ist gestaffelt, je nachdem, wann Sie geboren wurden. Mit 65, 66 oder 67 Jahren geht’s los, wenn Sie Jahrgang 1964 sind. Und wenn die in Berlin nächste Woche beschlössen, unser Rentenalter auf 72 anzuheben – hey, es würde eine Aktuelle Stunde im Bundestag geben, die Grünen würden zustimmen, hauptsache die Rentenbescheide werden klimaneutral versendet. Linke und Teile der SPD würden fordern, dass man im Zuge der Rentenreform nun aber wenigstens die Immobilienunternehmen verstaatlichen müsse, weil Sozialismus schon immer eine gute Sache war.

Der Franzose geht ab. Von 62 auf 64? Lächerlich nach unseren Maßstäben. Aber Mülltonnen brennen, Tausende demonstrieren auf dem Place de la Concorde im Tränengasnebel der Polizei, Barrikaden waren errichtet und Innenstädte lahmgelegt, die Universitäten werden zwangsgeschlossen, der Müll nicht mehr abgeholt, zwei Misstrauensanträge gegen die Regierung von Premierministerin Élisabeth Borne wurden sofort eingereicht, landesweite Streiks angekündigt für die kommende Woche. Bin gespannt, wann LKW-Fahrer die Grenzübergänge dichtmachen und die Flughäfen geschlossen werden.

Ja, die Franzosen sind ein lustiges Völkchen, immer was los. Ich glaube, das liegt bei denen in der DNA, wie bei uns, dass man morgens um 5 Badehandtücher auf Liegen im Pool verteilen muss, und sich dann noch mal vier Stunden hinlegt, bevor man zum Schwimmen geht. Es sind so nationale Eigenarten, die man bei den Völkern feststellen kann. So wie den Fünf-Uhr-Tee bei den Briten.

Ich wünsche Ihnen ein sonniges Wochenende! Es soll jetzt wirklich Frühling werden.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.