Der Kaiser ist tot

Franz Beckenbauer - Presseveranstaltung mit der Deutschen Zentrale fuer Tourismus im Hotel Adlon am 30. Juni 2006, Berlin-Mitte.

von KLAUS KELLE

MÜNCHEN – Es gibt Menschen, bei denen geht man einfach davon aus, dass sie niemals sterben und immer (da) sein werden. Eine solche Lichtgestalt, der „Kaiser“, Franz Beckenbauer ist nun doch gestorben. Er schloss seine Augen gestern für immer im Alter von 78 Jahren. Er war nicht einer der Größten im deutschen Fußball, er war der Größte unter den Größten. Zurecht nannte Fußball-Deutschland diesen Ausnahmespieler den „Kaiser“, denn das war er, auch wenn er ohne Krone im Trikot auflief.

Kurz die Stationen, die man über Franz Beckenbauers Leben wissen muss

Er war Weltmeister als Spieler und als Trainer, holte die WM (“ das Sommermärchen“) 2006 nach Deutschland.

Beckenbauer kam als Junioren-Spieler zum FC Bayern und stieg schnell zum Top-Spieler bei den Münchnern auf. Der Junge aus dem Stadtteil Giesing holte unter anderem vier nationale Meistertitel, wurde dreimal Sieger im Europapokal der Landesmeister und Weltpokalsieger.

Mit seiner Eleganz und Leichtigkeit auf dem Spielfeld definierte er die Rolle des Liberos neu und krönte seine Karriere mit dem Gewinn der Heim-Weltmeisterschaft 1974. Zwei Jahre zuvor führte er bereits die deutsche EM-Siegermannschaft an.

Nach einigen Jahren in den USA bei Cosmos New York, wo er mit Pelé in einem Team spielte, kehrte Beckenbauer nach Deutschland zurück und gewann mit dem Hamburger SV 1982 noch einen Meistertitel. Nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 1984 wurde er beim DFB auch ohne Trainerschein Teamchef und führte die Nationalmannschaft gleich ins WM-Finale 1986 gegen Argentinien (2:3). Vier Jahre später gelang mit dem WM-Triumph von Rom die Revanche gegen Diego Maradona & Co.

Franz Beckenbauer war nicht nur ein herausragender Akteur auf dem Platz, sein Charisma, seine bajuwarische Weltgewandtheit setzte Deutschland auch als Austragungsort einer Fußball-Weltmeisterschaft durch.

Und ja, zuletzt fielen ihm auch merkwürdige Geldflüsse auf die Füße. Hatte der Kaiser Schmiergeld bezahlt, um die WM nach Deutschland zu holen? Hat er selbst schwarz Millionen kassiert mit seinem Meisterstück WM 2006? Wir alle werden es nie erfahren. Und wissen Sie was: Es ist mir auch vollkommen wurscht.

Vor der Lebensleistung dieses herausragenden Mannes, eines Buben aus Giesing, spielt das keine Rolle. So wie die Spendenaffäre Helmut Kohls damals vor der historischen politischen Leistung der Vollendung der Deutschen Einheit und der Europäischen Einigung keine Rolle spielt.

Wir verneigen uns vor diesem großartigen Sportsmann, einem Deutschen, auf den wir alle stolz sein können. Ruhe in Frieden, Kaiser!

Bildquelle:

  • Deutsche Zentrale fuer Tourismus Beckenbauer: depositphotos

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

Jetzt spenden (per PayPal)

Jetzt abonnieren

Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.