„Der Schattenmann“ Tom Rohrböck und seine Kontakte zu FDP und Jusos

Manche Medien vergleichen ihn mit der Filmfigur "Fantomas": Tom Rohrböck ist einflußreicher Politikberater in Berlin.

von KLAUS KELLE

BERLIN – Es war nicht vereinbart, dass wir nach so kurzer Zeit noch einmal wieder Kontakt miteinander haben würden, doch fast zeitgleich zum Interview mit dem vom Mainstream so genannten „Phantom der AfD“ Tom Rohrböck erschienen Presseberichte, dass der Netzwerker keineswegs nur bei Angeordneten der AfD unterwegs ist, sondern auch beste Kontakt in die FDP und die SPD pflegt.

In Hessen sah sich die FDP nach einer Anfrage von Rechercheergebnissen von WDR, NRW und ZEIT sogar genötigt, eine „Krisensitzung“ einzuberufen, wie die ARD-Tagesschau meldete. So wurden FDP-Funktionäre in Hessen mittels eines Brandbriefes allen Ernstes aufgefordert, sich schriftlich von Tom Rohrböck und dessen Umfeld und Gedankengut zu distanzieren. Eine umso erstaunlichere Aufforderung, als Rohrböck im ersten Interview mit TheGermanZ bekannt hat, dass er regelmäßiger Wähler von FDP (und CDU) sei.

Es ist nicht einfach, Kontakt mit Tom Rohrböck zu bekommen, das ist kein Mann, wo man abends mal schnell auf ein Bier vorbeischaut. Aber auf meine Bitte um ein weiteres Gespräch über die „FDP-Connection“ sagte er wieder zu.

Tom Rohrböck, als wir den ersten Kontakt hatten, gingen wir, ging ich davon aus, dass Sie in Kontakt mit zahlreichen Abgeordneten der AfD-Bundestagsfraktion stehen und dort Einfluss nehmen können und vielleicht sogar Geld verteilen. Nun berichten mehrere Medien, dass Sie auch ein „Strippenzieher in der FDP“ seien, von dem man sich dringend schriftlich distanzieren müsse. Sind Sie etwa auch ein liberalextremistischer Strippenzieher?

Irgendwie befinden wir uns in diesem Sommer, wenige Wochen vor einer Bundestagswahl, im Nachrichten-Notstand. Trotz Olympischer Spiele und einiger schlimmer Unwetter sucht man nach einem neuen Sensationsthema, um das Sommerloch zu füllen. Da komme ich als „Phantom“ anscheinend gerade recht….

Sie hatten im ersten Gespräch angedeutet, dass Sie in Berlin Kontakte in alle relevanten Parteien pflegen. Sie haben mir damals die Wahrheit gesagt. Es gibt Berichte über Treffen, an denen Politiker von Parteien einträchtig zusammensaßen, von denen man das gar nicht erwarten würde…

Dass ich zur FDP schon immer gute Kontakte unterhalte, ist bekannt und hat wirklich keinen Nachrichtenwert. Nach Veröffentlichungen in mehreren Medien, nach dem ich eine Art Regisseur der AfD-Bundestagsfraktion sein soll, wurde man nun anderswo wohl etwas nervös.

Dazu möchte ich erstmal klarstellen, dass die Bezeichnung „rechts“ für mich eine reine mediale Kategorisierung ist. Sogenannte Investigativjournalisten versuchen, ihren Lesern und Zuschauern zu vermitteln, in welche Schublade sie mich einsortieren sollen, bevor es losgeht. Die Wahrheit ist: Es gibt nicht einen einzigen Satz von mir, der eine „rechte„ Einstellung belegen würde. Aber wenn es einmal irgendwo geschrieben wird, dann schreiben es die anderen gern ab.

Wäre es nicht klug von der FDP gewesen, das Thema vor diesem Hintergrund einfach auszusitzen, statt selbst Öl ins Nachrichtenfeuer zu gießen?

In der FDP hielt man nach Thomas Kemmerichs Wahl zum Ministerpräsidenten in Thüringen vergangenes Jahr die Luft an. Die Partei wurde hyperaktiv, um bloß nicht irgendwie in eine Nähe zur AfD gerückt zu werden. Sobald nur diese drei Buchstaben A f D in einem Gespräch mit Politikern der anderen Parteien erwähnt werden, schrecken die Leute zusammen, als sei ihnen gerade der Leibhaftige erschienen. Ich schätze, da bangen auch einige um die eigenen Karrierechancen und suchen die rettende Flucht in eleganten Ausreden.

Medien berichten über ein Treffen auf einer Berghütte in den Alpen, das Sie initiiert hätten, und an dem die Parlamentarische Geschäftsführerin der FDP-Bundestagsfraktion, Bettina Stark-Watzinger in eine Art Hinterhalt gelockt wurde, wo plötzlich auch AfD-Politiker auftauchten…

Das stimmt so nicht. Bettina Stark-Watzinger kam auf Einladung einer Organisation hessischer Liberaler zu diesem Abend. Für diese Organisation rund um Fintech- und Volkswirtschaftsfragen wurde ich gebeten, einen Sponsor für Schweinsbraten, Knödel und Bier zu gewinnen.

Derjenige, der sich dann bereit erklärte, die recht überschaubare Zeche zu zahlen, hatte als persönlichen Gast die Berliner Bundestagsabgeordnete Birgit Malsack-Winkemann von der AfD dabei. Ich selbst lernte Frau Malsack-Winkemann überhaupt dort erst kennen. So gut wie alle anderen auf der Hütte waren Liberale. Und Frau Malsack-Winkemann war nicht Rednerin des Abends.

Auch die Aussage, Bettina habe kurz nach ihrer Rede das Weite gesucht, weil es ihr unwohl war, stellte sich mir und den weiteren Gästen anders dar. Sie blieb bis fast zum Schluss. Wahrscheinlich haben erst die Anfragen einiger Journalisten Bettina Stark-Watzinger so arg verschreckt, dass sie mit fluchtartiger Distanz zu mir ihr Überleben suchte.

Eine Mitarbeiterin aus ihrem Büro wurde danach offenbar zum Sündenbock gestempelt und entlassen. Es trifft dann in der Politik rasch die Kleinsten.

Auch andere in der FDP Hessen wollen offiziell kaum noch Kontakt zu mir haben. Da werden die krudesten Halbwahrheiten verbreitet. Leider erinnert in diesem Moment die Rechtsstaatspartei FDP an einen aufgeregten Hühnerhaufen.

Aber nochmal: Sie persönlich sehen sich der FDP politisch näher als der AfD?

Klar. Längerfristige Überzeugungen zählen da. Was kann eine gute Partei dafür, dass sie möglicherweise personell schon bessere Zeiten hatte?

Wer wäre denn für Sie ein Liberaler, der Sie begeistern könnte?

Armin Laschet!

Aber der ist gar nicht in der FDP.

Nein, Armin Laschet führt die CDU. Aber natürlich hat auch die FDP interessante Typen mit Steherqualitäten in ihren Reihen. Da sind mir immer wieder der Hesse Dr. Stefan Naas und der Saarländer Oliver Luksic aufgefallen. Naas ist ein hochintelligenter Strippenzieher, er ist Landtagsabgeordneter und dürfte bei der Landtagswahl 2023 in Hessen Spitzenkandidat werden.

Oliver Luksic ist für mich der kompetenteste Politiker in Verkehrs- und Infrastrukturfragen aller Parteien überhaupt. Er spielt im Deutschen Bundestag da eine starke Rolle.

Und wie war das mit den beiden Jusos, die angeblich für Sie arbeiten?

Ich kenne die beiden Jungs nicht mal persönlich. Tatsächlich schreiben beide für ein Internetportal, das medial mir angeblich zugeordnet wird. Nun könnte ein normal denkender Mensch meinen, dass es mit der rechtsextremen Grundtendenz dieser Nachrichtenportale nicht sehr weit her sein kann, wenn sogar Jusos frei dort publizieren dürfen. Doch im Deutschland 2021 wird anders ein Schuh draus. Nun fürchtet auch die SPD bald, rechts unterwandert zu werden.

Bildquelle:

  • Tom_Rohrböck_2: TheGermanZ

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.