Der Traum von einem Eigenheim ist zum Albtraum geworden

Für normalverdienende Menschen kaum noch zu finanzieren: ein Eigenheim.

von MICHAEL STING

BERLIN – Stellen Sie sich mal folgende Situation vor. Sie haben ihr Traumhaus gefunden. Der Verkäufer ist geneigt, an Sie zu verkaufen. Sie und Ihre bessere Hälfte haben sich etwas an Eigenkapital angespart, was im mittleren fünfstelligen Bereich liegt und haben beide einen gut bezahlten Job.

Und was macht die Bank? Die sagt nein. Toll oder?

Wenn Sie jetzt glauben, dass an der Sache ein Haken gewesen ist, weshalb die Finanzierung gescheitert ist: Es gibt keinen. Das ist die neue Realität. Gerade für die klassischen Einfamilienhäuser ist eine Finanzierung unglaublich schwer geworden, nicht zuletzt durch die Zunahme der Bauzinsen aufgrund der Zinsanhebung der Europäischen Zentralbank. Das führt in Teilen dazu, dass zeitweise selbst ein Beamten-Paar einen Zinssatz von knapp 6 Prozent für eine gewöhnliche Immobilie im Kreis Minden-Lübbecke hinblättern musste. Inzwischen hat sich die Situation ein wenig entspannt und die durchschnittliche Finanzierung liegt zwischen 3,5 bis 4 % an Zinsen.

Dennoch ist in nächster Zeit nicht damit zu rechnen, dass die Zinsen wieder auf ein niedrigeres Niveau sinken.

Noch interessanter ist aber die Frage, wie sich die Preise für die Immobilien und die Mieten entwickeln werden.

Fangen wir mit den Mieten an. Da sehe ich selbst keine Preisanpassungen nach unten, sondern es ist in vielen Fällen eher damit zu rechnen, dass die Mieten weiterhin steigen werden. Wenn Sie einen Index-Mietvertrag, also einen an die Inflation angepassten Mietvertrag, haben, dürfen Sie sich schon mal auf eine Mieterhöhung von 8,6 Prozent einstellen.

Kommen wir zu den Preisen für die Immobilie.

Nach einer kürzlich vorgelegten Studie der DZ-Bank werden kommendes Jahr die Kaufpreise für Wohnimmobilien im Jahresdurchschnitt voraussichtlich um vier bis sechs Prozent fallen. Dies ist nicht zuletzt den höheren Bauzinsen geschuldet. Diese haben Auswirkungen auf die private Nachfrage nach Wohnimmobilien. Doch auf den großen Crash auf dem Wohnimmobilien-Markt wie im Jahr 2007 in den USA würde ich nicht setzen. Aus folgenden Gründen:

1) Der größte Anteil der Wohnimmobilien ist beim Erwerb zusätzlich mit Eigenkapital finanziert wurden. Das dämpft teilweise die Spekulation ein und sorgt dafür, dass umsichtiger mit der Aufnahme von Krediten umgegangen wird.

2) Deutschland leidet unter Wohnraummangel. Eine von dem Bündnis beauftragte Studie des Pestel-Instituts und des Bauforschungsinstituts ARGE kommt zu dem Ergebnis, dass 2023 ein Rekord-Wohnungsmangel drohe. Es fehlten über 700.000 Wohnungen. Dies sei das größte Wohnungsdefizit seit mehr als 20 Jahren.

3) Lieferengpässe und massive Preisanstiege für Baumaterial und Personalkosten machen der Baubranche weiterhin zu schaffen. Dadurch reduziert sich wiederum das Angebot. Zumal es für viele Bauherren Schwierigkeiten gibt, an die nötigen Handwerker zu kommen.

Der Traum von einem Eigenheim rückt für den einfachen Bürger immer mehr in weite Ferne.

Bildquelle:

  • Eigenheim_2: pixabay

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