Die alten Schätzchen vom Dachboden bringen uns unsere Jugend zurück

von MARC KNIFFKA

BERLIN – Wer schwelgt nicht gerne in Erinnerungen und erinnert sich an seine Kindheit? Auf Klassentreffen, beim Bierchen mit dem besten Freund oder im Kreis der Familie – viele Erlebnisse haben uns geprägt und während die schlechten Ereignisse zumeist verdrängt werden, erinnert man sich zumeist an die Guten. Spielen gehört bei den Meisten mit Sicherheit dazu, und wie oft hat man sich selber schon dabei ertappt, dass man im Fernsehen, einer Illustrierten oder auf dem Trödelmarkt altes Spielzeug gesehen hat, wo man in Gedanken alte Zeiten aufleben lässt und sich denkt „das habe ich früher auch gehabt“.

Gerade diese Erinnerungen an Früher sind es, die Sammlerherzen höher schlagen lassen. Wer seine Schätze aus vergangenen Zeiten noch hat, kann sich glücklich schätzen – wer hingegen beim Auszug aus dem Elternhaus alles weggeworfen hat oder durch verschiedene Umzüge jedes Mal ein oder mehrere Teile vermisste, hat das Nachsehen. Zum Glück gibt es heutzutage aber Online-Marktplätze, wo man seine Erinnerungen wieder aufleben lassen kann, und sein Lieblingsauto, die einzigartige Action-Figur oder die Barbie-Puppe wiederfindet.

Der Markt boomt, wie man bei einem Blick auf eBay oder in verschiedenen Facebook-Gruppen schnell feststellen kann, und man mag staunen was für Preise für altes Spielzeug aus den 60er, 70er und 80er Jahren heute bezahlt wird.

Im Bereich Action-Figuren erzielen heute besondere Stücke von „Star Wars“ oder „Masters oft the Univers“ Preise von bis zu 1.500,- Euro pro Figur. Seltenere Zusatzstücke wie Raumschiffe oder ganze Sammlungen bringen schnell ein Vielfaches im vierstelligen Bereich. Aber Achtung – der Sammler von heute ist verwöhnt und wünscht sich seine Kindheitserinnerungen original verpackt und möglichst unbespielt. Aber auch lose Figuren im guten Zustand bringen zumeist ein mehrfaches von dem, was sie vor 30 oder 40 Jahren im Laden gekostet haben – sie müssen aber immer noch in einem guten Zustand und vollständig sein. Grundsätzlich gilt auch, dass Spielzeuge heutzutage dann teuer und selten sind, wenn es früher eher unbeliebt war. Bei „Star Wars“ hat jeder mit den Helden der Filme gespielt, aber wer hatte schon den Roboter, der nur 10 Sekunden im Film zu sehen war und eigentlich nichts konnte?

Matchbox, Corgi Toys oder Britains haben von jeher tolle Automodelle hergestellt und wer hat nicht mit ihnen gespielt? Heutzutage bringen die Modelle teils hohe dreistellige Preise, die noch die Originalverpackung haben und möglichst in erfolgreichen Kinofilmen mitgespielt haben. So bringen James Bond Fahrzeuge oder Editionen von Superhelden, wie Batman oder die grüne Hornisse stolze Preise im dreistelligen Bereich. Auch Landmaschinen wie Traktoren, Mähdrescher und das passende Güllefass gewinnen immer mehr an Beliebtheit. Man mag wetten, dass diejenigen Hobby-Traktorfahrer, die am Wochenende mit ihren alten John Deere oder Deutz Traktoren durch die Gegend tuckern auch zuhause ihre Spielzeugmodellsammlung haben.

Auch Playmobil und Lego haben mittlerweile ihre Schätzchen zu bieten. So bringt von Playmobil der Bauarbeiter von 1979 heute stramme 500 Euro, wenn er noch in der originalen Verpackung ist. Bei Lego findet man heute eher langweilig anmutende Bausätze von Häusern oder Western-Szenen Angebote, die schnell 150 bis 200 Euro bringen. Aber auch hier gilt stets der Grundsatz komplett und möglichst unbespielt.

Eine Renaissance finden zur Zeit die kleinen Figuren im Maßstab 1:72 der Marken Airfix, Atlantic und Co., die man früher schon pro Packung für 1 DM kaufen konnte. Die kleinen Schächtelchen mit den Figuren aller möglichen Epochen erzielen heute schnell 50 Euro und mehr, wenn sie etwas außergewöhnlicher sind wie Ägypter, Zootiere oder Zivilfiguren. Aber auch Klebebausätze derselben Hersteller können heute schon wieder Sammler begeistern – sei es das Rennauto, der Kampfjet oder der alte Dreimaster mit einem möglichst schönen Bild auf der Verpackung.
Auch im Bereich der Spielzeuge für Mädchen tut sich etwas, wobei dieser Markt bis auf wenige Ausnahmen immer etwas hinter dem Jungenspielzeug hinterherhinkt. Die teuerste Barbie wurde bereits für sage und schreibe 13.500 Euro versteigert, aber es geht auch noch teurer, wenn es sich um Sonderanfertigungen handelt. Das Auktionshaus Christies versteigerte eine Barbie mit echten Diamanten für stolze 220.000 Euro, was aber die Ausnahme ist und mit Sicherheit auf keinem Dachboden auf eine Wiederentdeckung wartet. Was hingegen Jungenspielzeug und Puppen betrifft, so waren in den 70er und 80er Jahren die Puppen von Big Jim und G.I. Joe ziemlich angesagt, die auch heute wieder Liebhaber finden. So bringen selbst einfache G.I. Joe Figuren in Verpackungen leicht 20 Euro und mehr pro Stück bis hin zu einigen hundert Euro und bei Big Jim von Mattel findet man schon Puppen ohne Verpackungen, bespielt, für 30 Euro aufwärts.

Keine Geheimtipps sind auch Spielzeuge von Fisher Technik, Steiff und Carrera Bahn mehr. Auch hier werden mittlerweile stramme Preise bezahlt, die Liebhaber gerne für ihre Kindheitserinnerungen ausgeben.

Jeder Boom hat aber auch seine Schattenseiten. Während noch bis in die 90er Jahre hinein Spielzeuge aus der Zeit von 1900 bis 1960 der Firmen Elastolin, Schuco und Märklin Traumpreise erzielte, sind diese Werte heute schon wieder rückläufig, denn Angebot und Nachfrage regulieren bekanntlich den Markt, was auch bei Spielzeug nicht anders ist. Die Sammler mit Kindheitserinnerungen aus der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts sterben langsam aus und zurück bleiben Spielsachen, mit denen spätere Generationen wenig bis gar nichts anfangen können. Eine Dampflok die nicht digitalisiert ist und eine Spielzeugfigur, von der nach 100 Jahren die Farbe abblättert, sind nicht die Kindheitserinnerungen der heute 40 bis 60 jährigen. Da erklärt es sich aber schon fast von selbst, dass dies nicht mehr die Stücke sind, die man noch aktuell auf dem Dachboden finden kann. Alles hat seine Zeit und Vorlieben, und Sammlerwünsche wandeln sich damit. Auf alle Fälle lohnt sich aber stets ein Blick auf den Dachboden, ob dort noch vergesse Schätze und Erinnerungen schlummern – sei es um die Urlaubskasse ein wenig aufzubessern oder den Kindheitserinnerungen einen würdigen Platz zu geben.

Bildquelle:

  • Alte_Spielzeuge: thegermanZ

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