Eintracht-Frust wegen «Gurkenelfmeter»

Frankfurts Randal Kolo Muani (l) und Herthas Maximilian Mittelstädt kämpfen um den Ball. Foto: Christophe Gateau/dpa - WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen.

von ARNE RICHTER

BERLIN – Kevin Trapp konnte immerhin schnell wieder lachen. Mit seiner blauen Kapitänsbinde spielte der Eintracht-Kapitän lässig an seinem Handgelenk und berichtete von einem ungewöhnlichen Gespräch mit Schiedsrichter Frank Willenborg.

«Weil er keinen Gurkenelfmeter geben wollte», habe ihm dieser auf die Frage nach dem umstrittenen Videostudium im Berliner Olympiastadion geantwortet. Trainer Oliver Glasner sah die pikante Frage nach dem revidierten Strafstoß in der Schlussphase beim 1:1 bei Hertha BSC nicht so entspannt.

«Beide Mannschaften hatten Chancen zum Sieg. Am Ende hat es der Schiedsrichter entschieden», lautete das ziemlich kritische Fazit des Frankfurter Trainers, der sich nach dem leichten Handeinsatz von Hertha-Torwart Oliver Christensen am Knöchel von Rafael Borré um die große Siegchance gebracht sah.

Schwarz kann Frust der Eintracht verstehen

«Der Schiedsrichter hat gesagt, für ihn ist es kein Elfmeter, für mich schon», sagte Glasner und wollte das leidige Thema aber auch schnell wieder abhaken. Mit einem gequälten Lächeln nahm er die Einschätzung von Hertha-Trainer Sandro Schwarz zur Aufreger-Szene zur Kenntnis. «Ich kann den Frust der Eintracht-Seite verstehen», sagte der neue Hertha-Coach nach seinem ersten Punktgewinn mit den Berlinern.

Erstaunlich offen kritisierte Frankfurt-Trainer Glasner sein Team für einen anfangs wenig erbaulichen Auftritt, der den Berlinern die frühe Führung durch Suat Serdar (3.) ermöglichte. «Unser Zweikampfverhalten in der Defensive war desaströs», lautete Glasners hartes Urteil. Daichi Kamadas Ausgleich (48.) brachte immerhin den ersten Punkt in der noch jungen Saison der Fußball-Bundesliga auch für Frankfurt.

Wo steht die Eintracht also keine 100 Tage nach dem Triumph von Sevilla und nach einer Woche mit den Lektionen durch den FC Bayern (1:6) und Real Madrid (0:2)? Glasner kann das Gerede vom Rausch der Europa League nicht mehr hören. Er bittet um Kenntnisnahme der Frankfurter Realitäten. «Wir dürfen nicht immer über Europa sprechen, sondern wir waren Elfter in der Bundesliga. Wenn wir uns verbessern wollen, müssen wir besser spielen als heute», grantelte der 47-Jährige.

Auch Trapp war nahe an den aktuellen Frankfurter Gegebenheiten. «Wir haben viel fußballerische Qualität. Was wir besser machen müssen ist die Zweikampfführung. Wenn Du immer eine Schritt zu spät kommst oder die Zweikämpfe nicht annimmst, dann wird es schwer», sagte der Schlussmann.

Glasner arbeitet an neuer Team-Struktur

Glasner weiß, was er tun will und muss. Nach dem Abschied der Säulen Martin Hinteregger (Karriereende) und Filip Kostic (Juventus Turin) bastelt er an einer neuen Struktur. Die Dreierabwehr mit Almamy Touré, Tuta und Evan Ndicka genügt noch nicht den Ansprüchen. Nach dem Touré-Ausfall wegen muskulärer Probleme stabilisierte Routinier Makoto Hasebe in Berlin das Gebilde. «Wenn es so weiter geht, hoffe ich, dass er noch bis 45 spielt», sagte Glasner über den 38 Jahre alten Japaner.

Immerhin vorne stimmt die Mischung schon eher, auch wenn die Doppelspitze als taktisches Mittel noch gewöhnungsbedürftig ist. «Natürlich kann ich mir das vorstellen, sonst hätte ich es nicht gemacht», sagte der Trainer zu seiner neuen Taktik. Randal Kolo Muani als Stoßstürmer weckt große Frankfurter Hoffnungen. «Dass wir nach vorne in jedem Spiel in der Lage sind, Torchancen zu erspielen, überrascht mich nicht», sagte Glasner.

Bildquelle:

  • Hertha BSC – Eintracht Frankfurt: dpa

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.