STUTTGART – Der Betriebswirt und Bestsellerautor Marc Friedrich erlebte im Jahr 2001 den Staatsbankrott in Argentinien. Kann so etwas auch heute wieder passieren? In Europa, in Deutschland? Unser ganzes Finanzsystem wackelt, behauptet der 45-jährige Finanzexperte in Vorträgen und Veröffentlichungen. Und dann schrieb die linksgrüne Süddeutsche Zeitung eine Kritik und behauptete, Friedrich sein ein Verschwörungstheoretiker. Grund genug für TheGermanZ ihn mal direkt zu fragen, was er denkt, statt der SZ-Schublade zu vertrauen.
Herr Friedrich, Sie haben 2008 den Staatsbankrott in Argentinien hautnah miterlebt. Ist sowas hier in Deutschland und Europa auch möglich?
Klar, warum sollten Deutschland und Europa davor gefeit sein? Österreich, Frankreich, Griechenland, Italien, Spanien, Portugal und auch Deutschland haben in den vergangenen 200 Jahren mehrfach einen Staatsbankrott hingelegt.
Unser jetziger Status Quo ist kein Garant dafür, dass wir in alle Ewigkeit unseren jetzigen Wohlstand konservieren können. Durch unfähige Politiker und historische Fehlentscheidungen der Politik, können wir diesen Wohlstand in Zukunft nicht mehr halten. Man darf nicht vergessen dass wir Hauptzahler des Währungsexperiment Euros sind und die EZB jetzt schon eine Bilanzsumme von über 7,5 Billionen Euro angehäuft hat – Tendenz weiter stark steigend. Das sind 73 Prozent der Wirtschaftsleistung der gesamten Eurozone.
Ist also die EU schuld an der Misere?
Wir sind auf Gedeih und Verderben mit dem künstlichen EU-Konstrukt verbunden, das jetzt wie ein souveräner Staat Schulden machen darf und damit gegen die Maastrichter Verträge verstößt. Aber im Schatten der Corona-Krise hat man die Gelegenheit genutzt und den lang ersehnten Traum des supranationalen Superstaats zu implementieren und uns alle vor vollendete Tatsachen gestellt. Jetzt wird die EU im ersten Schritt 800 Milliarden Euro Schulden aufnehmen für die wir alle haften – vor allem Deutschland, weil wir der größte Nettozahler der EU sind.
Dasselbe gilt für die planwirtschaftliche EZB. Dort haften wir ebenso mit dem größten Anteil. Dass der Euro nur eine Kunstwährung auf Zeit ist und dieser, wie alle Währungsunionen in der Geschichte der Menschheit, dysfunktional ist, das zeigen etliche Parameter. Target 2-Salden der Bundesbank sprechen eine ebenso deutliche Sprache. Ohne Eurokrise sind wir wieder auf über 1,1 Billionen Euro Rekordniveau gestanden, zudem haben sich die Schuldenstände in Deutschland massiv in den letzten Monaten erhöht durch eine katastrophale Politik. Deutschland hat in den vergangenen Jahrhunderten mehrfach einen Staatsbankrott hingelegt.
Also, Sie sehen: Ja, sowas ist möglich
Von Ihnen stammt die Aussage, unser Finanzsystem liege seit dem Jahr 2008 auf der Intensivstation. Viele kommen dort mal hin, aber viele werden auch wieder gesund und können nach Hause gehen. Will heißen: Welche Behandlung kann unser Überleben retten?
Der Patient liegt allerdings schon seit Jahren auf der Intensivstation, die Medikamente führen nicht zur Genesung, sondern sie halten ihn nur am Leben, und die Dosis muss stets erhöht werden. Keiner will zugeben, dass der Patient are-final ist. Fakt ist: Im bestehenden System gibt es keine Lösung. Würde es eine nachhaltige Lösung geben, hätten man sie uns schon längst präsentiert. Stattdessen erleben wir nur die größte Insolvenzverschleppung der Geschichte.
Seit 2008 höre ich permanent von Menschen, auch klugen und studierten Menschen, der Euro stehe kurz vor der Abschaffung. Es wurde sogar in den Netzwerken behauptet, es seien nachts bereits LKWs mit frisch gedrucktem DM-Scheinen zu Sparkassen-Filialen unterwegs. Offenbar alles Bullshit. Heute Morgen konnte ich meine Brötchen ohne Probleme wieder mit Euros bezahlen…
Noch vertrauen die Menschen der Währung Euro. Aber das Vertrauen erodiert und wird von allen Seiten torpediert. Wir alle müssen doch jeden Tag feststellen, dass wiruns mit dem Euro immer weniger kaufen und leisten können. Der Euro wird scheitern und gegenüber Aktien, Immobilien, Edelmetallen und Rohstoffen verliert er immer mehr an Kaufkraft. Ganz heftig ist es gegenüber Bitcoin. Da sind wir schon de facto in der Hyperinflation, weil der Euro 99,99 Prozent an Kaufkraft gegen den Bitcoin verloren hat.
Das ist ja der Punkt, es herrscht ein wahrscheinlich gut begründbarer Alarmismus. Sie sagen, dass der große Crash bevorsteht, Markus Krall und Max Otte sagen das auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Aber wann kommt er denn nun, der Crash. Und was können wir tun, um zu überleben?
Wir sind schon mittendrin im Crash. Schauen Sie mal raus. Die Politik versagt und trifft eine historische Fehlentscheidung nach der anderen. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Die Mittelschicht erodiert und das Vertrauen der Menschen in die Politik, in die Medien, in die Institutionen sowie in das System schwinden immer mehr. Zudem verlieren Sie das Vertrauen in die Geldwertstabilität was der Bitcoin Preis widerspiegelt. Ich kann Sie dahingehend beruhigen: die Welt wird mit dem kommenden Crash nicht untergehen, sie wird sich lediglich immens verändern. Der Crash ist eine gigantische Chance für uns als Menschheit. Das habe ich versucht im Buch auch aufzuzeigen sowohl für jeden Menschen individuell als auch für uns als Gesellschaft.
Die größte Oppositionspartei in Deutschland, die AfD, hat gerade auf ihrem Bundesparteitag beschlossen, Deutschland müsse aus der EU aussteigen. Halten Sie das für zielführend im Sinne der Interessen unseres Landes?
Ja, auch wenn ich mich von keiner Partei vertreten fühle.
Wir reden übers Zocken an den Finanzmärkten. Ein Freund meines Sohnes hat vor zwei Wochen an einem einzigen Tag mit Bitcoins 39.000 Euro verdient. Ein 19-Jähriger, dessen Vater ihm das mit den Krypto-Währungen erklärt und ihm ein wenig Spielgeld geliehen hat. Meine Lebenserfahrung sagt mir: Wenn sowas möglich ist, dann kommt auch da irgendwann das dicke Ende. Was meinen Sie: Sollte ich mir noch Bitcoins beschaffen?
Ja! Unbedingt! Bitcoin ist die größte Investment-Chance zu unseren Lebzeiten. Aus diesem Grund habe ich in meinem neuen Buch ein ganzes Kapitel zu Bitcoin geschrieben und deswegen werde ich in diesem Jahr auch noch ein komplettes Buch zu Bitcoin verfassen.
Das Gespräch mit Marc Friedrich führte Klaus Kelle.
Das gerade erschienene Buch von Marc Friedrich ist „Die größte Chance aller Zeiten“ – zu bestellen hier
Bildquelle:
- Marc_Friedrich: fbv