Frau Brosius-Gersdorf ist Geschichte

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

Frau Brosius-Gersdorf ist als Verfassungsrichterin durch. Eigentlich schon seit Freitag, nachdem Dutzende Bundestagsabgeordnete in der CDU/CSU-Fraktion ihrem Kanzler und ihrem Fraktionschef die Treue in dieser Frage aufkündigten. Hätte der Bundestag über die Personalien abgestimmt, wäre die Potsdamer Professorin durchgefallen, und das ist eine gute Nachricht.

Ich habe mir gestern überlegt, es wäre vielleicht gar nicht so schlecht gewesen, abzustimmen, denn in der gerade entstandenen Gruppendynamik hätte es dann vielleicht auch noch die zweite SPD-Kandidatin Ann-Katrin Kaufhold erwischt, gegen die es in der Unionsfraktion ebenfalls große Vorbehalte gibt. Aber da wird sich wohl nichts mehr bewegen jetzt, denn wenn die Potsdamer Professorin aus dem Rennen gekickt ist, dann kann die SPD-Führung nicht auch noch Frau Kaufhold opfern (lassen) – das würde das Ende der Regierungskoalition bedeuten, und das wollen weder Union noch SPD.

Die gescheiterte Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf gab sich gestern bei Markus Lanz im ZDF kämpferisch. Schuld sei natürlich eine Medienkampagne, sie sei falsch zitiert worden, eigentlich stehe sie ganz doll in der Mitte, auf jeden Fall aber war sie nicht selbstkritisch. Außer vielleicht bei einer früheren Formulierung in einer Talkshowsendung, wo sie gesagt hatte, ein Parteiverbot der AfD würde „nicht das Problem der Anhängerschaft beseitigen“. „Das war nicht glücklich. Das will ich ehrlich zugeben“, bekannte Brosius-Gersdorf gestern, und das kann man wohl sagen.

Immerhin deutete die SPD-Kandidatin in der Sendung gestern Abend erstmals auch ihren möglichen Rückzug an. „Ich möchte auch nicht verantwortlich sein für eine Regierungskrise in diesem Land“, resümierte sie. Naja, dafür ist es allerdings zu spät.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.