Frau von Storch auf Reisen in Übersee

Liebe Leserinnen und Leser,

die Erfolgsgeschichte der AfD ist ohne Beatrix von Storch nicht zu erzählen. Gern werden die Gründerväter Bernd Lucke, Joachim Starbatty und Hans-Olaf Henkel dann genannt als die geistigen Väter und die Gesichter der neuen Alternative für Deutschland, und das waren sie ja auch. Aber es sind weitere Persönlichkeiten in dem Zusammenhang zu nennen, der Publizist Konrad Adam etwa, das frustrierte CDU-Urgestein Alexander Gauland, die Alpha-Dame Frauke Petry, die quirlige Ulrike Trebesius und, ja, natürlich Beatrix von Storch.

Die markante Herzogin von Oldenburg, mit vollem Namen Beatrix Amelie Ehrengard Eilika von Storch, hatte damals etwas, was eine neue Partei unbedingt braucht. Ein Netzwerk, ein wirkmächtiges Netzwerk, dem sich Tausende bürgerliche Konservative, Christen, Lebensschützer angeschlossen hatten. Das reichweitenstarke Portal „Freie Welt“, Unterstützer und Spender, Strukturen. So etwas braucht man, wenn man Deutschland verändern will. Und Beatrix von Storch hatte und hat all das, was sie zu einer mächtigen Frau in der AfD macht, auch wenn sie nicht ganz vorn in der ersten Reihe steht.

Und so eine Frau ist unabhängig vom Parteigedöns und Wohlwollen der Parteifreunde und Parteifeindinnen. Sie darf sich eine eigene Meinung leisten. Und das macht sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit.

Gerade wieder, so schreibt der Mainstream, habe sie in Brasilien einen „Eklat“ provoziert.

Tatsächlich war die streitbare Politikerin Anfang Mai mit der deutsch-brasilianischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestags zu Besuch dort. Treffen mit brasilianischen Abgeordneten und Honoratioren, Besichtigungen, gutes Essen – was Politiker eben so machen, wenn sie ins Ausland reisen.

Doch die Stimmung schlug um, als Frau von Storch den Präsidenten des obersten Gerichts- und Wahlgerichtshofs von Brasilien, Richter Alexandre de Moraes (54), traf. Den bezeichnete sie danach auf Instagram als „Brasiliens größten Verbrecher“. Und schrieb: „Das Herz eines jeden Totalitären geht auf, wenn er die Machtfülle dieses Herrn sieht.“

Ja, Beatrix von Storch ist niemand, die sich den Mund verbieten lässt. Und so haben jetzt alle wieder eine willkommene Gelegenheit, sich zu distanzieren. Die anderen Abgeordneten, der deutsche Gesandte in Brasilien, die brasilianische Regierung – erst mal so weit weg wie möglich von dieser bösen-bösen AfD-Politikerin.

Im Grunde stört die alle aber alle nur, dass Frau von Storch nicht in Verzückung gefallen ist, als der Sozialist Lula wieder an die Spitze gewählt wurde in Brasilia. Schlimmer noch, sie wagte es sogar, gemeinsam mit ihrem Mann Sven im Juli den damaligen konservativen Präsidenten Jair Bolsonaro zu besuchen. Der ist ein Freund vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump und wagte es, nach seiner Wahl die Weichen in vielen Politikfeldern komplett anders zu stellen. Denn genau dafür hatte in einer Mehrheit seiner Landsleute gewählt.

Die BILD fand nun heraus, dass „die Störchin“ bzw. „Trixi“, wie sie in der AfD genannt wird, auch beim Besuch im Mai Bolsonaros Sohn Eduardo (38) erneut traf. Und man fragt sich unwillkürlich: ja, warum denn auch nicht? In meiner Welt dürfen sich frei gewählte Abgeordnete treffen, mit wem sie wollen.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.