Fünf Monate im Oval Office: Was macht Donald Trump richtig und was macht er falsch, Stefan?

Dr. Stefan Gehrold und Klaus Kelle beim Plausch über die Performance von Donald Trump in Rangsdorf.

BERLIN/RANGSDORF – Im mondänen Seehotel im brandenburgischer Rangsdorf treffe ist Dr. Stefan Gehrold wieder. Stefan ist 25 Jahre in top Positionen bei der Konrad-Adenauer-Stiftung beschäftigt, meistens international unterwegs – in Afrika, auf dem Balkan in Brüssel. Vor drei Jahren beschloss er, mit seiner Familie in die USA umzuziehen, wo er auch heute lebt – in Florida, kein schlechter Ort und immer noch deutlich wärmer als an diesem Sonnentag im Seehotel.

„Wir sehen in Deutschland keine Zukunft mehr für unsere Kinder“

…verrät er mir, als wir uns vor einem Jahr – auch in Brandenburg – über seine Pläne und seine ersten Erfahrungen in der neuen Heimat unterhalten. Nachzulesen hier

Damals philosophierten wir noch darüber, ob Donald Trump wohl tatsächlich wieder Präsident werden könne oder eher im Gefängnis landen werde. Heute sind wir an Erkenntnissen weiter…

Stefan, Donald Trump ist wieder Chef im Weißen Haus und Anführer der freien Welt. Bist Du zufrieden mit seiner Amtsführung nach den ersten fünf Monaten?

Dieses Mal ist die Amtsführung von Trump erratisch und disruptiv. Das ist in einigen Bereichen von Vorteil, in anderen aber auch von Nachteil.
Seine MAGA-Anhänger argumentieren, das System in Amerika sei inzwischen so verkrustet, dass es unorthodoxe Eingriffe gegen müsse, um es aufzubrechen – selbst, wenn es deshalb zu Problemen führt.
In der Außen- und Sicherheitspolitik ist das ein schwieriger Balanceakt, weil es dort auf Zuverlässigkeit ankommt. Das Gleiche gilt bei der Wirtschaft. Die Einführung hoher Zölle halte ist persönlich für schwierig. Andererseits ist es überfällig, die Staatsausgaben radikal auf den Prüfstand zu stellen.

Das heißt: Elon Musk hat recht?

Ja, sicher! Die Dinge, für die amerikanische Steuerzahler Geld ausgeben mussten, waren unsäglich. Besonders bei der Entwicklungspolitik waren die Ausgaben rein Ideologie-getrieben. Die Länder dort hat es jedenfalls nicht weitergebracht…

Aber Musk ist raus, hat sich ein Stück weit auch selbst rausgeschossen

Ja, aber Musk ist reich und unabhängig. Selbst wenn die Administration ihm jetzt Schwierigkeiten machen würde, wäre immer noch genug Geld da, dass er sich um nichts Sorgen machen müsste. Und seine DOGE-Behörde (Department of Government Efficiency) wird ja fortgesetzt und durchforstet auch in Zukunft alle staatlichen Aufgaben.

Ich finde übrigens großartig, dass es Menschen wie Elon Musk gibt, die visionär sind und die Welt insgesamt weiterentwickeln.

Im Moment stehen ja die Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine im Fokus des Interesses. Kann Trump diese Krisen lösen?

Die Beendigung der Kriege ist natürlich erstrebenswert, aber bisher ist es Trump offenbar nicht gelungen…

Die Trump-Administration hat gleich zu Beginn ihrer Arbeit mehrfach harsche Kritik an der EU geübt. Wie siehst Du das Verhältnis zwischen den beiden alten Partnern?

Das Verhältnis zwischen Europa und den USA ist zweifellos stark belastet. Das hat allerdings schon unter Präsident Obama begonnen. Es gibt in Washington sichtbar eine Abwendung von bisherigen Partnern, im Fall Europa ist das fatal.

Das ist nicht nur die Schuld Europas. Äußerungen von Trump, die EU sei nur gegründet worden, um den USA zu schaden, zeigt seine fehlende Kenntnis der Entstehungsgeschichte. Der Präsident der Vereinigten Staaten muss nicht nur mit Meloni, Orban und Merz klarkommen, sondern mit allen. Und natürlich hat die EU auch vieles falsch gemacht.

Ihr lebt jetzt im Sunshine State. Hat sich das Alltagsleben der Bürger in den USA seit Trumps Amtsantritt verändert?

Wenn man Geld investiert, zum Beispiel in Aktien, spürt man die Folgen der Zollpolitik schon. Aber der Lebensalltag ist davon unberührt, wenn man von den hohen Lebensmittelpreisen absieht.

Du verfolgst ja via Internet die politischen Entwicklungen in Deutschland weiter intensiv. Was ist Dein Eindruck?

Ich glaube nicht, dass Deutschland heute die Kraft hat, Verkrustungen aufzubrechen, wie das in den Vereinigten Staaten gerade passiert. Deutschland ist 20 Jahre in die falsche Richtung regiert worden, den Prozess kann man vielleicht verzögern, aber nicht mehr stoppen. Die Eingriffe des Staates in die persönlichen Lebensbereiche der Bürger in Deutschland sind umfassend und zerstörerisch.

Allein, wenn ich hier Radio höre oder TV schaue, wäre das schon Grund genug, Deutschland zu verlassen. Eine differenzierte Berichterstattung findet in Deutschland bei den großen Medien einfach nicht mehr statt. In den USA kann man auswählen, da gibt es große Medien für jeden zur Auswahl. Die Linken schauen MSNBC, die Konservativen FOX News. Was schauen die Konservativen in Deutschland?

Kürzlich war unser neuer Bundeskanzler Friedrich Merz zum Antrittsbesuch im Weißen Haus. Medial spielte das keine große Rolle dort…

Ja, über Deutschland wird in den USA insgesamt nur am Rande berichtet. Wir haben innenpolitisch Themen, die wesentlich größeres Interesse finden. Merz ist aus meiner Sicht als Bundeskanzler überzeugend gestartet, aber in einer Koalition mit der SPD werden die nötigen Reformen des Systems nicht zu realisieren sein.

In Deutschland war die Aufregung groß darüber, dass JD Vance die AfD-Vorsitzende Alice Weidel in München getroffen und Elon Musk sie vor der Bundestagswahl auf X interviewt hat. Kannst Du das nachvollziehen?

Überhaupt nicht. Elon Musk ist ja auch Unternehmer in Deutschland und betreibt seine Tesla-Fabrik in Brandenburg mit 11.000 Mitarbeitern. Er bezahlt Steuern hier. Natürlich kann er sich zur deutschen Politik äußern. So wie ja seit Jahren deutsche Unternehmen in den USA mitmischen und zum Beispiel viel Geld an die Demokraten spenden…

Das Gespräch führte Klaus Kelle.

Bildquelle:

  • Stefan_Gehrold: thegermanz

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.