Groß und irrelevant: Beim BRICS-Gipfel in Rio reisen Xi und Putin gar nicht erst an

Die Tischfahnen der Brics-Gründungsmitglieder.

RIO DE JANEIRO – Dass das antiwestliche Bündnis namens Brics bisher wenig bewirkt hat, ist bekannt. Ein Gegenmodell zur dominierenden USA und ihren Partnern wolle man sein, ein eigene Leitwährung für die Welt organisieren, und auch sicherheitspolitisch gegen den Westen dagegenhalten – nichts davon ist passiert.
Selbst als die USA iranische Atomanlagen bombardierten, konnte man sich nicht einmal auf eine gemeinsame Erklärung einigen. Und als der libertäre, also freiheitsliebende, Javier Milei Argentiniens Präsident wurde, gehörte zu seinen ersten Amtshandlungen, die Einladung von Brics an Argentinien zurückzuweisen, Mitglied zu werden. Stattdessen pflegt Milei gute Kontakte mit Präsident Wolodymyr Selenskyj aus der Ukraine und Benjamin Netanjahu aus Israel – engen Verbündeten der Vereinigten Staaten.

Brics ist ein zahnloser Tiger, ein wenig attraktives Bündnismodell trotz gewaltiger Wirtschaftskraft durch die Mitglieder China und Indien. Chinas Staatschef Ji Xingping hat deshalb seine Teilnahme am Treffen dieses Wochenende in Brasilien abgesagt. Auch Russlands Präsident Wladimir Putin ist beim Gipfel nicht dabei, lässt sich durch seinen Außenminister Sergej Lawrow vertreten.

Aber – auch das gehört zur Wahrheit – Brics wächst. Den Gründungs-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika haben sich inzwischen mit Ägypten, Äthiopien, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Iran und Indonesien sechs weitere beachtliche Mitglieder angeschlossen. Wirtschaftlich ist die Brics-Gruppe also durchaus relevant und bringt ihren Mitgliedern freien Zugang zu wichtigen Märkten wie Indien und China.
Aber Politisch vertreten die Mitgliedsstaaten deutlich unterschiedliche Ziele. Wenn Sie mit indischen Diplomaten sprechen, weisen die jeden Verdacht zurück, sich ausgerechnet mit Russland gegen den Westen verbünden zu wollen. Putins Land ist international inzwischen ein Paria, der von Indien und China als billiger Energielieferant genutzt wird – zu Preisen weit unter denen, die Moskau vor dem Angriff auf die Ukraine von den Europäern kassierte.

Und auch das Verhältnis zwischen Russland und China ist – trotz demonstrativer Freundschaftsbekundung zwischen Putin und Xi, wenn die TV-Kameras laufen – alles andere als konfliktfrei. Es gab in den 60er Jahren auch mal bewaffnete Grenzzusammenstöße und China hat viele Menschen, aber Russland viel ungenutzte Fläche direkt daneben. Der verbindende Faktor zur Zeit ist, ein Gegengewischt zu den USA und zum Westen insgesamt schaffen zu wollen.

Bildquelle:

  • Brics_Tischfahnen: depositphotos

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