Hinter den Kulissen arbeiten Strippenzieher von SPD und auch CDU an der Inbetriebnahme der beschädigten Nord Stream 2-Pipeline

Illustration der beschädigten Nord Stream2-Pipeline

von KLAUS KELLE

HANNOVER/BERLIN – Aus dem roten Hannover dringt eine Nachricht in die Welt, die man so erstmal gar nicht glauben mag. Die örtliche Sparkasse, bei der Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ein Konto hat, schreibt diesem Konto Überweisungen, die aus Russland kommen, nicht mehr gut. Das berichtet die BILD, wonach dem 81-Jährigen danach inzwischen fast eine halbe Million Euro vorenthalten wurden.

Schröder war von 1998 bis 2005 Bundeskanzler, und bezeichnet sich als „Freund“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Nach seiner Amtszeit als deutscher Regierungschef wurde er schnell der wichtigste Kreml-Lobbyist in Deutschland, der bis heute Verwaltungschef der Nord Stream 2 AG ist, die dem inzwischen hoch defizitären russischen Staatskonzern Gazprom gehört.

Schröder war – zusammen mit anderen Spitzenpolitikern der SPD – treibende Kraft hinter dem Bau der Nord Stream 2-Pipeline in der Ostsee, die bis heute nach einem Sprengstoffanschlag in der Ostsee schwer beschädigt ist und dessen Röhre 2 nach Putins Angriffsbefehl gegen die Ukraine nie in Betrieb genommen wurde.

Die Sparkasse Hannover begründete ihren Schritt in Bezug auf Schröders Konto mit der Angst, sie könne von US-Sanktionen getroffen werden, wenn sie die alle sechs Monate anfallenden 200.000 Euro weiterhin Schröders Konto gutschreibt. Hinter dem Beschluss soll – so die BILD – Hannovers Oberbürgermeisters Belit Onay stecken, ein Grüner, der auch dem Verwaltungsrat der Sparkasse vorsteht.

Onay war es auch, der nach Beginn des russischen Angriffskrieges Schröder die Ehrenbürgerwürde der Stadt Hannover entziehen wollte. Bevor die Entscheidung fallen konnte, gab der Altkanzler die Ehrenbürgerwürde von sich aus zurück. OB Onay ließ damals mitteilen, geschäftliche Verbindungen zwischen dem Altkanzler und dem „Kriegstreiber“ Putin seien mit den Werten der Stadt Hannover nicht in Einklang zu bringen.

Ungeachtet all dieser folgerichtigen Entscheidungen arbeiten Politiker der SPD, aber auch der CDU offen daran, das politisch tote Projekt Nord Stream 2 wieder auf die Tagesordnung zu bringen.

So plädiert etwa der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer dafür, die beiden Nord-Stream-Gasleitungen in der Ostsee wieder zu nutzen, um den gekappten Gesprächsfaden mit Moskau wieder in Gang zu bringen, behauptete Kretschmer in einem Interview mit der Wochenzeitung DIE ZEIT. Konkret schlug der CDU-Politiker vor, Deutschland solle wieder 20 Prozent seines Gasbedarfs durch Importe aus Russland sicherstellen. „Entweder man versucht, Russland zu zwingen, wie es bislang der Fall war, oder man versucht einen positiven Ansatz“, resümiert Kretschmer und stellt sich damit offen gegen seinen CDU-Bundeskanzler Friedrich Merz und die EU-Kommission, die gerade schärfere Gas-Sanktionen gegen Russland vorbereitet.

Tatsächlich gibt es seit Monaten immer wieder Berichte darüber, dass die Blockade russischen Gases mit Hilfe eines amerikanischen Investors und mit Billigung des Weißen Hauses unterlaufen werden soll. Nicht unwahrscheinlich, dass Gerhard Schröder auch dabei eine wichtige Rolle spielt. Bei dem amerikanischen Investor, der die Nord Stream-Ruine in der Ostsee übernehmen will, soll es sich um Stephen P. Lynch handeln.

Angeblich habe der vor nicht allzu langer Zeit seine Pläne in einer vertraulichen Runde im Wirtschaftsministerium in Berlin vorgestellt. Danach soll der Gashandel zwischen Russland und der EU zukünftig über die USA organisiert werden, die zum offiziellem Betreiber der Nord Stream-Gasleitungen würden.

Stephen P. Lynch gilt als ein „Dealmaker“, wie sich Donald Trump diese Leute wünscht. Jahrzehntelang soll Lynch in Moskau gelebt haben, die Zentrale seiner Firma „Monte Vally“ liegt in der Glitzermetropole Miami an der Ostküste Floridas. Von dort ist es mit dem PKW nur eine Stunde Fahrzeit zu Trumps schickem Anwesen in Mar-a-Lago.

Lynch war bei Bankgeschäften in Russland aktiv dabei und habe auch Anteile des zerschlagenen russischen Yukos-Konzerns erworben. Im vergangenen Wahlkampf unterstützte er Donald Trump mit Spenden und dürfte deshalb enge Beziehungen zur US-Administration haben, zum Kreml sowieso.

Bemerkenswert ist auch, wie intensiv die Schweizer „Weltwoche“ Wasserstandsmeldungen zur baldigen Wiederinbetriebnahme der Nord Stream-Pipeline verbreitet. Herausgeber Roger Köppel ist offenkundig in Moskau bestens gelitten, war zuletzt sogar zu Putins Wirtschaftstreffen in Sotschi als einziger deutscher Journalist eingeladen.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete im April, dass die „Weltwoche“ 1:1 einen Artikel veröffentlicht habe, der aus dem russischen Propagandamedium RT abgeschrieben worden war. Der Sender ist als staatliches Desinformationsinstrument Russlands in Deutschland verboten. In dem Text der „Weltwoche“ ging s um das russische Massaker an Zivilisten im ukrainischen Butscha. Dort – so die „Weltwoche“ wahrheitswidrig – hätten der Westen und die Ukraine ein Massaker inszeniert, um die Weltöffentlichkeit zu täuschen.

Das erinnert irgendwie an Holocaust-Leugner, die ja auch verbreiten, die Leichenberge in den KZs seien dort 1945 von den Alliierten hingebracht worden für die Fernsehkameras…

Bildquelle:

  • Nord_Stream_2_beschädigt_Illustration: depositphotos

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.