von KLAUS KELLE
BERLIN – Sie hat es noch einmal allen gezeigt: Die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, die fünf Mal Gold bei Olympischen Spielen und sechs Weltmeisterschaften gewonnen hat, setzte sich nach einem 16 Jahre andauernden Rechtsstreit mit der Internationalen Eisschnelllauf Union (ISU) letztlich durch. Gleichzeitig nutzte sie die Gelegenheit, um ihre in 53 Jahren so glanzvolle Sportlerkarriere zu beenden.
„Es reicht jetzt. Ich habe immer gesagt, wenn alles vorbei ist. Damit kann ich die Schlittschuhe jetzt an den Nagel hängen und höre auf“, sagte die Berlinerin.
Und vorbei ist er, dieser beinharte Streit um eine zweijährige Dopingsperre, die ihr 2009 auferlegt wurde – zu Unrecht, wie heute bewiesen ist.
Ich habe in meinem Leben Hunderte Pressekonferenzen besucht, aber heute Vormittag habe ich im Hotel am Müggelturm in Köpenick zum ersten Mal, dass an die wartenden Journalisten vor Beginn Sekt ausgeschenkt wurde. Von Pechsteins Lebensgefährten Matthias Große, der zusammen mit Claudia und mit ihrem umtriebigen Manager Ralf Grengel das Ruder herumgerissen hatte, als ihre ersten Zivilprozesse vor dem Landgericht und dem Bundesgerichtshof verloren wurden. Das Bundesverfassungsgericht leitete dann die Wende ein, kam auch zu dem Ergebnis, dass das ganze Sportgerichtssystem einer Überarbeitung bedürfe. Kein Sportprozess dürfe 16 Jahre lang dauern mit 1500 Seiten Prozessakten. Gutachten, Schriftsätzen und Gegengutachten.
Und was auch bei Pressekonferenzen äußerst selten ist
Claudia Pechstein, Ausnahmesportlerin und Bundespolizistin, wurde bei ihren Ausführungen im überfüllten Saal immer wieder mit lautem Beifall unterbrochen.
Am vergangenen Montag hatten Pechstein und ihr Lebensgefährte Matthias Große, einen Tag später auch die ISU, bekanntgegeben, dass der Rechtsstreit um Schmerzensgeld und Schadenersatz in Höhe von rund 8,4 Millionen Euro nach mehr als 16 Jahren beendet ist. Beide Parteien hatten sich am 27. Februar in Berlin außergerichtlich geeinigt.
Schon zu Beginn der PK hatte Große die Journalisten darüber informiert, dass über den Inhalt der außergerichtlichen Einigung zwischen beiden Parteien absolutes Stillschweigen vereinbart wurde. „Und daran halten wir uns bis ans Lebensende“, versprach Große.
Auch der Weltverband schickte Liebesgrüße aus Lausanne in der Schweiz: „Die ISU würdigt die sportlichen Leistungen von Frau Pechstein und begrüßt ihren künftigen Beitrag zur Entwicklung der Athleten und des Eisschnelllaufsports.“ Pechstein hatte Doping stets bestritten, ärztliche Gutachten internationaler Experten bestätigten nach zahlreichen Bluttests die Aussagen Pechsteins, die eine vom Vater ererbte Blutanomalie nachweisen konnten.
Ende gut, alles gut. „Ich bin stolz auf meine sportlichen Leistungen, und ich habe viele Jahre auf diesen Tag gewartet“, sagte die Weltklasse-Sportlerin. Vor allem aber: „Jetzt bin ich total glücklich!“
Bildquelle:
- Claudia_Pechstein_Schlittschuhe: KELLE / klaus kelle