Im Funkloch: Ein öffentlich-rechtlicher Untenrum-Anbieter, der Sie verunsichern könnte

von THILO SCHNEIDER

BERLIN – Erinnert sich noch jemand an bento? Das feucht-fröhliche Lendenmagazin des SPIEGEL für GenderstudierendeX? Das sich so spannenden Themen wie „Analpenetration – NEU – jetzt auch für Heterosexuelle“ widmete? Nein? Haben Sie es gut! Immerhin hat eine gnädige Marktwirtschaft im Jahr 2020 der verschriftlichten Feuchtgebietsexpedition das Rotlicht ausgeblasen. Ein gutes Dutzend bento-Leser stand seitdem quasi auf dem Straßenstrich und wusste nicht, wohin mit Händen und sonstigen Gliedmaßen.

Aber tatsächlich wurde und wird die Fackel oder Fickel weitergetragen. Diesmal aber nicht von einer den marktwirtschaftlichen Gesetzen unterworfenen Zeitschrift, sondern einem von der Demokratieabgabe freudig finanzierten Internetsender des EsWeIrr. Die Rede ist von FUNK, laut Eigengestöhne „das Content-Netzwerk von ARD und ZDF. „Unsere Funk-Formate aus den Bereichen Information, Orientierung und Unterhaltung sind auf YouTube, Instagram, Facebook, Snapchat und TikTok sowie auf funk.net zu finden.“ Ja. Leider!, so möchte ich hinzufügen.

Es gibt somit vor diesem optisch dahingewichsten Irrsinn kein Entkommen – außer, man spült sein Handy in der Toilette herunter. Was wiederum einen FUNK-Beitrag wert wäre. Im wahrsten Wortsinne.

Funk richtet sich mit seinen schmierigen Inhalten an „Menschen zwischen 14 und 29“. Denn, man lese und staune, „eine 14-jährige Schülerin sucht im Netz nach anderen Inhalten als ein 29-jähriger Betrugstätiger (oder „Berufstätiger“, ich stolpere immer wieder über Freud)“. Und wonach sucht so eine 14-jährige Schülerin im Netz? Zum Beispiel nach dem wichtigen Thema „Wie wasche ich mir den Hintern richtig?“ Da will FUNK wissen: „Wie offen redest Du über Deine Verdauung?“ und fragt sich dann erstaunt, ob man „Kot im Kopf“ haben kann. Ja, das geht, wenn man bei FUNK arbeitet. Und sich Gedanken um den Unterschied zwischen lauten und leisen Fürzen macht.

Apropos wichtige Fragen: FUNK gibt Tipps zum richtigen Masturbieren, und warum es keine gute Idee ist, in eine Steckdose zu fassen oder recherchiert, „warum Babys so dumm sind“. Ich weiß es, ich weiß es: Die sehen wahrscheinlich nicht FUNK. Sicher, nicht immer ist der Spartensender für 14-jährige Klippschülerinnen, die sich in die Hände furzen, ganz stringent. So stellt FUNK am 25. Dezember fest, warum Essen glücklich macht, um am nächsten Tag erstaunt zu behaupten, dass sich „viele Jugendliche zu fett finden“. Vielleicht kommt ja daher die Affinität zur „Konsistenz des Stuhlgangs und was sie aussagt“. Ich wette: Noch nie hat sich ein (öffentlich-geschlechtlicher) Sender so sehr mit der eigenen Scheiße beschäftigt.

Daneben gibt FUNK aber auch Antworten auf Fragen, die sich nie jemand gestellt hat, der nicht in der geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Klinik war: „Wie sähe Olaf Scholz mit Haaren aus?“ oder „Sollten Katzen auf Menschenklos gehen?“ Womit wir wieder beim Thema wären. Ich bin sehr froh, dass alle meine Töchter das vierzehnte Lebensjahr einigermaßen geistig unversehrt hinter sich gebracht haben. Soweit das mit mir als Vater möglich ist. Und die ihrem pubertären Forschungsdrang dadurch Befriedigung verschafft haben, dass sie ein Milky Way in Milch geworfen haben, um zu sehen, ob es da wirklich schwimmt (tut es tatsächlich).

Allerdings kann Frau, wenn sie muss, auch etwas über das „müssen“ lernen: So spart tägliches „Pinkeln in der Dusche“ satte 2.600 Liter Wasser im Jahr, lernen wir. Ich will da gar nicht ausrechnen, wie viel Wasser die Entsorgung des menschlichen Kots aus dem guten alten Nachttopf auf dem heimischen Kompost oder in den Balkonblumen spart. Das überlasse ich lieber den Exkremisten von FUNK.

Die größte Leidenschaft von FUNK liegt allerdings auf einer anderen Körperöffnung: Der Vagina. Hui, was gibt es da alles thematisch zu erkunden: Beispielsweise einen „Vulva-Talk“, der jedem Besucher eines Evangelischen Kirchentags die Schamhaarröte ins Gesicht treibt, oder die hübscheste Vulva-Frisur (wobei mir hier die Version mit den Zöpfen fehlt) oder wie man eine Avocado richtig befummelt. Mir persönlich hat bei der Frage nach der „Lieblingsbezeichnung für das Geschlechtsteil“ allerdings die Antwort „FUNKLOCH“ gefehlt. Aber „Vulvina“ geht für mich auch in Ordnung und ist auch ein hübscher Mädchenname. Also für die, die sich als Mädchen und Frau identifizieren.

Aber wenn Sie jetzt meinen, FUNK sei da jetzt doch etwas monothematisch unterwegs, dann haben Sie vollkommen recht. Nichts erreicht die einsame, filigrane und investigative Tiefe der Dokumentation „Sex mit Tieren“. Den Link erspare ich Ihnen, mein Logarithmus sieht durch diese kurze Internetrecherche sowieso schon wie ein separater Pornokanal aus. Ich schwöre, diese Reportage gibt es!

All das, diese ganze Auf- und Abklärung von Anus bis Vulva zahlen Sie und ich von Gebührengeldern.

Aus satten 44 Millionen Euro beträufelt der Untenrum-Anbieter für geschlechtsunsichere Pubertierende seine „Content-Creator:Innen“, bei denen das Motto „je perverser, desto stöhner“ zu lauten scheint. Aber was tut und zahlt man nicht alles für die Demokratie?

Zur Ehrenrettung von FUNK sei jedoch angemerkt, dass sie auch Gartentipps geben. Zum Beispiel zur Pilzzucht oder zum Blühen. Natürlich in der Vaginalflora. Ich gebe zu, manchmal den guten alten Dr. Sommer zu vermissen, der noch Antworten auf Fragen wie „Ich habe Kirschkerne verschluckt. Wächst mir jetzt ein Baum aus dem Hintern?“ liefern musste. Was wohl aus ihm wurde? Als Chefredakteur bei FUNK dürfte er jedenfalls zu alt – und zu seriös sein.

Ich will nicht ungerecht sein. Immerhin fand ich bei meiner Recherche auch einen nützlichen, praktischen Beitrag. Für alle, die zu blöd sind, Wasser zum Kochen zu bringen: „So wärmt Ihr Pizza richtig auf!“ Spoiler: Nicht auf den Toaster legen. Da passt sie nicht komplett drauf, die Pizza. Bitte, danke, gerne geschehen. Ich verstehe, dass sich junge Menschen auf Autobahnen kleben.

(Weitere gebührenfreie Artikel des Autors gibt´s unter www.politticker.de)
Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.

Bildquelle:

  • Klopapierrollen: pixabay

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